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Alle Orte, die man knicken kann

Alle Orte, die man knicken kann

Titel: Alle Orte, die man knicken kann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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Steinschlag, überraschende Vereisung.
    Jungfrau, Schweiz:  Lieblingsberg der Japaner. Die Zahnradbahn aufs Jungfraujoch ist zwar teuer, doch dafür im Sommer richtig knüppeldickerummelvoll mit Fotofans. Im Winter dominieren Teilnehmer am beliebten Spiel «Lawine-Treten».
    Kamari, Santorin, Griechenland:  Die zahlreichen Sperrmüllhaufen auf dem Schotterstrand dienen den tief einfliegenden Urlauberjets als Hinweise und Landebahnmarkierungen. Tröstlich: viele Ouzo-Kneipen zum Betäuben, Vergessen, Versinken.
    Kapi, Türkei:  Die enge Bucht gilt als Idylle, deshalb liegen hier immer etliche Großsegler gleichzeitig vor Anker. Trubel und Echoeffekt wie im heimischen Hallenbad, Harngehalt ebenso.
    Kemer, Türkei:  Angesagte Tankstelle für Fahrer mit Methanol betankter Fahrzeuge. Das wirksamste Methanol wird in Hinterräumen auf handliche Flaschen abgefüllt und unter dem Namen «Raki» verkauft.
    Kusadasi, Türkei:  Der Modergeruch in den Behausungen stammt angeblich von der Nähe der Ägäis, der Sound der Pressluftbohrer vom Versuch, den Schimmel aus den Duschen zu entfernen. Bei näherem Hinsehen plausibel.
    Lascaux, Frankreich:  «Steinzeitzeichnungen» . (Kuh, Pferd), die vor siebzig Jahren von «Entdeckern» an die Wand gemalt wurden. Mittlerweile weitgehend verpilzt. Nachbildungen der Nachahmungen gegen hohe Gebühr zugänglich.
    Lido di Jesolo, Italien:  Am Plattenbaustrand sind Hunde willkommen, vor allem auf den Strandliegen und in den Duschen. In den Zimmern selbst gilt dasselbe jedoch nur für die schwarzen Punkte, die an der Wand hochlaufen.
    Lissabon, Portugal:  Lärmende Schwärme in den Straßenbahnen 12 und 28, in den Gassen der Baixa und im Aufzug zum Bairro Alto, beim Bewundern von Häusern, die seit Jahren hinter Gerüsten verborgen sind, abends in den dreihundert Geheimtipps für faden Fado.
    Lloret de Mar, Spanien:  Top-Destination preisgünstiger Regenbogen-Sauftours, jedoch auch Goldmedaille für die «am besten auf Alkoholvergiftung vorbereiteten Krankenhäuser Spaniens». Viele deutschkundige Bestattungsunternehmen.
    Lourdes, Südfrankreich:  Marienerscheinung vor 160   Jahren. Das Verhältnis von Heilungen zu Erkrankungen vor Ortsteht seither 1   :   15   763.   Darmerkrankungen sind am häufigsten, gefolgt von grippalen Ansteckungskrankheiten, Listerien-Infektionen und akuten Depressionen.
    Mailand, Italien:  Ehemalige Trend- und Glamourcity, jetzt noch Hauptstadt der Magersucht und ramponierter Outlets. Vom Dom nur die Dachterrasse sehenswert. In der Nähe: die Ruine von Leonardos «Abendmahl» im Refektorium von Santa Maria delle Grazie. Vier Stunden Anstehen für 15   Minuten Betrachtungszeit nach dem Motto «Können Sie mal eben ein Stück zur Seite gehen?»
    Marbella, Spanien:  Trotz starker Konkurrenz unumstrittene Korruptionshauptstadt Südspaniens, höchste Zahl inhaftierter Bürgermeister in Europa. Zuflucht besichtigungsfreudiger Besucher: das Bonsaimuseum.
    Marmaris, Türkei:  Bettenburg mit guten Fastengelegenheiten, da die Restaurants aus hygienischen Gründen meist geschlossen und die Wasserleitungen aus Kostengründen häufig abgedreht werden. Überwinterndes Welkfleisch.
    Medjugorje, Bosnien-Herzegowina:  Marienerscheinung vor dreißig Jahren, vom Vatikan nicht anerkannt, desto erfolgreicher. Treffpunkt freischaffender Exorzisten und selbständiger Engelsvermittler. Stark überhöhte Weihrauch-Emissionen.
    Molnar Janos, Budapest, Ungarn:  Verzweigte Höhle unter der Stadt, ursprünglich mit Thermalwasser gefüllt, angeblich immer noch, in Wahrheit als Kloake genutzt. Interessante aquatische Lebensformen. Ein Muss für Freizeittaucher.
    Montagne Sainte-Victoire, Frankreich:  Seit Cézanne sie gemalt hat, Edelhügelgruppe gebildeter Senioren, denen hier der Mistral erst die Mütze, dann die Brille, danach das Toupet und schließlich das Gebiss vom Schädel weht. Fundbüro am Fuß des Berges.
    Mykonos, Ägäis, Griechenland:  Die Kykladen-Insel ist zu Recht stolz auf den höchsten Pro-Kopf-Alkoholkonsum im östlichen Mittelmeer. Es gibt Kirche, Kloster und fünf Windmühlen, aber die sind nichts gegen das einzigartige Besäufnisparadies: Die Häuser sind komplett zu Bars, Clubs, Pubs umgewandelt worden. Am Morgen sehen die Gäste unter ihrer heftigen Schminke so aus wie die Fassaden des Inselstädtchens: kalkweiß und blau.
    Neapel, Italien:  Bedeutendste Müllhalde am Vesuv. Viel Mief, jedoch auch Pizza und exzellente Auswahl gefälschter

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