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Alle meine Schuhe

Alle meine Schuhe

Titel: Alle meine Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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weiß? Mir geht es genauso, wenn ich meinen Schuhschrank öffne!«
    Sophie erwiderte das Lächeln. »Streichen Sie auch manchmal darüber, einfach nur, um ihre Form zu ertasten – selbst wenn sie gar nicht vorhaben, sie anzuziehen …? Oh, mein Gott, Sie müssen glauben, einem Schuh-Psychopathen in die Hände gefallen zu sein.«
    »Keineswegs«, versicherte Amy. »Ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Was für ein fantastische Sammlung!« Sie fuhr mit den Augen die Reihen säuberlich geordneter Schuhe entlang. Die einzelnen Paare steckten nicht in Kartons, sondern lagerten in Fächern, die an ein übergroßes Weinregal erinnerten. Aber obwohl die Schuhe hübsch waren und auch ihrem Stil entsprachen, sah Amy auf den ersten Blick, dass ihr keines der Paare bekannt vorkam. Und es waren definitiv keine Ballettschuhe dabei. »Ich könnte sie mir den ganzen Tag lang anschauen.«
    Sophie schnaubte. »Mehr bleibt mir momentan auch nicht – als sie anzuschauen. Sehen Sie das hier?« Sie wies auf ihre Füße.
    Amy blickte höflich an dem weitem, einfachen Baumwollkleid vorbei, das Sophie trug, nach unten. »Oh, Sie Ärmste!«
    Sophies Knöchel waren geschwollen, und ihre Füße so aufgedunsen, dass Amy beim Anblick der Zehen unweigerlich an dicke Würstchen denken musste. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    »Hässlich, nicht wahr?«, beklagte sich Sophie. »Ich kann schon seit Wochen meine Schuhe nicht mehr tragen und laufe die meiste Zeit in Flip-Flops herum.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Finden Sie nicht auch, dass Flip-Flops die schlimmste Erfindung der Menschheitsgeschichte sind – zumindest was Schuhe angeht?«
    Amy nickte. »Und dieser fürchterliche Name. Flip-Flops!«
    »Ich habe immer gedacht: An dem Tag, an dem ich anfange, Flip-Flops nicht nur am Strand zu tragen, ist mein Leben vorbei. Und hier steh ich nun! Watschele herum wie ein altes Walross!«
    »Ach was, so schlimm ist es nicht«, beruhigte Amy sie. »Aber Sie haben mein Mitgefühl.«
    »Danke.« Sophie wandte sich ab und ging hinüber zum Fenster. Sie blickte hinunter in den Garten hinter dem Haus, wo sich kratzende Spatengeräusche mit Mirandas Singsang und der blechernen Musik aus Peters Gameboy vermischten.
    »Sehen Sie den Mann da draußen?« Sophie wies mit dem Kopf in Richtung ihres Mannes, der offensichtlich Peter dazu bewegen wollte, den Gameboy abzuschalten und mit dem Fußball zu spielen. »Wissen Sie, was er getan hat?«
    »Ähm, nein?«
    Sophie sank seufzend auf das Bett und rieb sich das Kreuz. »Vor zwei Wochen«, begann sie, »war unser Hochzeitstag. Elf Jahre.«
    »Gratuliere«, sagte Amy zögernd, da sie ahnte, dass jetzt nichts Gutes kommen würde.
    »Ha, vielen Dank. Jedenfalls sagte Tim, dass er eine Überraschung für mich hätte – großartig, oder?«
    »Normalerweise schon …«
    »Genau. Normalerweise würden wir essen gehen, ins Theater, einen Kurzurlaub machen, was auch immer. Ich wusste, dass er etwas geplant hatte, denn er hatte es so organisiert, dass Miranda und Peter über Nacht bei seinen Eltern bleiben konnten. Und wissen Sie, was es war?«
    »Sagen Sie es mir.« Amy hielt den Atem an.
    »Ich hatte auf ein Wellness-Center gehofft. Ein Wellness-Center! Ich bin fix und fertig, aufgedunsen wie ein Wal, nichts passt mehr, alles tut mir weh, und meine Schlüpfer lassen die von Bridget Jones geradezu unanständig winzig aussehen.«
    »Amüsante Vorstellung, vielen Dank«, lächelte Amy.
    »Gern geschehen. Von der Sorte habe ich noch mehr auf Lager. Aber wie dem auch sei, ich würde meine Seele verkaufen für eine Gesichtsbehandlung, ein bisschen Frisieren oder einfach nur eine gute Pediküre – warum versteht er das nicht?«
    Vielleicht, weil er ein Mann ist? Amy sagte nichts und wartete gespannt, was jetzt kam.
    »Ich zog also das einzige hübsche Kleid an, das noch zugeht – mein Ischiko-Wickelkleid – und kam die Treppe hinunter. Es stellte sich heraus, dass er das Abendessen zubereitete.«
    »Das ist … nett, oder?« Darauf gab es keine passende Antwort, dessen war sich Amy sicher.
    »Ich fragte ihn, ob er sich in der Öffentlichkeit nicht mit einer Ehefrau zeigen will, die aussieht wie zwei Doppeldeckerbusse nebeneinander. Daraufhin war er eingeschnappt.«
    »Vielleicht wollte er einfach nur einen ruhigen Abend zu Hause verbringen, an dem er Sie noch einmal ganz für sich hat, bevor das Baby kommt.«
    Sophie seufzte. »Genau das hat er auch gesagt. Jedenfalls, der Apfelsaft stand kalt, die Kerzen brannten und

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