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Alle meine Wünsche (German Edition)

Alle meine Wünsche (German Edition)

Titel: Alle meine Wünsche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grégoire Delacourt
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Weihnachten hässlich, vulgär und noch mal hässlich fand (ihm Geld schicken)
Behandlung im Wellnesscenter (Massage. Caudalie? Simone Mahler?) Mich um mich kümmern. Sorry, keiner zu Hause!
Besser essen
Diät machen (beide)
Am 14. Juli mit Jo einen Slow zu L’Été indien tanzen
Den kompletten James Bond auf DVD (???)
Die Journalistin zum Mittag einladen (ihrer Mutter ein Geschenk machen)
Eine Chanel-Tasche
Louboutin
Hermès (Lauter Tücher ausbreiten lassen und sagen, na ja, ich überleg’s mir!)
Chronograph Seiko
Allen sagen, dass ich die achtzehn Millionen gewonnen habe (ganz genau achtzehn Millionen fünfhundertsiebenundvierzigtausenddreihunderteinen Euro und achtundzwanzig Cent)
Für meinen Reichtum verwünscht werden (Endlich!!!) (lustig, »verwünscht« in die Liste meiner Wünsche zu schreiben)
Bei Porsche vorbeigehen (Lille? Amiens?). Kataloge über den Cayenne verlangen
Wenigstens einmal Johnny Hallyday im Konzert erleben, bevor er stirbt
Peugeot 308 mit GPS (???)
Dass man mir sagt, dass ich schön bin

    B einahe hätte ich einen Liebhaber gehabt.
    Kurz nach der Geburt von Nadèges totem Körper. Als Jo zu Hause Geschirr zerschlagen hat und aufhörte, abends träge vor dem Radiola acht oder neun Bier zu trinken.
    Da nämlich wurde er gemein.
    Betrunken war er nur noch eine große Stoffpuppe. Schlaff und alles, was eine Frau an einem Mann abstößt, vulgär, egoistisch, gedankenlos. Aber er blieb ruhig. Eine Puppe.
    Nein, Jo ist durch Nüchternheit grausam geworden. Am Anfang schob ich es auf den Entzug. Er hatte seine zehn Bier durch doppelt so viele Tourtel ersetzt. Fast so, als wollte er sie alle trinken, um das berühmte eine Prozent Alkohol zu finden, das sie nach der winzig klein gedruckten Warnung auf dem Etikett enthalten sollen, und die Trunkenheit zu erreichen, die ihm fehlte. Aber am Grund der Flaschen und seiner selbst war nur diese Bosheit. Die in seinem Mund abgehangenen Worte: Dein dicker Körper hat Nadège erstickt. Jedes Mal, wenn du dich hingesetzt hast, hast du sie erwürgt. Mein Kleines ist tot, weil du nicht auf dich geachtet hast. Dein Körper ist eine Mülltonne, meine arme Jo, eine dicke, widerliche Mülltonne. Eine Sau. Du bist eine Sau. Eine gottverdammte Sau.
    Ich habe die volle Ladung abgekriegt.
    Ich antwortete nicht. Ich sagte mir, dass er entsetzlich litt. Dass ihn der Tod unserer kleinen Tochter wahnsinnig machte und dass er diesen Wahnsinn gegen mich richtete. Es war ein schwarzes Jahr, nichts als Finsternis. Ich stand nachts auf und weinte im Zimmer von Nadine, die mit geballten Fäusten schlief. Ich wollte nicht, dass er mich hörte, dass er sah, wie sehr er mir wehtat. Ich wollte diese Schande nicht. Hundertmal dachte ich daran, mit den Kindern zu fliehen, und dann sagte ich mir, es wird vorbeigehen. Sein Schmerz würde schließlich weniger werden, schwinden, uns verlassen. Manchmal ist ein Unglück so groß, dass man es gehen lassen muss. Man kann nicht alles bewahren, alles zurückhalten. Ich streckte die Arme ins Dunkel; ich öffnete sie und hoffte, meine Mutter würde sich an mich schmiegen. Ich betete, dass ihre Wärme auf mich strahlen, dass mich die Dunkelheit nicht mitreißen sollte. Aber mit dem Schmerz der Männer sind die Frauen immer allein.
    Dass ich damals nicht gestorben bin, lag an einem kleinen, banalen Satz. Dann an der Stimme, die ihn ausgesprochen hat. Dann an dem Mund, aus dem sie gekommen ist. Dann an dem schönen Gesicht, in dem dieser Mund lächelte.

    L assen Sie mich Ihnen helfen.«
    Nizza, 1994.
    Vor acht Monaten hatten wir Nadèges Körper beerdigt. Ein schrecklicher lackierter weißer Sarg. Zwei Granittauben, die vom Grabstein aufflogen. Ich hatte mich übergeben, ich hatte es nicht ertragen. Der alte Doktor Caron hatte mir Medikamente verschrieben. Dann Erholung. Dann frische Luft.
    Es war Juni. Jo und die Kinder blieben in Arras. Die Fabrik, das Schuljahresende; ihre Abende ohne mich; Gerichte in der Mikrowelle aufwärmen, Videokassetten sehen, blöde Filme, die man anzusehen wagt, wenn Maman nicht da ist; Abende, an denen man sich sagte, dass sie bald zurückkommt, dass es dann besser gehen wird. Eine kleine Trauer.
    Ich hatte dem alten Doktor Caron gesagt, dass ich Jos Grausamkeit nicht mehr ertrug. Ich hatte Dinge offenbart, die ich nie zuvor ausgesprochen hatte. Schwächen, meine Ängste als Frau. Ich hatte mein Grauen ausgesprochen. Ich hatte mich geschämt, ich war erstarrt, versteinert. Ich hatte geweint, gesabbert, gefangen in

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