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Alle meine Schuhe

Alle meine Schuhe

Titel: Alle meine Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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Eingang zu blicken – und das nicht nur in der Hoffnung, das Geburtstagskind zu sehen.
    Drüben, auf der anderen Seite des Zeltes war die Band mit dem Stimmen der Instrumente fertig und begann, ohne Tusch oder Ankündigung, eine flotte Volkstanzmelodie zu spielen. Freudenschreie und Hurrarufe durchdrangen den Raum, als die Leute, die gerade auf der Tanzfläche gestanden hatten, davoneilten, sich Partner suchten, wieder zurückkehrten und mit einem Tanz begannen, den Amy nicht kannte, der aber witzig aussah.
    Gespräche waren bei der Musik, den stampfenden Schritten der Tänzer und den Begeisterungsrufen nahezu unmöglich geworden. Also widmete sich Amy den tanzenden Paaren, klatschte begeistert in die Hände und wippte mit den Füßen im Takt. Und sie bemühte sich, nicht ständig die Menge rund um die Tanzfläche nach Jack abzusuchen.
    Begeisterter Applaus folgte, nachdem der Tanz beendet war, und die Band stimmte direkt den nächsten Song an. Obwohl die Tanzschritte eine gewisse Gleichförmigkeit aufwiesen, war Amy froh, nur Zuschauerin zu sein. Nie im Leben würde sie mit den anderen Tänzern mithalten können – zweifellos verfügte sie nicht über das gleiche Talent zum Tanzen wie ihre Mutter.
    »Habe dich beobachtet, Honey. Er kommt gerade wieder zurück.«
    »Was?« Amy wirbelte herum. Eine große Frau, schön zurechtgemacht, mit dunklem, hochgestecktem Haar, hatte ihr ins Ohr geflüstert. Amy starrte sie verständnislos an.
    »Zwei Tage liegst du jetzt schon auf der Lauer, Honey – hoffentlich ist der Mann das auch wert!«
    »Donna!«, entfuhr es Amy. »Tut mir leid. Ohne die Uniform sehen Sie ganz anders aus. Und was für umwerfende Schuhe!« Sie umarmte Donna, ließ sie dann wieder los und flüsterte: »Haben Sie gerade gesagt, dass er wieder da ist?«
    »Und ob.« Donna grinste. »Zusammen mit dem Star des Abends. Er hat seine Grandma in Pleasant Shores abgeholt … und da sind sie auch schon!«
    Wie auf ein unsichtbares Zeichen hörte die Band auf zu spielen, und die Tänzer räumten blitzartig die Tanzfläche.
    Und da waren sie. Jack strahlte verlegen und rollte seine Großmutter ins Festzelt. Alice, die in ihrem moosgrünen Kleid mit dem passenden Kaschmirumhängetuch wunderschön aussah, hielt sich vor Überraschung die Hände vors Gesicht. Ihr schneeweißes Haar trug sie zu einem lockeren Knoten gebunden, und an ihrer Brust steckte eine pfirsichfarbene Seidenorchidee. Sie schaute hoch zu ihrem Enkelsohn und drohte ihm spaßeshalber mit der Faust. Dann zog sie ihn zu sich herunter und küsste ihn auf die Wange. Hochrufe und Beifallsstürme brachen im gesamten Zelt los und die Band begann Happy Birthday zu spielen.
    Nun griff Alice in ihre Handtasche und zog ein Taschentuch heraus. Während die Gäste sangen, tupfte sie sich die Augen ab. Und als sie in die Runde schaute, sah sie, dass sie nicht die Einzige war, die mit Tränen zu kämpfen hatte. Die Überraschung war perfekt gelungen, und Amy freute sich für Jack genauso sehr wie für Alice.
     
    »Nein, was für eine Überraschung!«, rief Alice in das Mikrofon, das ihr der Bandleader in die Hand drückte. »Ihr lieben, wunderbaren Menschen! Warum hat mir keiner von euch verraten, was hier geplant wurde?« Sie drehte den Kopf und drohte ihrem Enkel mit dem Zeigefinger. »Ich nehme an, das ist dein Werk, Jack?«
    Jack zuckte in gespielter Überraschung mit den Schultern, während ihm die Gäste spontan applaudierten.
    »Du meine Güte, was für eine Überraschung – sagte ich das schon? Vielen Dank. Ich danke euch allen. Was für eine außergewöhnliche Art, seinen Geburtstag zu feiern. Ich dachte, Jack würde mich zum Essen ausführen. Aber warum habt ihr denn aufgehört zu tanzen? Bitte, macht doch weiter.«
    Noch mehr Hochrufe und Jubel begleiteten sie, als sie das Mikrofon zurückgab und Jacks Hand fest umklammerte. Die Band stimmte ein neues Lied an, und die Tanzfläche war sofort wieder voll.
    Amy hörte auf zu klatschen, setzte sich und blickte zu Jack. Warum war ihr Mund nur plötzlich so trocken? Sie wünschte, dass er sie sehen und zu ihr herüberkommen würde. Andererseits wurde sie nervös bei dem Gedanken. Sie beobachtete ihn, wie er in die Menge eintauchte, Leute ihm die Hand schüttelten, Frauen ihn umarmten und Alice drückten. Und die ganze Zeit über blieb er dicht beim Rollstuhl seiner Großmutter.
    Und dann hatte Amy ihn plötzlich aus den Augen verloren. Es waren einfach zu viele Leute. Sie wusste, dass er irgendwo dort

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