Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle meine Schuhe

Alle meine Schuhe

Titel: Alle meine Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
Vom Netzwerk:
geantwortet: Sicher nicht, mein Herr. Ich bin schließlich ein anständiges Mädchen. Bringen Sie mich sofort nach Hause oder meine Gouvernante wird sich große Sorgen machen! Ja, weiter geradeaus, an dem Good Luck -Chinesen vorbei – dort gibt es übrigens fantastisches Foo Yung.«
    Amy grinste. »So was in der Art. Ich bin jedenfalls am nächsten Tag bei ihm eingezogen.«
    Ein paar Augenblicke lang sagte Debbie nichts. Amy spürte, dass sie mit sich kämpfte, wahrscheinlich brannte sie darauf, einen fiesen Kommentar in der Art von: »Das war dein erster Fehler« loszulassen. Aber ausnahmsweise verkniff sie es sich. »Wie … nett«, war alles, was sie schließlich sagte.
    »Wohin fahren wir eigentlich?«, fragte Amy. »Das ist doch nicht der Weg, auf dem wir hergekommen sind?«
    »Ich dachte schon, du würdest nie fragen!« Debbie grinste. »Hier, nach links, auf den Parkplatz.«
    Amy blinkte links. »Wow, das sieht nach einem riesigen Einkaufszentrum aus.«
    Debbie nickte. »Und es ist bis 20.00 Uhr geöffnet.«
    »Ach?« Amy zog ein Parkticket aus dem Apparat und die Schranke ging hoch. »Was musst du denn kaufen? Willst du deinen Leuten etwas mitbringen?«
    »Sei nicht albern«, schnaubte Debbie. »Die würden nur denken, dass ich schwanger bin oder sie anpumpen will, wenn ich zu Hause mit Geschenken aufkreuze. Nein, ich, äh, muss mir ein Kleid kaufen. Und bei der Gelegenheit könntest du dir eigentlich gut ein Paar Schuhe für deine Reise kaufen. Mit diesen Folterschuhen wirst du nicht besonders weit kommen.«
    »Das lässt sich nicht abstreiten, aber warum heute Abend? Was soll diese Eile? Was willst du denn Geheimnisvolles kaufen?«
    Debbie wurde rot. »Ein Ballkleid.«
    Amy blinzelte. »Wie bitte? Du gehst zu einem … Debbie! Doch nicht etwa zu diesem Polnischen Ball?«
    »Ja, morgen Abend! Schade, dass du dann nicht mehr hier bist, um mich in diesem alten Kürbis hinzukutschieren«, kicherte sie und tätschelte das Armaturenbrett.
    Es war gut, dass der Parkplatz nahezu leer war, denn Amy konnte sich schlecht auf das Einparken konzentrieren und stand am Ende so, dass sie glatt zwei Plätze belegte. »Aber wie in aller Welt …? Debbie! Da lasse ich dich nur für fünf Minuten aus den Augen – nur fünf Minuten -, und du schaffst es, jemanden aufzureißen?«
    »Korrekt. Jetzt guck nicht so überrascht, Kleine. Wenn ich muss, kann ich sehr schnell arbeiten.« Debbie zog einen Handspiegel aus ihrer Tasche und leckte sich aufreizend über die Lippen.
    »Jetzt erzähl schon alles über den tapferen – sorry, ich meinte glücklichen – Kerl. Hatte er sich im Damenklo versteckt?«
    »Erinnerst du dich nicht an ihn?« Debbie wirkte überrascht. »Großer Typ, blonde Haare, Ausländer, Bauchmuskeln wie Rambo – und der Rest …«
    »Dieser polnische Typ?«, kreischte Amy. »Mister Nussknacker-Hintern?«
    »Ach, er ist Pole? Stimmt, das macht irgendwie Sinn, wenn man bedenkt, dass es ein Ball der polnischen Gesellschaft ist – ja, genau der.«
    » Wie ist das denn passiert ?«
    »Ich kam am Wasserspender im Fitnessbereich mit ihm ins Gespräch – ich hab da mal reingespäht, um das Potenzial zu begutachten, und weißt du was? Potenzial gesichtet.«
    »Und wie hast du es geschafft, ihm nur fünf Minuten nach eurem Kennenlernen eine Einladung zum Ball abzuluchsen?«
    Debbie erneuerte gerade ihren Lipgloss und machte einen Schmollmund vor dem pinkmetallic farbenen Handspiegel. »Ich habe ihn einfach gefragt, wo eine Frau hier ausgehen kann, wenn sie sich gut unterhalten will, und er hat mich auf der Stelle eingeladen. Es war so leicht, wie einem Kind die Süßigkeiten wegzunehmen. Findest du nicht, dass er einfach … appetitlich ist?«
    Amy konnte sich nicht vorstellen, jemals Gelüste nach so einem Kerl zu haben. Trotzdem nickte sie. »Aber das eine sage ich dir, Debbs. Halt dich von Iwona und Marta fern. Ich glaube, die hatten ihn für sich selbst vorgemerkt.«
    Debbie wies auf ihr Gesicht. »Siehst du dieses Gesicht? Wirke ich irgendwie beunruhigt?«
    Amy lachte. »Also los, du freche Göre – du sollst auf den Ball gehen. Und ich suche mir Schuhe aus!«

9. Kapitel

    O bwohl die Grafschaft Berkshire nur eine Autostunde westlich von London lag, war Amys letzter Besuch zwölf Jahre her. Einmal hatten ihre Eltern mit ihr zu Weihnachten einen Ausflug nach Windsor Castle gemacht. Sie hatte sich darauf gefreut, das echte Zuhause der Queen zu sehen. Laut ihrer Mutter hatte sie während der Besichtigung ständig

Weitere Kostenlose Bücher