Alle meine Wünsche (German Edition)
Rasierschaum mitbringen, er ist alle.
Sie kommt bald, Papa, sie kommt bald.
Das ist gut, das ist gut. Wie heißen Sie?
Sie sind so kurz, diese verdammten sechs Minuten.
A n diesem Wochenende fährt Jo mit mir nach Le Touquet.
Ich habe noch mehr abgenommen, er macht sich Sorgen. Du arbeitest zu viel, sagt er. Der Laden, das Blog, Mados Schmerz. Du musst dich ausruhen.
Er hat ein Zimmer im einfachen Hôtel de la Forêt reserviert. Wir kommen gegen sechzehn Uhr dort an.
Auf der Autobahn haben uns sieben Porsche Cayenne überholt, ich habe jedes Mal seinen Seitenblick bemerkt. Seine kleinen Traumfunken. Sie glänzten stärker als sonst.
Wir erfrischen uns im feuchten Badezimmer, dann gehen wir durch die Rue Saint-Jean hinunter an den Strand. Er kauft mir im Chat Bleu Schokolade.
Du bist verrückt, flüstere ich ihm ins Ohr.
Du musst zu Kräften kommen, sagt er lächelnd. In Schokolade ist Magnesium, das ist gut gegen Stress.
Was du alles weißt, Jo.
Draußen nimmt er wieder meine Hand. Du bist ein wunderbarer Ehemann, Jo, ein großer Bruder, ein Vater, du bist alle Männer, die eine Frau brauchen kann.
Sogar ihr Feind; davor habe ich Angst.
Wir laufen lange über den Strand.
Strandsegler flitzen an uns vorbei, ihre Segel knallen und lassen mich jedes Mal zusammenzucken, wie in meiner Kindheit, wenn Schwalbenschwärme im Tiefflug am Haus meiner Großmutter vorbeiflogen. Außerhalb der Saison gleicht Le Touquet einer Postkarte. Rentner, Labradors, Reiter und ab und zu ein paar junge Frauen, die mit einem Kinderwagen über den Deich spazieren. Außerhalb der Saison ist Le Touquet außerhalb der Zeit. Der Wind peitscht uns ins Gesicht, die salzige Luft trocknet unsere Haut aus, wir zittern, wir sind mit uns im Reinen.
Wenn er es wüsste, das wäre Aufruhr, das wäre Krieg. Wenn er es wüsste, würde er dann nicht Inseln in der Sonne, saure Cocktails, heißen Sand wollen? Ein riesiges Zimmer, frische Laken, Champagner?
Wir laufen noch eine Stunde, dann kehren wir zu unserem Hotel zurück. Jo bleibt an der kleinen Bar stehen, bestellt ein alkoholfreies Bier. Ich gehe hoch, um zu baden.
Ich betrachte meinen nackten Körper im Badezimmerspiegel. Mein Schwimmring hat Luft verloren, meine Schenkel wirken schlanker. Ich habe einen Körper im Übergang zwischen zwei Gewichten. Einen unscharfen Körper. Aber ich finde ihn trotzdem schön. Bewegend. Er kündigt ein Aufblühen an. Eine neue Empfindsamkeit.
Ich sage mir, dass ich ihn hässlich finden würde, wenn ich sehr reich wäre. Ich würde alles neu machen wollen. Bruststraffung. Fettabsaugung. Abdominoplastik. Armplastik. Und vielleicht eine kleine Blepharoplastik.
Reich sein heißt, alles zu sehen, was hässlich ist, weil man die Überheblichkeit besitzt zu glauben, dass man alles ändern kann. Dass man nur dafür bezahlen muss.
Aber ich bin nicht reich. Ich besitze nur einen Scheck über achtzehn Millionen fünfhundertsiebenundvierzigtausenddreihunderteinen Euro und achtundzwanzig Cent, achtfach gefaltet, unter einer Einlegesohle versteckt. Ich besitze nur eine Versuchung. Die Möglichkeit eines anderen Lebens. Eines neuen Hauses. Eines neuen Fernsehers. Alles neu.
Aber nicht anders.
Später treffe ich meinen Mann im Speisesaal wieder. Er hat eine Flasche Wein bestellt. Wir stoßen an. Darauf, dass sich nichts ändert und alles bleibt, sagt er. Nicht anders .
Danke, da oben, dass ich den Scheck noch nicht eingelöst habe.
L iste meiner Wünsche
Allein mit Jo in den Urlaub fahren (Nicht auf dem Camping du Sourire. Toskana?)
Für Papa ein neues Zimmer verlangen
Mit Romain und Nadine an Mamans Grab gehen (Ihnen von ihr erzählen. Von ihrem Rosinenbrot erzählen. Lecker!)
Meine Haare schneiden
Rote, sexy Unterwäsche (Jo, du wirst durchdrehen!)
Den Mantel von Caroll, bevor er weg ist, SCHNELL!
Wohnzimmer neu einrichten (Flachbildschirm?)
Die Garagentür gegen eine automatische austauschen
Einmal bei Taillevent in Paris essen (Artikel in Elle à Table gelesen, bei dem einem das Wasser im Mund zusammenläuft)
Eine Nacht lang bei Leberpastete auf Pfefferkuchen und leckerem Wein mit den Zwillingen über die Männer herziehen
Jo bitten, einen Unterstand für die Mülltonnen im Hof zu bauen (Ich hasse Recycling!!!)
Nochmal nach Étretat fahren
Eine Woche mit Nadine in London verbringen (ihr Leben teilen. Zärtlichkeit. Ihr den Kleinen Prinzen vorlesen, mein Gott, ich bin verrückt!)
Den Mut haben, Romain zu sagen, dass ich seine Freundin
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