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Alle Menschen werden Schwestern

Alle Menschen werden Schwestern

Titel: Alle Menschen werden Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise F. Pusch
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weiß, was es einem außer den kurzen Vergnügungen bescheren kann. Deshalb kommt mir auch der ganze Sexrummel, ich muß das an dieser Stelle mal sagen, wie eine Farce vor, die auf unsere Kosten veranstaltet wird. Natürlich auf unsere Kosten. So ist das ja immer gewesen. Im leichtfertigen Tanz um die Lust tut man so, als hätte das alles nichts mit Blut und Schmerzen, mit Angst und Demütigungen zu tun. Allerdings bleiben die männlichen Initiatoren dieses Tanzes ungeschoren. Es geht ihnen höchstens an die Brieftasche oder die Freiheit, aber niemals an den eigenen kostbaren Leib. Deshalb tanzen sie, was das Zeug hält, und die Frauen tun das, was sie schon immer getan haben: Sie gehorchen, sie machen nach, sie tanzen mit. Sie liefern sich einem Arsenal von Verzweiflungswaffen aus, Pillen, Spiralen, chirurgischen Messern, und lassen sich obendrein noch weismachen, es ginge um ihre sexuelle Befreiung. Eine sexuelle Befreiung gibt es erst für unser Geschlecht, wenn wir unsere Lust nicht mehr von der Lust des anderen Geschlechts dirigieren lassen, wenn wir die volle Verfügungsgewalt über unseren eigenen Körper haben, wenn es nicht mehr vorkommen kann, daß wir unerwünschte Kinder zur Welt bringen oder abtreiben und Pillen schlucken müssen, deren Ungefährlichkeit etwa jedes halbe Jahr von Fachleuten angezweifelt wird. 91

5 Die Begriffe »Aufklärung« und »Diskriminierung«

5.1 Und so was nennt sich Aufklärung

    Wenn die Bundesregierung als Mittel der Wahl gegen die Seuche jetzt den Weg der Aufklärung beschließt, muß sie zuallererst wirklich für Klarheit sorgen: Welches Verhalten kann ansteckend sein, und welches Verhalten ist risikolos. Mit jeder Doppelzüngigkeit, mit jeder moralingefärbten Zurückhaltung in der Sprache macht sie sich mitschuldig an einer weiteren Ausbreitung der Infektion. 92

    Die wichtigste Meldung ist doch die Information, wie ich verhindere, daß jemand erkrankt oder sich infiziert. (Süssmuth) 93

    Viele Feministinnen waren bisher der Ansicht, daß das Patriarchat Sexualität mit Heterosexualität gleichsetzt. 94 Diese Auffassung muß angesichts der Aidsdiskussion revidiert werden, die sogar Sätze wie die folgenden hervorbringt:

    [...] das Virus [...] wird durch den Geschlechtsverkehr übertragen, auch durch den zwischen Mann und Frau. 95

    Der Satz klingt fast so, als sei Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau nicht die »normale«, sondern eine besondere Art des Geschlechtsverkehrs. Nein, in den aufgeklärten Zeiten von Aids versteht man unter Sexualität offenbar etwas mehr als Heterosexualität. Ergänzend hinzugekommen sind, notgedrungen, Bi- und männliche Homosexualität. »Sexualität« meint heute also diejenige Sexualität, die einen Penis involviert, kurz: penile 96 oder Sperma-Sexualität. »Sperma-Sexualität« ist übrigens ein Begriff, den ich für die Zwecke dieser Analyse erstmal prägen mußte. Er faßt alle Arten von Sexualität, die hochgradig aids-gefährdend sind, zusammen; insbesondere legt er den Gedanken nahe, daß es noch andere Arten von Sexualität gibt, zum Beispiel lesbische oder solche, in denen auf das Nachspiel bzw. die Einverleibung des Penis verzichtet wird. Es ist bezeichnend, daß es diesen Begriff bisher nicht gab. Auf Sperma-Sexualität und nur auf diese bezieht sich die »Aufklärung« — sonst wären Sätze wie die folgenden sinnlos:

    An Aids zu sterben ist entsetzlich — Kondome sind unersetzlich.

    Die Botschaft jedenfalls, daß man auch selber diesem Tod nur entgehen kann, wenn man sich — zumal bei wechselnden Sexualpartnern und speziell beim Analverkehr — mit dem Kondom schützt, dürfte inzwischen jeden erreicht haben. 97

    Sicher sollen wir glauben, daß trotz all dieser Maskulina auch »Frauen mitgemeint sind«, wie uns immer versichert wird. Machen wir also dies angebliche Gemeintsein mal explizit:

    Die Botschaft jedenfalls, daß frau auch selber diesem Tod nur entgehen kann, wenn sie sich — zumal bei wechselnden Sexual-Partnerinnen und speziell beim Analverkehr - mit dem Kondom ; schützt, dürfte inzwischen jede erreicht haben. 98

    Was kommt heraus? Kompletter Nonsens. Nicht Kondome sind beim »Sex« unersetzlich, sondern diejenigen, die sie überziehen können: Männer. Das ist die eigentliche Aussage, Botschaft solcher Sätze und damit der gesamten sogenannten »Aufklärung«. Für »die Sexualität« braucht es mindestens einen Mann, braucht es »Penetration« — sonst ist es keine.
    Es wird also keineswegs

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