Alle meine Schuhe
berühmten, englischen Balletttänzerin? Aber … wie in aller Welt …? Was geht hier vor? Sind diese Leute Schuhfetischisten? Wenn das da Margot Fonteyns Schuhe sind, wo zur Hölle ist dann der Karton mit meinen Schuhen?
Jack hatte sich zurückgelehnt und rieb sich verärgert über die Stirn. »Verdammt! Ich hätte wissen müssen, dass man eBay nicht trauen kann. Wie kann da nur ein einzelner Schuh drinnen sein? Oh, Grandma, es tut mir so leid, ich hätte es zuerst überprüfen sollen, aber ich konnte es nicht erwarten, herzukommen und sie dir zu geben!«
»Ach, jetzt komm schon«, beruhigte seine Großmutter ihn, »was hätte ich denn schon mit zweien anfangen sollen – vielleicht darin tanzen? « Sie lachte kurz auf. »Ich weiß, wie man sie anfertigt, aber ich habe ganz sicher nie gelernt, damit zu tanzen! Schon einen davon zu haben, ist für mich ein großes Geschenk. Ich danke dir, Jack, ich danke dir sehr für all die Mühe, die du auf dich genommen hast.«
Sie beugte sich hinüber, küsste ihren Enkelsohn auf die Stirn und wuschelte ihm durchs Haar. Jack wirkte noch nicht überzeugt, aber er lächelte sie trotzdem an. Dann schüttelte er langsam den Kopf.
»Ich kümmere mich später darum, Grandma.«
»Nicht nötig, mein Schatz.« Seine Großmutter langte in den Karton. Dann, mit erneutem Rascheln des Seidenpapiers, zog sie den Ballettschuh heraus. »Dieses Geschenk ist perfekt.«
»Oh Gott!«
Das war Amy herausgerutscht, ehe sie sich versah. Als sie den kostbaren Ballettschuh ihrer Mutter in der Hand der alten Dame sah, konnte sie einfach nicht ruhig bleiben. Sie wäre am liebsten in den Erdboden versunken, als Jack und seine Großmutter jetzt zu ihr herübersahen. Aus gerade einmal einem halben Meter Entfernung.
18. Kapitel
D as Schweigen hing schwer in der Luft. Amy schaute zu Boden und fragte sich, ob es noch eine Chance gab, ungeschoren davonzukommen. Vielleicht kehrten die beiden ja einfach zu ihrem Gespräch zurück und vergaßen, dass sie hier war …
Aber was zur Hölle ging hier vor? Warum hat dieser Mann, attraktiv oder nicht – was im Moment auch keine Rolle spielte – die Ballettschuhe meiner Mutter im Internet ersteigert? Um sie seiner Großmutter zu schenken? Und so zu tun, als seien sie von Margot Fonteyn?
»Können wir Ihnen behilflich sein?«, wandte sich die alte Dame an Amy, mit lauterer Stimme als zuvor, jedoch nicht unfreundlich. Amy schaute hoch und sah, dass Jack sie mit diesen himmelblauen Augen fixierte.
»Ich … es tut mir leid …«, stammelte sie.
»Suchen Sie jemanden?«, fuhr die alte Dame fort und beugte sich leicht vor.
Ja! Ja! Ja!
Jack sah sie immer noch an. Amy erkannte, dass sie sich etwas ausdenken musste – und zwar schnell -, um hierzubleiben, nah bei den kostbaren Schuhen.
»Mr Smith«, kam es von irgendwo ganz tief aus ihrem Kopf. »Ich suche Mr Smith.«
Die alte Dame schaute an den Rosenbüschen vorbei zu den anderen Leuten im Garten.
»Ich fürchte, hier gibt es niemanden mit diesem Namen.«
»Nein … ich … äh …« Denk nach! »Ich suche ihn eigentlich nicht, sondern ich warte auf ihn, so etwas in der Art. Ich bin aus England hier zu Besuch bei einer Freundin.« Vielleicht sehe ich Sergei vor meiner Abreise noch, ist also nicht mal geschwindelt. »Wendy. Sie bringt ihren Vater hierher. Ihr Vater, Mr Smith, zieht heute hier ein. Ich warte nur auf sie, während sie ihm beim Einzug hilft.«
Himmel, das war ja eine verbale Katastrophe!
»Tatsächlich?« Alice lächelte nachsichtig.
Wenn sie das Gespräch jetzt nicht schleunigst auf die Tanzschuhe brachte, wäre die Chance für immer vertan.
»Ja, aber dann sah ich zufällig diese Ballettschuhe und war wie vom Blitz getroffen.«
»Oh?«
»Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe, aber meine Mutter war Ballerina …«
Das Gesicht der alten Dame leuchtete auf. »War sie das? Wie aufregend. Als ich jünger war, habe ich Ballettschuhe angefertigt. Schauen Sie – kommen Sie näher und sehen Sie sich das hier an. Das ist eine ausgezeichnete Arbeit. Steh auf, Jack, mach Platz für meine neue Freundin.«
Amy ergriff die Gelegenheit beim Schopf. Sie rutschte von der Mauer herunter und ging hinüber zu den beiden. Jack stand auf. Er war wirklich groß – über 1,80 Meter. Plötzlich war sich Amy ihrer knappen Shorts und des engen T-Shirts bewusst. Sie spürte seinen Blick auf ihrer Haut prickeln.
»Ich bin Alice Hewitt. Und das hier ist mein fürsorglicher Enkelsohn Jack«, fuhr die alte
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