Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle meine Schuhe

Alle meine Schuhe

Titel: Alle meine Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
Vom Netzwerk:
die schwer zu beschreiben, aber sehr anziehend war.
    Und seine Wirkung auf Frauen war immens. Die meisten hier begrüßten ihn mit begeistertem Küsschen-Küsschen-Gehabe. Und Amy genoss die kühlen Blicke, die sie ihr danach zuteilwerden ließen.
    »Danke.« Sie nahm das Glas mit kühlem Weißwein entgegen.
    »Und«, begann Sergei, »wie ist es dir ergangen? Ich habe dich vermisst.«
    »Großartig, danke«, erwiderte Amy. »Heute Abend rauszukommen, war allerdings ein kleiner Albtraum …«
    »Wieso?«
    »Nichts Schlimmes, lediglich eine Katastrophe mit der Waschmaschine.« Sie hätte sich selbst in den Hintern treten können. Da stand sie im Royal Opera House mit dem attraktivsten Mann weit und breit, den sie zudem seit Ewigkeiten nicht gesehen hatte, und sie redete über diese alberne Waschmaschine! Sie blickte sich verlegen im Raum um. Warum bin ich nur so ein Trottel?
    Aber Sergei war wie immer ganz Gentleman. »Oh, wie unangenehm. Aber ich bin froh, dass du jetzt hier bist.«
    Amy spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. »Also … bis wann bleibst du in London«, fragte sie rasch.
    »Leider nicht lange«, antwortete er, während sie die Treppe hinaufstiegen. »Morgen fliege ich für kurze Zeit in die Staaten. Und dann bin ich mit meinem neuen Ballett auf Tournee in Asien.«
    Amy nickte. »Lieb von dir, dass du trotzdem Zeit für unser Wiedersehen gefunden hast«, sagte sie und drückte seinen Arm.
    Er sah sie irritiert an. »Das ist doch selbstverständlich!« In seinen Augen blitzte es kurz auf, bevor er schnell zu einem liebevollen Lächeln überging.
    Sie schwiegen einen Moment, und Amy trank einen großen Schluck aus ihrem Weinglas. Zum Glück hatte sie hohe Schuhe an. Sie wusste, dass flache Schuhe in einem überfüllten lauten Raum für eine kleine Person zwei Dinge bedeuteten: völlige Taubheit und ein steifer Nacken vom ständigen Nach-oben-Recken. Außerdem gaben ihr ihre geliebten High Heels das Selbstvertrauen, diesen Abend durchzustehen, ohne sich zum kompletten Idioten zu machen.
    »Übers Wochenende bin ich auf dem Isle of Wight Festival«, sagte sie von der plötzlichen Eingebung getrieben, sie könne ihr Selbstbewusstsein stärken, indem sie Musik und Reisen in einem Atemzug erwähnte.
    »Tatsächlich? Und mit wem?«
    War da etwa ein Anflug von Schärfe in seiner Stimme?, fragte sich Amy, verwarf den Gedanken aber sofort wieder.
    »Mit meinen beiden besten Freundinnen, Debbie und Jes – wird bestimmt toll.«
    »Welche Bands treten auf? Vielleicht kenne ich die?«
    Amy biss sich auf die Unterlippe. »Ich bin mir nicht sicher – sagen dir die Foo Fighters was?«
    Sergei schüttelte den Kopf.
    » Coldplay ?«
    »Ist das ein Bandname?«
    » The Kooks ?«
    »Kooks? So wie der Song von David Bowie?« Er wirkte erfreut, eine Verbindung herstellen zu können.
    Amy runzelte die Stirn. »David Bowie? Keine Ahnung. Schon möglich – ich glaube, sie haben sich nach einem uralten Songtitel genannt.«
    »Das muss er sein! Kooks ist einer der besten Songs auf der Hunky Dory von David Bowie – 1971!« Er sah aus, als würde er jeden Moment anfangen, den Song zu singen. Dabei stieß er mit einer ausladenden Handbewegung einen vorbeieilenden Kellner an, hätte ihm beinahe das Tablett voller Weingläser aus den Händen geschlagen und schüttete sich stattdessen den Inhalt seines eigenen Glases über den Anzug. Amy hielt schockiert den Atem an.
    »Oh, was bin ich für ein Tollpatsch«, murmelte Sergei und wischte sich den Wein von der Hose.
    »Lass mich dir helfen«, bot Amy nervös an, schnappte sich einen Stapel Papierservietten von einem Stehtisch in der Nähe und tupfte hektisch Sergeis Anzug ab. »Zum Glück war es kein Rotwein!«
    »Danke, ist schon okay, wirklich, du brauchst nicht …«
    »Kein Problem. Ich bekomme das im Nu wieder hin. Halt still.«
    Und das tat er. Er stand regungslos und ein bisschen verlegen, während sie mit Feuereifer über seinen Ärmel, das Hemd und sogar die Hosenbeine rieb, bevor der Wein auch nur eine Chance hatte, einzuziehen. Sie spürte, wie sein Blick auf ihr ruhte, und da sie gerade über sein Bein rieb, hatte sie plötzlich das starke Bedürfnis, etwas zu sagen. Irgendetwas Unverfängliches.
    »So heißt übrigens ein Song von Coldplay , wusstest du das?«, murmelte sie auf Höhe seines Knies.
    » Halt still ?«
    »Nein! Fix you – kennst du den?«
    »Ich fürchte mein Popmusik-Geschmack stammt aus prähistorischen Zeiten, Amy.«
    »So? Was denn zum Beispiel?«

Weitere Kostenlose Bücher