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Alle meine Schuhe

Alle meine Schuhe

Titel: Alle meine Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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plötzlich sagte er, dass er sich nicht länger zurückhalten könne und jetzt mein Geschenk holen würde. Ich sollte die Augen schließen und er lief nach oben.«
    »Was jetzt kommt, wird mir nicht gefallen, oder?«, flüsterte Amy.
    »Letztes Jahr waren es zwei Tickets nach Wien. Im Jahr davor eine Mulberry Tasche – die dunkelgrüne, kennen Sie die?«
    »Sorry, bei mir dreht sich alles ausschließlich um Schuhe. Taschen sind für mich unbekanntes Terrain.«
    »Er kam also wieder hinunter und hatte diesmal einen Schuhkarton dabei, mit einer dicken roten Schleife drumherum – fantastisch!«
    »Volltreffer!«, stieß Amy hervor und hielt dann wieder den Atem an.
    »Das meinte ich auch. Ich dachte, er hätte sich daran erinnert, wie ich beim Anblick eines Paars schwarzer Manolo Blahniks ins Schwärmen geriet, als wir das letzte Mal in London waren. Er hatte mich von dem Schaufenster wegzerren müssen …«
    »Doch nicht etwa die mit dem bronzefarbenen Keilabsatz?« Amy konnte einfach nicht still bleiben.
    Sophie starrte sie einen Moment lang an, dann nickte sie stumm.
    »Sorry.« Amy zuckte mit den Schultern. »Nennen Sie es Intuition. Erzählen Sie weiter, bitte!«
    »Okay, ich dachte also, er hätte mir ein paar tolle Schuhe gekauft, die ich nach der Geburt des Babys tragen könnte.«
    »Wäre auch meine Vermutung.«
    »Ich war davon ausgegangen, dass er nachdenken würde, Amy.«
    »Natürlich. Und was war in der Schachtel?« Amy hielt die Spannung kaum noch aus.
    Sophie schloss die Augen und stieß die Antwort hervor:
    »Gesundheitsschuhe.«

10. Kapitel
    W as?« Sophie kniff die Augen fest zusammen. »Sie haben richtig gehört. Gesundheitsschuhe. Dunkelblaue Latschen mit verstellbarer Schnalle für perfekte Passform.«
    »Nein!«
    »Probleme mit der Breite? Treble G.«
    »Treble was?«
    »Treble G. G für groß. Von einer Firma, die auf orthopädische Schuhe und Bandagen spezialisiert ist. Die absolut bequemsten Schuhe aus ihrer mega-bequemen Bunty-Serie. Kein Fuß ist uns zu breit , so lautet deren Motto.«
    »Kann ich sie mal sehen?« Kaum hatte Amy die Frage ausgesprochen, da schämte sie sich schon dafür. Sie war schockiert, dass ihre erste Reaktion darin bestand, sehen zu wollen, wie hässlich diese Dinger waren. Sophies Beschreibung nach waren sie aber so scheußlich, dass es nach einem Beweis verlangte.
    Sophie schüttelte den Kopf. »Zurückgeschickt. Direkt am nächsten Tag.«
    »Verstehe. In Ordnung.«
    »Und mit Tim habe ich zwei Tage lang kein Wort geredet.«
    Das war allerdings übel. Amy schaute die Frau an, die aufgeschwemmt und elendig auf das Bett geplumpst war. Wie verrückt suchte sie in ihrem Kopf nach etwas Positivem, das sie sagen könnte.
    »Ich vermute mal, er hat sich schon Gedanken gemacht. Bestimmt setzt es ihm zu, Sie so leiden zu sehen, und er wollte etwas dagegen tun?«
    Sophie nickte. »Das hat er auch immer wieder gesagt. Er findet, ich hätte überreagiert. Er sagte, er wisse selbst, dass diese Schuhe nicht gerade sexy seien, aber es wäre ja auch nur für kurze Zeit.«
    »Womit er recht hat. Wann soll das Baby kommen?«
    »Erst in fünf Wochen. Eine Ewigkeit.«
    »Na ja, eigentlich nicht, oder?«
    »Und ich muss noch so viel erledigen! Tim verbringt jede freie Minute im Garten – er geht mir aus dem Weg, das weiß ich. Er ist verärgert. Was war es noch, was er gestern gesagt hat? Warum kaufst du dir deine Geschenke von jetzt an nicht selbst, wenn ich zu dämlich dazu bin? Ach, ich weiß auch nicht. Gesundheitsschuhe, Amy! Können Sie sich vorstellen, dass ein Mann so etwas für seine Frau als Geschenk aussucht?«
    Amy biss auf ihre Unterlippe. Die Situation war zweifellos verfahren. »Sie Ärmste«, war alles, was sie sagen konnte.
    Sophie hievte sich wieder auf die Füße. Mühsam und wie in Zeitlupe langte sie unter das Bett und zog eine Plastiktüte hervor.
    »Sehen Sie sich die hier an – die sind ein richtiges Geschenk!« Sie griff in die Tüte.
    Amys Schuhe.
    Sie verspürte ein Flattern im Bauch. Da thronten ihre Schuhe auf dem Bett wie ein lang gesuchtes Beweisstück in einem Mordfall, ihre flippigen Espadrilles aus karamellorangefarbenem Leinen, die sie einst im Sommer in Spanien gekauft hatte – in den gemeinsamen Ferien mit ihrer Mutter. Gewebte Cordsamtbänder mit kleinen Holzperlen am Ende und feine Goldfäden, die das Leinen durchzogen, wodurch die Schuhe für tagsüber und abends gleichermaßen perfekt waren. Toll zu Shorts, hübsch zu einem Sarong … und

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