Alle Orte, die man knicken kann
Markenartikel, angeboten von wispernden Afrikanern. Glänzend organisierter Straßenraub. Touristentötungen in letzter Zeit nur noch versehentlich bei Auseinandersetzungen der Camorra.
Ölüdeniz, Türkei: Sonnenliegen ab morgens sieben belegt. Dart-Pfeile ab mittags verschwunden. Toiletten durchgängig von Kebab-Kunden besetzt. Aber Superblick auf Gleitschirmflieger, die genau dort ins Mittelmeer abstürzen, wo die Haie schon das Maul aufreißen. Elf Vorkommnisse pro Sommer, Fernglas mitnehmen!
Oslo, Norwegen: Die eintönigste, dafür teuerste skandinavische Stadt. Ab 18 Uhr ausgestorben, vorher extrem ruhig. Viele orientierungslose Kreuzfahrtgäste. In der Nähe reichlich Wald und Wasser. Wegen der Alkoholpreise stürzen sich die Einwohner von der Holmenkollen-Schanze.
Paguera, Mallorca, Spanien: Badespaß mit Saugbarben, das sind Fische, die abgestorbene Hautzellen von den Füßen knabbern, für circa 15 Euro pro Viertelstündchen. Lobenswert kostenlos: die unermüdlich rumorenden Bagger am Strand.
Pamplona, Navarra, Spanien: Kathedrale Santa Maria, Festung, Museum und so weiter. Aber hier kommt man zumStierlauf im Juli: Eine Woche lang werden die Stiere durch die Straßen zur Arena getrieben, fangen bald an vor Begeisterung zu stürmen – und jeder Zuschauer ist willkommen mitzulaufen. Die gesamten achthundert Meter von Santo Domingo bis zur Estafeta schafft niemand. Aber dreißig Meter ohne Armbruch, Beinbruch, Schädelbruch oder anschließende Beinamputation sind schon beachtlich. Vorteil laut Hemingway: «Sterben fällt danach nicht mehr schwer.»
Paphos, Zypern, Griechenland: Die letzte Reinigung der Pools und der Bettwäsche fand im Bauboom der späten Siebziger statt. Trinkwasser bitte selbst entsalzen. Die alten Leitungen sind Weltkulturerbe.
Pisa, Toskana, Italien: Die Tourismus-Werbung bimst den Besuchern ein, es gebe noch mehr als den Schiefen Turm. Das stimmt, es gibt noch mehr, aber nicht in Pisa. Der Campanile neben dem Dom ist zu Recht der einzige Anlaufpunkt für gefühlte zwei Millionen Fotografen täglich. Vom monströsen Parkplatz herbeigeeilt, dirigieren sie Partner und Familienmitglieder so ins Bild, dass es aussieht, als stützten die den Turm. Nur gut, um hinterher sagen zu können: Es lohnt sich nicht.
Port de Pollença, Mallorca: Erster Inselort, in dem hundert Prozent der Hotel- und Restaurantbewertungen auf Bestechung beruhten. Baugenehmigungen nur zu dreiundachtzig Prozent, da ist noch Luft. Inzwischen als Vorbild vielfach nachgeahmt.
Radonstollen, Bad Gastein, Österreich: Schwach radioaktive Höhle. Etliche Gäste mit schwer definierbaren Beschwerden, die hier hyperventilieren und auf Verlängerung ihrer Halbwertszeit hoffen. Ein Kurzaufenthalt entspricht dem Blick auf Fukushima aus acht Kilometern Entfernung.
Rethymno, Kreta, Griechenland: Die Tourismusbehörde versichert: Die flinken braunen Tiere, die hier zwischen Bettlakenund Kopfkissen siedeln, wollen nur spielen! Ihre Ahnen stammen aus der osmanischen Zeit. Tolles Aroma im Meeresmuseum bei der Sammlung von Weichtieren.
Rhodos, Griechenland: Unvergessliche Tauchtrips zu unterseeischen Müllbergen, die liebenswerten Meerestieren und Nesselquallen Unterschlupf bieten. Allergische Schocks bitte gleich an Land behandeln lassen. Dort beißen lediglich Sandflöhe.
Rimini, Italien: Großes Kino vom Flugzeug aus: die endlosen Scharen in den Sand getackerter Urlauber, aufgereiht und sortiert wie Insekten im Schaukasten. Außerirdische machen hier Fotos und fliegen dann weiter. Vorbildlich.
Sacro Speco, Subiaco, Italien: Grotte, in die sich Benedikt von Nursia zurückzog, um Jahre später als erleuchteter Guru wieder herauszukommen. Der Eingang der Einsiedelei wird tausendfünfhundert Jahre später ganztätig von Reisebussen und Pilgerscharen versperrt.
Salzburg, Österreich: Mozart im Dauerrepeat. Deutsche, Italiener, Amerikaner, Japaner machen den Flashmob in der Getreidegasse. Wichtigste Sehenswürdigkeit: die massenhaft produzierten Mozartkugeln, mit denen der Meister einst vergiftet wurde. Klappt auch noch heute.
San Antonio, Ibiza, Spanien: Auf Ibiza ist eigentlich alles vorbei. Aber in San Antonio zuckt noch ab und zu die abgetakelte Clubszene. Ihr jungen Reisenden, zeigt Mitgefühl! Die Leute, die ihr hier seht, waren vor vielen Jahren noch nicht alt, fett, faltig und abstoßend ranzig!
San Gimignano, Italien: Die toskanische Tourifalle schlechthin, stolz auf ihre
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