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Alle Orte, die man knicken kann

Alle Orte, die man knicken kann

Titel: Alle Orte, die man knicken kann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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überlagern, werden gehäckselte Chilischoten zugemischt.
    Bei den
Ceviche
wird der sehr spezielle Geschmack abgelagerter roher Fische von reichlich Chilis, Zitronensaft und roten Zwiebeln übertönt. Zum Neutralisieren gibt es das nationale Verdauungsproblem Mais.
    Cuy chactado
wird im ganzen Stück serviert. Am Kopf erkennen auch Uneingeweihte, dass es sich um gebratenes Meerschweinchen handelt. Es schmeckt wie Hühnchen mit extra vielen Knochen. Dieses Gericht lässt sich in Deutschland am leichtesten nachkochen.
    Das reicht für das Expertengespräch
    Vor hundert Jahren wurden die Inka-Ruinen von einem Team um den amerikanischen Archäologen Hiram Bingham freigelegt. Das Magazin
National Geographic
widmete der Entdeckung 1913 eine eigene Ausgabe. Seither wächst der Tourismus. Der peruanische Autor Mario Vargas Llosa hat darauf hingewiesen, dass sich ein Abend unschwer mit Vermutungen darüber füllen lässt, warum die Inka die Anlage verließen und ob sie überhaupt je bewohnt war. Möglicherweise machte das Auftauchen des Spaniers Francisco Pizarro die Einweihung der Kultstätten überflüssig. Er wurde für den Gott gehalten, der mit Menschenopfern und umständlichen Ritualen beschworen worden war. Endlich war er da!
    Das meinen Kenner
    «Wer eine Weile durch dieses Land reist, wird verstehen, warum Pizarro irgendwann die Geduld verlieren musste.»
    – Johann Jakob von Tschudi, Forschungsreisender
     
    «Nichts ist enttäuschender, als nach Schätzen zu suchen und nur alte Steine zu finden.»
    – Hiram Bingham, Archäologe
     
    «Je weniger man von den Inkas weiß, desto bedeutender kommt einem die Kultur vor. Wer sich die Illusion erhalten will, sollte sich nicht darein vertiefen.»
    – César Vallejo, Autor

Brasilien

    G ewiss, Rio ist zugebaut bis in das letzte Zipfelchen der allerletzten Bucht, aber immer noch eine der schönsten Städte der Welt. Das Wasser ist nicht mehr sauber, aber das liegt nur an den illegalen Einleitungen und ändert nichts daran, dass die Strände von Ipanema und die Copacabana immer noch zu den Traumstränden zählen, solange man nicht ins Wasser geht.
    Und es ist auch richtig, dass die Luft das Atmen gelegentlich schwermacht, besonders in der warmen Jahreszeit, den europäischen Wintermonaten. Aber das liegt nur an den vielen Autos, die hier keiner Überprüfung unterworfen werden und keine Abgasnorm erfüllen müssen. Brasilien ist kein Land der Normen, sondern hat sich einen Rest spontaner Ursprünglichkeit bewahrt.
    Deshalb hat man allerdings vom
Corcovado
, dem Berg mit der Jesus-Statue, einst das Wahrzeichen, keinen Blick mehr auf die Stadt. Aber nun muss man auch nicht mehr hochfahren! Als Alternative bleibt immer noch der
Pão de Açúcar
, der Zuckerhut, der niedrige Berg mitten zwischen Buchten und Hochhäusern. Abends kann man von hier an den Lichtern ungefähr erkennen, wo die Stadt liegt.
    Die Menschen sind freundlich. Sie singen und tanzen gern.Kleine Combos grasen die Lokale ab, meist mit einer winzigen Gitarre und einigen nervtötenden Rhythmusinstrumenten, welche die Gäste zum sofortigen Herausgeben aller Barschaften nötigen.
    Und hier sind wir bei einem ernsten Thema. Leider wird im Zusammenhang mit dieser großartigen Stadt immer wieder von Kriminalität berichtet. Natürlich nicht völlig zu Unrecht. Durchschnittlich zehn Menschen pro Tag werden erschossen, etwa doppelt so viele werden erstochen, aber nicht einmal ein Drittel davon sind Touristen. Wenn Reisende sich aus den von Drogengangs beherrschten Slums heraushalten, hier Favelas genannt, und ein paar Vorsichtsmaßnahmen beachten, kann nichts passieren. Oder kaum etwas. Oder nur manchmal. Nicht immerzu. Mit den folgenden Hinweisen kann der Aufenthalt in Rio sogar zum reinen Genuss werden.
    Es gibt viel Armut in Brasilien. Wer etwas spenden will, tut das aber am besten nicht vor Ort. Sonst findet er auf Anhieb sehr viele Freunde, die ihn nicht wieder gehen lassen wollen.
    In den öffentlichen Verkehrsmitteln bitte keine neuwertigen Markenturnschuhe tragen (Adidas, Puma, Reebok, Nike). Es gibt viele Menschen im Bus, die diese Markenschuhe gerne haben möchten. Falls so ein Wunsch geäußert wird, die Schuhe ohne langes Herumnesteln ausziehen und hergeben. Auch die anderen Markensachen. Und das Geld. Dann passiert nichts! Den Busfahrer fragen, wo der nächste Nacktbadestrand ist.
    Wenn am helllichten Tag auf der Straße jemand verprügelt oder erstochen wird, bitte nicht anhalten und nach dem Grund

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