Alle meine Schuhe
wär’s mit der Wahrheit?
»Weil mit ihnen ganz besondere Erinnerungen verbunden sind. Ich liebe diese Schuhe.«
»Das tut sie wirklich«, mischte sich Debbie ein. »Sie ist schon komisch, unsere Amy.«
Nun wurde es wirklich still an der Rezeption, zum ersten Mal, seit Amy die Tür zu diesem Fitnesscenter geöffnet hatte. Das musste Lichtjahre zurückliegen.
»Na gut«, sagte Marta schließlich, ohne Amy in die Augen zu sehen. »Sie möchten also diese Schuhe wiederhaben, die auch Ihnen nicht passen?«
Amy nickte. »Wenn Sie nichts dagegen hätten? Tut mir leid, dass ich so viel Ärger verursacht habe.«
Dann, nach ein paar weiteren Momenten der Unentschlossenheit, erhob sich Marta und stellte den linken Schuh auf die Empfangstheke. Und nach noch quälenderen Augenblicken folgte eine finster dreinblickende Iwona mit dem rechten.
»Ich will natürlich meine vierzig Pfund zurück«, sagte Marta leise.
»Vierzig!«, fauchte Iwona. »Du solltest nur fünfunddreißig bekommen! Die Verräterin muss zahlen!«
»Diebin!«
»Ladies! Wie ich sehe, geht es heute Abend immer noch heiß her, sehr heiß .« Adonis stolzierte auf dem Weg zur Sauna an ihnen vorbei und zwinkerte vielsagend.
Es war, als würde sein Anblick die letzten 15 Minuten aus dem Bewusstsein der Schwestern löschen. Marta und Iwona schossen hinter ihm her – Iwona stoppte nur kurz, um sich zwei Eintrittskarten für den Ball zu schnappen, die unter der Empfangstheke lagen.
Erneut wurde es im Empfangsbereich gespenstisch still. Die schwarzen Schuhe standen auf der Theke. Amy starrte sie an. Dann fischte sie wortlos vierzig Pfund aus ihrer Handtasche und warf das Geld auf die Theke. Debbie schnappte sich die Schuhe.
»Lass uns abhauen«, kicherte Amy, »bevor sich die Kutsche in einen Kürbis zurückverwandelt!«
»Bin direkt hinter dir, Cinderella«, rief Debbie, während sie in Richtung Treppe stürmten.
Im Auto angekommen brauchten die beiden eine Weile, um sich so weit zu beruhigen, dass Amy den Anlasser betätigen und den murrenden 2CV dazu bewegen konnte, die Tiefgarage zu verlassen.
»Bieg am Ende der Straße links ab«, befahl Debbie.
Amy gehorchte. »Wow, was für ein Wirbel um ein paar Schuhe, die ich nie wieder anziehen werde!«, kicherte sie. »Das eine Mal, als ich sie trug, haben sie mich fast zum Krüppel gemacht.«
»Und ich dachte, du hättest dir das nur ausgedacht. Oh, hier rechts und an der Ampel wieder links.«
»Es war der erste Gig, zu dem ich gemeinsam mit Justin ging. Ich wollte nicht, dass er gleich merkt, was für ein Zwerg ich bin. Außerdem hatte ich sie damals gerade gekauft, und du weißt ja: Neue Schuhe muss man immer sofort anziehen!«
Debbie nickte. »Sonst kommt der Schuhkobold und belegt dich mit einem bösen Zauber. Bei Millets wieder links.«
»Genau deshalb. Jedenfalls, der Gig war klasse, wir haben getanzt, und ich wusste schon nach einer halben Stunde: Wenn ich nicht sofort diese Schuhe ausziehe, müsste ich meine Beine absägen, um diese quälenden Schmerzen loszuwerden. Und da ich wenig Lust dazu hatte …«
»Direkt hinter Accessorize rechts, nach der Kurve!«
»Also verabschiedete ich mich von ihnen.«
»Von deinen Beinen?«
»Den Schuhen, du Dummkopf. Ich habe barfuß getanzt und ging ihm nur noch zur Brust. Wie du weißt, kann er das Kinn auf meinen Kopf stützen – ist irgendwie nett.« Zumindest war es das.
»Und dir ist niemand auf die Füße getreten? Weiter geradeaus, dann kommt ein Brillengeschäft auf der linken Seite, da musst du rechts abbiegen.«
»Er hat eine wunderbar glatte Brust. Und in dieser Nacht duftete sie nach Kakaobutter …«
»Amy, Schatz, ich glaube, jetzt übertreibst du. Seit wann riecht ein Kerl nach Kakaobutter?«
»Es war echt schön! Und er trug mich aus dem Zelt – sagte ich eigentlich, dass der Gig in einem großen Festzelt auf dem Gelände dieses fantastischen Schlosses stattfand?«
»Nein – links an dem Vodafone -Laden … nein, warte – sagte ich links? Ich meinte rechts. Was! Ein Orange -Shop! Wann wurde denn aus dem Vodafone der Orange -Laden? Oder war da schon immer der Orange Shop und ich habe es nur vergessen …«
»Wie auch immer, da war ich also, barfuß, und wurde über das nasse Gras zu Justins Auto getragen, während die Schuhe an meinen Fingern baumelten. Ich dachte, er würde mich in mein damaliges Apartment zurückfahren, aber stattdessen fragte er, ob ich mit zu ihm käme …«
»Und – lass mich mal raten – du hast
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