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Alle meine Schuhe

Alle meine Schuhe

Titel: Alle meine Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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Dame trug Pantoffeln.
    Amy beobachtete das Ganze mit einer Mischung ihr bislang unbekannter Gefühle. Sie hatte keine Großeltern mehr und auch keine Großtanten oder -onkel, kannte nicht einmal ältere Leute in der Nachbarschaft, für die sie einkaufen gehen konnte, die sie an Weihnachten besuchte, für deren Katzen sie Leckereien besorgte und solche Sachen. Gut, es gab Phyllis, aber die war gerade mal in den Sechzigern – das war heutzutage nicht alt. Außerdem sah es so aus, als würde Phyllis nun nicht mehr zu Amys Leben gehören, nicht seit Justin …
    Justin Campbell, ich hasse dich dafür, dass du Phyllis aus meinem Leben ausgeschlossen hast.
    Der Tanz ging zu Ende, und die Damen begaben sich unter vereinzeltem Klatschen zurück zu ihren Plätzen. Der Fernseher wurde eingeschaltet, und die Anwesenden versanken in Schweigen.
    Die alte Dame mit den Pantoffeln nahm eine Stickereiarbeit auf, während sich diejenige mit den Tangoschuhen im Sessel zurücklehnte und die Augen schloss. Um ihre Mundwinkel spielte ein Lächeln.
    An wen sie wohl beim Tanzen gedacht hat, fragte sich Amy. Er ist jedenfalls immer noch bei ihr, das sieht man …
    »Guten Tag, kann ich Ihnen behilflich sein?«, erkundigte sich eine der alten Damen.
    »Bestimmt. Ich bin auf der Suche nach Zimmer 1-0-3.« »Das ist direkt den Gang hinunter. Nehmen Sie die erste Abzweigung links, dann die zweite rechts, noch mal rechts, und dann ist es die vierte Tür links.«
    Oh, nein. Amy war nicht sicher, ob sie sich noch einmal in diesen Irrgarten wagen sollte.
    »Aber wenn Sie zu Alice wollen, die habe ich vor zwei Minuten mit Jack draußen vor dem Fenster vorbeifahren gesehen.«
    Die alte Dame zwinkerte Amy zu.
    Die grazilen Terrassentüren standen weit offen, und die beigen Musselin-Vorhänge wehten sanft im lauen Wind. Durch die Türen gelangte man direkt in den üppig bepflanzten Garten. Farbenprächtige Blumenbeete führten entlang eines saftig grünen Rasens, der leicht anstieg und sich bis zum Meer zu erstrecken schien. Schmiedeeiserne Gartenmöbel im Schutz von Rüschen-Schirmen beherrschten das Bild. Und überall sah man weißhaarige Bewohner des Altersheims, die spazieren gingen, lasen oder sich mit Besuchern unterhielten …
     
    … und genau dort befand sich Amy jetzt und belauschte ein privates Gespräch. Der Rosengarten war zwar durch niedrige Mauern vor den Küstenwinden geschützt, dennoch neigten sich die Rosensträucher hin und wieder in der Meeresbrise.
    »Mach schon, bitte, es ist doch schon fast so weit – nimm einfach den Deckel ab! Ich bin sicher, dass ich immer noch weiß, wie man einen kindlichen Trotzanfall bekommt, wenn man nicht seinen Willen durchsetzen kann.«
    Jacks Stimme war tief und fest. Er hatte hellbraunes Haar, ein offenes, ehrliches Gesicht mit ausgeprägtem, leicht stoppeligem Kinn, Zähne, die ein bisschen schief standen und ausdrucksvolle, kräftige Hände. Nicht, dass Amy ihn sich zu genau ansah.
    Alice lachte. »Darin warst du wirklich Klasse! Also gut, wenn es dich davon abhält, eine Szene zu machen.«
    Sie legte die Hand auf den Kartondeckel, verharrte jedoch einen Augenblick und sah ihren Enkel an. Ihre Augen wurden feucht. »Ich kann nicht glauben, dass du geschafft hast, sie zu bekommen, Jack. Wie lieb von dir!«
    Ihr Enkel lächelte nervös und erwartungsvoll, während Amys Herz fast aussetzte.
    »Öffne den Karton, Grandma«, drängte er wieder.
    Alice nahm den Deckel ab. Das leise Rascheln des elfenbeinfarbenen Seidenpapiers war zu hören.
    »Oh!« Das Gesicht der alten Dame strahlte, verdüsterte sich jedoch sofort, als sie mit ihrer blassen Hand weiter in dem Karton wühlte.
    »Was zum …?«, murmelte Jack und nahm ihr den Karton aus der Hand.
    Amy fiel fast in die Rosenbüsche, als die nächsten Worte über Alices Lippen kamen. »Nur einer?« Die alte Dame lächelte ihren Enkel fragend an. »Wie ungewöhnlich!«
    »Nein!«, rief Jack. »Es müssen zwei sein! Da ist was schiefgelaufen!« Er wühlte in dem Seidenpapier. Dann hielt er inne, streckte die Arme in einer entschuldigenden Geste aus und sah seine Großmutter verzweifelt an.
    »Oje, du armer Junge!« Alice tätschelte ihm das Knie. »Jetzt ärgere dich nicht. Es war in jedem Fall ein schöner Gedanke. Als du mir sagtest, du würdest versuchen, für mich ein Paar von Margot Fonteyns Ballettschuhen zu bekommen, da hielt ich das für unmöglich.«
    WAS SAGT SIE DA? Sie hätte einen von Margot Fonteyns Ballettschuhen in dem Karton? Der

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