Alle meine Schuhe
genau richtig – wie Amy klar wurde -, um eine schwangere Frau aufzumuntern, der nichts mehr passte.
»Sind das Ihre?«
Amy nickte.
»Und es hat da eine Verwechslung gegeben?«
Langsam nickte Amy erneut. »Eigentlich war es mehr ein Irrtum …«
»Die Schuhe sind wunderschön«, fiel Sophie ihr ins Wort. »Als Miranda und Petey bei Tims Eltern waren, haben sie sich ins Internet eingeloggt und die Schuhe gekauft, um mir eine Freude zu machen. Ich wusste gar nicht, dass die beiden einen so guten Geschmack haben! Vermutlich hat ihre Oma ihnen geholfen – sie liebt Schuhe. Schade, dass sie nichts von dieser Leidenschaft an ihren Sohn weitergegeben hat, stimmt’s? Aber so sind die Männer nun mal.«
»Vermutlich.« Ernüchtert ließ sich Amy auf Sophies Bett fallen.
Sophie war so mit Schimpfen beschäftigt, dass sie Amy gar nicht bemerkte. »Computerersatzteile? Davon kauft er die besten. Krawatten? Fürs Büro sucht er sich immer die schicksten aus. Aber Schuhe ? Ich sage Ihnen, Amy, eher friert die Hölle zu, bevor … Amy? Geht es Ihnen nicht gut?«
Sophie legte ihre Hand auf Amys, die zu ihrer eigenen Schande in Tränen ausbrach.
»Es tut mir leid.« Sie schluckte und wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. »Es ist so lächerlich.«
»Amy, was ist denn los?« Sophies Stimme war voller Sorge. Sie zog ein Papiertaschentuch aus der Box auf ihrem Nachttisch und reichte es Amy. »Ist es wegen der Schuhe? Wie dumm von mir, natürlich sind es die Schuhe.«
»Nein, nein …«
»Warum in aller Welt haben Sie sie denn verkauft?« Sophie fuhr mit den Fingern über das dunkelorange Leinen der Espadrilles.
»Habe ich gar nicht, das ist es ja«, schluchzte Amy. »Mein Freund hat sie verkauft. Vor zwei Wochen hat er all meine Schuhe versteigert, ohne mir ein Wort davon zu sagen.«
»Er hat was ?«
»Er glaubt, ich hätte ihn betrogen – was nicht stimmt -, und dann hat er das getan, wovon er wusste, dass es mich am meisten treffen würde. Anschließend hat er mich rausgeworfen.«
»Oh, Amy, das ist ja furchtbar!«
Amy holte ein paar Mal tief Luft. »Es kommt mir immer noch vor wie ein Albtraum. Er will mir nicht zuhören – geht nicht ans Telefon und reagiert nicht auf Nachrichten. Also … habe ich mir eine Auszeit genommen, um meine Gedanken zu ordnen und …«
»Und sich Ihre Schuhe zurückzuholen?« Sophies Stimme klang sanft. »Ich mache Ihnen keinen Vorwurf.«
»Nun …«
»Erzählen Sie mir von diesen Schuhen. Sie haben sie nicht in Großbritannien gekauft, richtig? Solche habe ich hier noch nie in einem Laden gesehen – sie schreien förmlich vor Euro-Boho-Chic.«
Sie legte die Schuhe in Amys Schoß. Amy berührte das Ende einer der Kordeln und spielte mit der kleinen Perle.
»Spanien.« Sie schniefte und putzte sich die Nase. »Ich habe sie in Spanien gekauft. Während der letzten gemeinsamen Ferien mit meiner Mum – sie ist vor zwei Jahren gestorben.«
»Oh, nein! Das wird ja immer schlimmer!« Sophie reichte Amy noch ein Papiertaschentuch.
»Danke. Wir waren in Sevilla bummeln. Es war einer dieser heißen Abende, an denen die Geschäfte lange auf haben, die Menschen sich einfach treiben lassen, Musik aus den Bars strömt, die Plätze voller Cafés sind. Alles war so entspannt, und Mum ging es richtig gut. Ich wollte damals, dass dieser Abend nie enden würde.« Amy lächelte schwach bei der Erinnerung. »Aber irgendwann endet alles einmal, nicht wahr?«
»Erzählen Sie weiter«, drängte Sophie.
»Fast jeder zweite Laden war ein Schuhgeschäft. Wir fühlten uns wie im Paradies, blickten in jedes Schaufenster und stellten uns vor, wie viele Paar Schuhe wir kaufen würden, wenn wir unbegrenzt Geld zur Verfügung und unseren eigenen Jumbojet hätten, in dem wir sie nach Hause transportieren könnten.«
»Solche Shopping-Trips habe ich auch schon gemacht«, sagte Sophie verträumt.
»Und dann entdeckte ich diese Espadrilles, nur den Bruchteil einer Sekunde schneller als Mum. Ich schoss in den Laden, um sie anzuprobieren.«
»Das kenne ich – wahrscheinlich hätten Sie die Schuhe in jedem Fall gekauft, ob sie nun passten oder nicht?«
Amy nickte. »Gut möglich. Aber sie saßen auch wie angegossen. Ich habe mich riesig gefreut. Und Mum habe ich gar nicht wahrgenommen, bis ich die Schuhe bezahlte und hörte, wie sie die Verkäuferin fragte, ob es noch ein Paar in ihrer Größe gäbe …« Amy brach ab und holte tief Luft. Am liebsten hätte sie sich auf Sophies Bett geworfen und laut
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