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Alle meine Schuhe

Alle meine Schuhe

Titel: Alle meine Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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sei Dank war Justin gestern nach Manchester gefahren, um sich dort mit einer seiner Bands zu treffen. In der letzten Woche war er schlecht gelaunt und ständig mit den Gedanken woanders gewesen. Diese kleine Abwechslung würde ihm guttun. Ihr blieb jetzt nichts weiter übrig, als viel Wasser zu trinken, ein Aspirin einzuwerfen und sich fürs Büro anzuziehen.
    Draußen war es brütend heiß. Sie entschied sich für das H&M-Wickelkleid in Türkis und Lindgrün, das aus entsprechender Entfernung durchaus Ähnlichkeit mit einem Pucci-Original hatte – ein todsicherer Katerkiller. Danach ging Amy langsam zu ihrem Schuhschrank, um sich die Christian Louboutins mit Keilabsatz zu holen. Die passten perfekt dazu.
    Dank ihres tadellosen Ablagesystems mit den tollen Fotos konnte sie den entsprechenden Karton problemlos ausfindig machen.
    Aber der Karton war leer.
    Amy runzelte die Stirn. War sie irgendwann abends so betrunken gewesen, dass sie die Schuhe einfach unters Bett geschleudert hatte? Nein, wenn es um ihre Schuhe ging, duldete Amy keine Schlampigkeit. Dann fiel es ihr ein: Phyllis hatte sie sich tatsächlich geborgt. Aber jetzt blieb keine Zeit, um sie anzurufen. Die weißen Canvas Mules aus dem Sommerschlussverkauf von Russel&Bromley würden es auch tun.
    Aber dieser Karton war ebenfalls leer. Amy schrie entsetzt auf und riss einen Karton nach dem anderen aus dem Regal.
    Alle waren leer.
    Ihre Schuhe waren verschwunden.
    Amys Verstand weigerte sich, zu akzeptieren, was sie sah.
    Sie rang nach Luft, fürchtete, sich jeden Moment übergeben zu müssen und taumelte Richtung Badezimmer. Aber die Übelkeit ließ schon wieder nach, und Amy schwenkte um in Richtung Wohnzimmer. Sie ließ sich auf das Sofa fallen und schluchzte leise. Dann ergriff sie erneut Panik und sie raste zurück zum Schuhschrank.
    Zweiter Versuch: Ich bin so verkatert, dass ich Halluzinationen habe. Diesmal sind meine Schuhe da.
    Fehlanzeige.
    Sie war ausgeraubt worden. Das war die einzige Erklärung. Entsetzt ging sie zurück ins Wohnzimmer und griff zum Telefon.
    »Justin?« Sie schluchzte in den Apparat. »Bei uns wurde eingebrochen.«
    Schweigen am anderen Ende der Leitung. Das musste der Schock sein.
    »Justin, bist du noch da? Kannst du mich hören?«
    Dann, endlich: »Ja, ich kann dich hören.«
    »Meine Schuhe sind weg. Jemand muss sie mitgenommen haben. Jedes einzelne Paar …«
    »Ich weiß.«
    »Ich habe überall nachgesehen, alle Kartons sind leer. Sonst scheint nichts zu fehlen, deine Sachen sind auch noch alle da, aber ganz sicher bin ich nicht … Was meinst du eigentlich mit: Ich weiß ?«
    »Abe, hast du wirklich geglaubt, ich würde nicht dahinterkommen?«
    »Wie bitte?«
    »Ich weiß Bescheid.«
    »Was … was soll das heißen?«
    »Über deine Affäre.«
    »Meine was? «
    Die Telefonverbindung war offenbar nicht besonders gut. Sie musste sich verhört haben. Amy presste den Hörer so fest an ihr Ohr, dass es wehtat.
    »Erinnerst du dich an meinen Freund Steve Roberts, den Kulturjournalisten?«
    »Wer?«
    »Natürlich nicht, sonst wärst du letztes Wochenende im Royal Opera House wahrscheinlich vorsichtiger gewesen. Er hat alles gesehen, Abe.«
    Jetzt hatte Amy wirklich das Gefühl, sich übergeben zu müssen.
    »Du hast anscheinend eine rechte Show abgezogen.«
    »Justin, ich -«
    »Gib dir keine Mühe. Himmel, du wurdest dabei beobachtet, wie du am Bein dieses Typen herumgefummelt hast! «
    »Was?« Entsetzt dachte Amy daran, wie sie Sergeis Hose abgerieben hatte, um den Wein loszuwerden … »Ja, nein, hör mir zu, das ist absolut lächer-«
    »Spar dir das, Abe. Ich habe Jesminder angerufen.«
    Von Panik erfasst ließ sich Amy auf das Sofa fallen. Jes hatte ihr zwar als Alibi gedient, aber Amy hatte nicht im Traum daran gedacht, ihre Freundin auch einzuweihen und zu bitten, im Zweifelsfall für sie zu lügen. Jesminder musste bei Justins Anruf aus allen Wolken gefallen sein.
    »Dafür, dass sie auf einer Speed-Dating-Party war und keineswegs mit dir im Pub, reagierte sie eigentlich ganz gefasst.«
    »Ich -«
    »Keine Sorge, ich habe dich nicht verraten. Habe eine alberne Geschichte von einem Freund erfunden, der mitgehen wollte, und dann aufgelegt. Dann bin ich ins Internet gegangen und habe deine E-Mails gelesen.«
    »Du hast was ?«
    Wut hin oder her – das war zu viel. Amy wusste nicht, ob sie froh oder traurig sein sollte, dass sie dieses Gespräch nicht von Angesicht zu Angesicht führten. Wahrscheinlich froh.
    »Wie bist

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