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Alle meine Schuhe

Alle meine Schuhe

Titel: Alle meine Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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gerade in einer Krise mit seiner Zwiebelzucht – bin gleich wieder da.«
    Sie hastete zurück in Richtung Küche, und Amy folgte ihr unsicher.
    Die Küche war das reinste Chaos: Bügelwäsche, Spielsachen und eine bekleckste Kinder-Staffelei füllten den Raum bis in den letzten Winkel. Dennoch lag über allem eine gemütliche Atmosphäre. Aber Amy tat die Frau leid, die gerade den Wasserkocher aus der Steckdose zog und einem schlaksigen Mann reichte, der in der offenen Hintertür stand.
    »Und Tim? Verdreck ihn mir nicht«, seufzte sie und rieb sich über die Stirn.
    »Werde ich nicht, Schatz«, erwiderte er. Seine Stimme klang sanft und geduldig. Auch er sah erschöpft aus.
    Irgendetwas läuft hier gar nicht gut ...
    »Danke.« Amy hörte den angespannten Unterton in Sophies Stimme. Ihr Mann war bereits gegangen. Mit hängenden Schultern war er unterwegs zu seinem Gemüsebeet mit den Rankhilfen und Schutznetzen, das hinter der Hängeschaukel des Mädchens lag.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte die Frau und lächelte Amy müde an. »Sie müssen die Dame sein, die wegen der Freiwilligen für den Gemeinderat angerufen hat?«
    »Ich?« Amy wies mit dem Daumen auf sich. »Nein, eigentlich nicht. Mein Name ist Amy Marsh. Tut mir leid, Sie zu behelligen, aber es hat eine Verwechslung mit einem Paar Schuhe gegeben, die ich über eBay verkauft habe. Ich dachte, ich fahre lieber persönlich her, um die Sache ins Reine zu bringen.«
    Sophie zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Schuhe? Sie sind wegen Schuhen hier? Oh, wie dumm von mir! Aber das ist auf jeden Fall viel amüsanter, als über Flohmarktstände für den Herbstbazar zu reden! Ich liebe Schuhe!« Dann verdunkelte sich ihre Miene sofort wieder. »Meistens jedenfalls.« Sie wandte den Kopf und warf einen ärgerlichen Blick in Richtung Garten. »Wenn es eine Verwechslung gegeben hat, dann bin ich sicher, dass wir die Sache klären können. Miranda!«
    Das kleine Mädchen kam aus dem Wohnzimmer herüber gehüpft.
    »Leg das hier auf dein Bett, dann geh und mach deine restlichen Übungen draußen. Nimm Peter mit. Daddy kann einen Moment auf ihn aufpassen – ausnahmsweise. Bitte.« Sie reichte ihrer Tochter ein frisch gebügeltes Sommerkleid. Miranda nahm es und tänzelte damit nach oben.
    »Es ist wirklich eine dumme Sache«, murmelte Amy, »aber ich hatte nie vor, diese Schuhe zu verkaufen, und da ich auf der Durchfahrt hier vorbeikam, dachte ich, ich schau mal rein …« Sie brach ab, weil sie sich erbärmlich dabei fühlte, nur die halbe Wahrheit zu sagen. Es schien ihr so unpassend inmitten der Geborgenheit dieser Familie, in die man sie schließlich hineingebeten hatte.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, antwortete Sophie. »So etwas passiert mir ständig.« Dann runzelte sie die Stirn. »Nein, eigentlich nicht – aber ich habe oben ein Paar Schuhe, die gerade erst über eBay gekauft wurden. Kommen Sie am besten mit und schauen Sie selbst.«
    »Sind Sie sicher?« Amy blickte schuldbewusst auf Sophies beeindruckenden Bauch und die feucht glänzende Stirn. »Ist es nicht zu anstrengend für Sie?«
    »Natürlich nicht.« Sophie lächelte. »Kommen Sie.«
    Oben angekommen stießen sie auf Miranda. Sie zerrte ihren kleinen Bruder, der in einen Gameboy vertieft war, aus seinem Zimmer. »Komm schon, Petey. Mummy hat gesagt: JETZT! Mummy ist sehr müde, und Daddy sagt, wir müssen tun, was Mummy sagt, bis das Baby da ist!«
    Sophie lächelte. »Und jeden weiteren Tag danach für den Rest eures Lebens, mein Schatz«, erinnerte sie die beiden, als sie an ihr vorbei die Treppe hinunterstiegen, um in den Garten zu gehen.
    »Wenigstens das hat er kapiert«, murmelte sie. »Oh, entschuldigen Sie bitte, mein Name ist Sophie – und Sie sind Amy, das sagten Sie doch, oder?« Sophie betrat ihr Schlafzimmer und ging bis zur gegenüberliegenden Wand, an der ein alter, riesiger Schrank aus Kiefernholz stand.
    »Das stimmt. Und es tut mir wirklich leid …«
    »Schluss mit den Entschuldigungen! Sie wollten Schuhe? Hier sind sie! Schuhe!«
    Als Sophie die Schranktüren aufriss, verschlug es Amy den Atem. Dutzende über Dutzende wundervoller Schuhe – eine Sammlung, die ihrer eigenen leicht Konkurrenz machen konnte.
    »Riechen Sie ihn, den Duft des Leders?« Mit geschlossenen Augen atmete Sophie tief ein. Ein Ausdruck reiner Glückseligkeit huschte über ihr Gesicht, aber nur für einen Moment.
    Amy grinste. »Kann es sein, dass Sie meine Schwester sind, von der ich bislang nichts

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