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Alle meine Schuhe

Alle meine Schuhe

Titel: Alle meine Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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versuchten, das Fitnessstudio Delsey’s Gym zu finden, die erste Adresse auf der Liste. Debbie hatte während der Fahrt auf der Autobahn mächtig damit angegeben, wie gut sie sich im Stadtzentrum von Newcastle auskannte. Amy, der von der stundenlangen Konzentration auf den Verkehr die Augen und der Kopf wehtaten, wurde allmählich wütend. Denn Debbies Navigationsfähigkeiten orientierten sich lediglich an ihr bekannten Geschäften und Nachtclubs in der unmittelbaren Umgebung.
    »Ich hab’s!«, rief sie schließlich. »Fahr hier lang! Hier! An dem Gebäude vorbei, in dem früher das TK Maxx war!«
    »War?« , wiederholte Amy, blinkte rechts und bog in eine unangenehm enge Seitenstraße ein. »Das hilft mir nicht wirklich weiter!«
    »Du kennst doch mein orangefarbenes Kaschmir-Tanktop? Das habe ich mir dort für vierzehn Pfund gekauft. Dienstags wurde immer die neue Ware geliefert – stopp! Du bist schon zu weit. Es war die erste Querstraße da hinten; du hättest links in die kleine Straße abbiegen müssen, die zu Harley’s Nightclub führt! Da vorn vor der Garagentür kannst du wenden.«
    »Na toll«, erwiderte Amy trocken, trat viel zu heftig auf die Bremse und wendete. Der 2CV brachte sein Missfallen stotternd zum Ausdruck.
    »Da, links – Delsey’s Gym . Habe ich’s nicht gesagt? Ums Eck ist eine Tiefgarage. Kleine, wir haben es geschafft.«
    »Gott sei Dank.« Amy schnaufte, während der Wagen die Rampe hinunter in eine schlecht beleuchtete Tiefgarage polterte. »Mein Lebenswille begann bereits zu schwinden.«
    »Nichts zu danken!«, zog Debbie sie auf.
    »Entschuldige.«
    Sie blieben noch einen Moment erschöpft im Wagen sitzen und sammelten ihre Kräfte, um auszusteigen und den ersten Teil ihrer Mission anzugehen.
    In Amys Kopf sauste alles durcheinander. »Weißt du, was das Unheimliche an diesem Trip ist, Debs?«
    »Dass ich die Wörter Justin und Mistkerl seit heute Morgen nicht mehr zusammen in einem Satz verwendet habe?«
    Amy lächelte. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht – aber stimmt. Die andere seltsame Sache an dieser Reise ist, dass ich nicht den blassesten Schimmer habe, welche Schuhe an welche Adresse geschickt wurden.«
    »Was? Das war mir bisher nicht klar!«, rief Debbie.
    »Ich habe sämtliche Adressen der Käufer, aber keine Informationen darüber, was sie eigentlich gekauft haben. Hier in diesem Gebäude können sich also genauso gut meine Jimmy Choos oder meine Wanderstiefel befinden, wer weiß?«
    »Los, wir haben was zu erledigen.«
    Noch ein bisschen steif von der Fahrt stiegen sie das leuchtend gelb gestrichene Treppenhaus hinauf, vier steile Treppen bis zu einer Tür mit der Aufschrift: Rezeption .
    »Ich merke schon, wie ich fitter werde«, keuchte Debbie. »Komm, lass es uns durchziehen.«
    Amy nahm ihren ganzen Mut zusammen, stieß die Pendeltür auf, und die beiden Freundinnen betraten das Fitnessstudio.
    Die dunkelhaarige Empfangsdame telefonierte gerade – in einer Sprache, die Amy nicht verstand. Sie legte kurz den Hörer weg und wendete sich den beiden zu. »Hallo! Schön, euch wiederzusehen!«
    Unverschämt groß, schön, exotisch – und verlogen. Sie schenkte ihnen ein strahlendes, jedoch abschätziges Lächeln und wandte sich wieder ihrem Telefongespräch zu, bei dem die beiden sie so gedankenlos unterbrochen hatten.
    Hinter der Empfangstheke führte eine Milchglastür mit der Aufschrift »Privat – Nur für Personal« weiter, links ging es in Richtung Sauna und Dampfbad. Auf der rechten Seite führte ein Gang zu den Umkleideräumen, den Toiletten und zum dahinter liegenden Fitnessbereich. Amy konnte das Rattern der laufenden Geräte hinter jener Doppeltür hören und musste an Justin denken. Er ging viermal in der Woche zum Training.
    Wenn das Personal in Justins Fitnesscenter so aussah wie diese osteuropäische Schönheit, ist klar, dass ich damit einfach nicht konkurrieren kann! Man muss sich diese Frau nur anschauen …
    »Aha!«, sagte Debbie und wies den Gang hinunter. »Pinkelpause! Ich platze jeden Moment – bin sofort wieder da.« Und schon schoss sie in Richtung Damentoilette davon.
    Amy stand jetzt alleine vor der Theke und kaute auf ihrer Unterlippe. Sie fühlte sich unwohl und wünschte, Debbie wäre noch hier. Amy dachte an das Mantra, das Jesminder in solchen Situationen einsetzte: »Niemand kann dir das Gefühl von Unterlegenheit geben, solange du es nicht zulässt!« Aber diese Empfangsdame war so kalt wie Eis, ihre Wangenknochen so

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