Alle meine Wünsche (German Edition)
Das ist ein echtes Bild. Echte Menschen. Eine echte Geschichte. Als Musik hat Nadine das Adagietto aus der 5. Symphonie von Mahler ausgewählt, und sie hat aus dieser Minute die anrührendste Minute gemacht, die ich je sehen durfte. Über den Schmerz des Verlassenseins. Des Verlustes. Der Angst. Über den Tod.
Ich falte den Scheck wieder zusammen. Ersticke ihn in meiner Faust.
I ch habe angefangen abzunehmen.
Ich glaube, das ist der Stress. Mittags gehe ich nicht mehr nach Hause, ich bleibe im Laden. Ich esse nichts. Die Zwillinge machen sich Sorgen, ich schiebe liegengebliebene Rechnungen, dringende Bestellungen, mein Blog vor. Ich habe jetzt fast achttausend Besucher täglich. Ich habe zugestimmt, dass es Werbung auf dem Blog gibt, von dem Geld kann ich Mado bezahlen. Seit eine Lungeninfektion im letzten Monat ihre große Tochter auf der Intensivstation dahingerafft hat, hat Mado Zeit. Jetzt hat sie Worte zu viel. Liebe zu viel. Sie quillt über von unnützen Dingen, Rezepten, die sie nie mehr kochen wird (Lauchkuchen, Biscuitrolle mit braunem Zucker), Kinderliedern für die Enkel, die sie nicht haben wird. Sie weint noch manchmal, mitten in einem Satz oder wenn sie ein Lied hört oder wenn ein junges Mädchen hereinkommt und Köperband oder Seidenrips für seine Mutter verlangt. Sie arbeitet jetzt bei uns. Sie beantwortet die Nachrichten, die auf Zehngoldfinger hinterlassen werden. Sie nimmt die Bestellungen an und leitet sie weiter, seit wir uns an einem kleinen Onlineshop versuchen. Ihre große Tochter hieß Barbara. Sie war so alt wie Romain.
Mado liebt die Zwillinge; sie sind verrückt, hat sie mir erklärt, aber was für ein Pep ! Seit sie mir beim Blog hilft, probiert sie junge Wörter aus.
Was für ein Biss !
Jeden Mittwoch geht sie mit Danièle und Françoise in der Rue de la Taillerie im Deux Frères essen. Sie bestellen einen Salat, ein Perrier, manchmal ein Glas Wein, aber vor allem füllen sie ihre Lottoscheine aus. Sie wühlen in ihren Erinnerungen auf der Suche nach magischen Zahlen. Ein Geburtstag. Das Datum eines Rendezvous. Ihr Idealgewicht. Die Sozialversicherungsnummer. Die Hausnummer ihrer Kindheitswohnung. Das Datum eines Kusses, eines ersten Mals. Das unvergessene Datum eines untröstlichen Kummers. Eine Telefonnummer, die nicht mehr vergeben ist.
Jeden Mittwochnachmittag hat Mado, wenn sie zurückkommt, glänzende Augen, rund wie Lottokugeln. Und jeden Mittwochnachmittag sagt sie zu mir: O Jo, Jo, wenn ich gewinnen würde, Sie können sich nicht vorstellen, was ich alles machen würde!
Und heute frage ich sie zum ersten Mal: Was würden Sie denn machen, Mado?
Ich weiß nicht, antwortet sie. Aber es wäre phantastisch.
Heute habe ich die Liste angefangen.
L iste des Nötigen
Lampe für den Tisch im Flur
Garderobenständer (Bistrostil)
Tablett als Ablage für Schlüssel und Post (Secondhand im Internet?)
Zwei Teflonpfannen
Neue Mikrowelle
Gemüsepresse
Brotmesser
Sparschäler (komisch, wenn man achtzehn Millionen hat!)
Geschirrtücher
Couscoustopf
Zweimal Bettwäsche für unser Schlafzimmer
Federbett und Bettbezug
Rutschfester Teppich für die Badewanne
Duschvorhang (kein Blumenmuster!)
Kleiner Apothekenschrank (Wand)
Vergrößerungsspiegel mit Leuchte (im Internet gesehen, Marke BaByliss, 62,56 Euro ohne Versand)
Neue Epilierpinzette
Pantoffeln für Jo
Ohropax (wegen des Schnarchers!)
Kleiner Teppich für Nadines Zimmer
Neue Tasche (Chanel? Auch bei Dior nachsehen)
Neuer Mantel (Nochmal zu Caroll, Rue Rouille gehen. Hübscher Mantel, 30 % Wolle, 70 % Alpaka. Sehr bequem. Macht mich schlanker . 330 Euro)
Blackberry (für das Blog)
Zugfahrkarte nach London (Mit Jo. Mindestens zwei Tage)
Kleines Radio für die Küche
Neues Bügelbrett
Bügeleisen (sehr hübsches mit Dampfstation von Calor, bei Auchan gesehen, 300,99 Euro)
Nagellackentferner und Repair-Maske für meine Haare (Marionnaud, 2,90 und 10,20 Euro)
Die Schöne des Herrn (Wiederlesen. Als Taschenbuch bei Brunet gesehen)
Ratgeber: Erfolgreiche Geldanlage für Dummies
Slips und Socken für Jo
Flachbildschirm (???)
Kompletter James Bond auf DVD (???)
D ie Journalistin ist wiedergekommen.
Sie hat Croissants und ein kleines Aufnahmegerät mitgebracht. Ich kann mich nicht drücken:
Nein, ich weiß nicht, wie das angefangen hat. Ja, ich hatte Lust, mein Hobby zu teilen. Nein, ich habe nie gedacht, dass es so viele Frauen interessieren würde. Nein, Zehngoldfinger ist nicht zu verkaufen. Es ist nicht wegen des Geldes. Nein,
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