Alle meine Schuhe
gewesen im Zurückholen ihrer eigenen Schuhe.
»Ach, dieser alte Fummel, ja, er stammt aus London. Ich habe das Kleid nur eingepackt, weil es sich zusammenrollen lässt und im Koffer so gut wie keinen Platz verbraucht – wow, sind das viele Leute!«
Das Zelt war schon fast voll. Lautes Stimmengewirr prallte ihr entgegen wie eine Wand. Amy winkte Sarah und Frank zu, die am entgegengesetzten Ende des Zeltes immer noch mit den restlichen Arbeiten beschäftigt waren. Sie lächelten gut gelaunt zurück.
Die erste Inspektion der Unmengen an »Party-Schuhen« verriet Amy, dass der Abend ein Erfolg werden würde. Alle möglichen Schuh-Variationen waren vertreten: Sandaletten, Flipflops (sogar jede Menge Flipflops), Stilettos, Pumps mit nicht allzu hohem Absatz, Segelschuhe, pedantisch saubere Tennisschuhe, Sneakers, Loafer, Mules und sogar mit einem Bier in der Hand, ein riesiges Paar Gummistiefel.
Ich werde hier Spaß haben …
»Abend, Miss!« Ein Mann, groß wie ein Riese, spazierte vorbei und tippte sich zum Gruß an einen imaginären Hut.
»Oh … hallo!«
»Das ist John Muldon, Chef der hiesigen Feuerwehr«, zischte Helen Hallyburton. »Er ist ein guter Mann – seine Frau starb und ließ ihn mit sieben Kindern zurück … Hey, Marlene! Hier drüben!«
Eine große, etwa vierzigjährige Frau mit Strähnchen im blonden Haar erwiderte Helens Gruß und kam zu ihnen – mit vier anderen Damen im Schlepptau.
»Liebe Güte, Helen, wen haben wir denn da, einen Neuzugang für den Heimatverein?«
»Bestimmt, wenn du sie überreden kannst, hierzubleiben! Marlene, das ist Amy. Sie kommt den weiten Weg aus London – behauptet, sie sei eine Freundin von Alice, hängt aber den ganzen Tag mit Jack rum. Kannst dir ja denken, wie der Hase läuft.«
»Jack ist ein Freund!«, entgegnete Amy und fragte sich, ob ihre Wangen überhaupt noch heißer werden konnten. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Marlene.«
»Ist mir ein Vergnügen, Liebes.« Marlene lächelte. »Und das hier sind Louise, Anya, Mary-Beth und Susie. Wir sind das Herz und die Seele des Patchogue Heimatvereins. Interessieren Sie sich für Geschichte?«
»Nun, ja, ich kann sämtliche Könige und Königinnen von England auflisten. Zählt das auch?«
Marlene lachte. »Na ja, das könnte später dein Beitrag zur allgemeinen Unterhaltung werden!«
»Komm, wir suchen dir erst einmal einen Platz zum Sitzen«, sagte Helen, fasste Amy am Arm und stürzte sich mit ihr ins Gewühl. Im Zelt war es warm, und Jacks sorgfältig getakeltes Segel stellte sicher, dass es auch auf der Tanzfläche nicht zog. Die Damen vom Heimatverein setzten sich an einen der letzten freien Tische unweit des Grills. Daneben bogen sich die Buffettische unter den Speisen: Schüsseln mit Salaten, Brot, Pasteten, Schinken, Käse, Essiggurken und zahllose selbstgebackene Apfelkuchen. Vom Grill wehte ein köstlicher Duft herüber, und Amy merkte auf einmal, dass sie seit mittags nichts mehr gegessen hatte.
Aber der Höhepunkt war die Wanddekoration. Das ganze Zelt war geschmückt mit postergroßen Schwarz-Weiß-Fotografien von Alice im Laufe ihres Lebens. Es begann mit einem bezaubernden Baby mit Strickhaube, das eine Holzrassel fest umklammerte, ging über zu einem kleinen Mädchen in Baumwollschürze und ihre Jugend in den 1950er Jahren, ihre Hochzeit und so weiter bis zu der gesetzten alten Dame, die sie heute war. Es war ein wundervolles Geschenk: Alices Leben in Bildern. Eine Welle der Gefühle überrannte Amy.
Wenn ich das für meine Mum getan hätte, wäre die Hälfte der Wände leer …
Marcus, der Dienst an der Bar hatte, winkte ihr zur Begrüßung zu. »Möchten Sie ein Bier?«, rief er ihr über den Lärm hinweg zu und reichte ihr eine Flasche, ohne die Antwort abzuwarten. Amy prostete ihm dankbar zu und nahm einen Schluck, wobei sie die Augen einen Moment lang schloss.
Mehr sollte ich heute Abend besser nicht trinken – schließlich muss ich noch zu Sergeis Haus zurückfahren.
Sie stellte die Flasche auf den Tisch und schaute sich nach Jack um. Er war nirgendwo zu entdecken, was bei den vielen Leuten aber auch nicht einfach war … Dort drüben! Nein, falscher Alarm. Verdammt! Sie versteckte ihre Enttäuschung hinter einem Lächeln und wandte sich dem Geplauder der Leute an ihrem Tisch zu. Allesamt nette Leute, freundlich und offen, die sie in ihre Gemeinschaft aufgenommen hatten, weil sie eine Freundin ihrer Freundin war.
Von Zeit zu Zeit ertappte sie sich dabei, erwartungsvoll zum
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