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Alle Orte, die man knicken kann

Alle Orte, die man knicken kann

Titel: Alle Orte, die man knicken kann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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erkundigen. Die meisten hier können kein Englisch.
    Keine Kirchen besichtigen. Erstens lohnt sich das nicht. Und zweitens halten sich in den Kirchen Personen auf, die auf Touristen warten, die Kirchen besichtigen wollen.
    Keinen echten Schmuck tragen. Die vielen Frauen mit blutendemRiss im Ohrläppchen sind Touristinnen, die sich nicht ausreichend informiert hatten.
    Falschen Schmuck immer so tragen, dass er von Vorübergehenden leicht vom Armgelenk oder vom Hals gerissen werden kann. Sonst kommt es zu unnötigen Komplikationen.
    Kreditkarten und Geld gehören in den Hotelsafe. Und zwar eines Hotels in Nordamerika oder Mitteleuropa.
    Die Adresse der deutschen Botschaft und den Fluchtweg zum Flughafen bitte schon vor der Abreise in den Arm eintätowieren. Am besten in beide. Und ins Bein. Man kann nie wissen, was dranbleibt.

Amerika   – Kurz und knickbar
    Aconcagua, Argentinien:  Heiliger Berg der Inka. Kenner beschränken sich auf ein Lob von weitem, fünftausend Unbelehrbare pro Saison versuchen hinaufzuwandern. Die Nachfahren der Inka bringen hier bis heute Menschenopfer, vor allem unter Fremden, die den sorgsam gehüteten Kokaplantagen zu nahe kommen.
    Atacama, Chile:  Schauplatz der von der Nasa gedrehten «Mondlandung» 1969.   In einem Privatmuseum in San Pedro de Atacama werden beweiskräftige Restbestände ausgestellt. Ausgedörrte Bustouristen müssen sich Geysire ansehen (Aufbruch 4   Uhr morgens bei 0   Grad, Ankunft mittags bei 30   Grad) und die montonen Salzfelsen im Valle de la Luna. Abends Salsa-Kurs und Flucht vor Straßenhunden.
    Baffin Bay, Kanada:  Bekam den Greenpeace-Preis für den ersten komplett von Walen befreiten Meeresarm des Nordatlantiks. Wird immer wieder wegen der «Discoinsel» besucht, auf der aber nur ein paar Inuit tanzen. Die Form der Insel gleicht einer Diskusscheibe. Entdecker John Franklin verlor hier die Lust am Leben.
    Banff, Rocky Mountains, Kanada:  Gute Auswahl zwischen heruntergekommenen Motels und auf Englisch getrimmten Edelabsteigen. Seit ein paar Jahren steil im Aufwärtstrend: das Helikopter-Skiing, das auch zur natürlichen Umsiedlung der schädlichen Bergtiere dient. Einfach mit dem Hubschrauber nach oben, auf Brettern abwärts und wieder los. Adieu, ihr blöden Caribous, Brummbären, Elche und Geier!
    Bay of Fundy, Atlantik, Kanada:  Macht Reklame mit 21   Meter Tidenhub. Darüber hinaus gibt es vor allem Wald und Gebüsch und eine Tankstelle. Die Einwohner sind Nachfahrennotgelandeter schottischer Einwanderer mit hohem Promillegehalt. Heimatabend mit Sehnsuchtsliedern nach Schottland und Dudelsack-Terror.
    Bridgetown, Barbados:  Wellnessort schlaganfälliger amerikanischer Runzelgreise, die ihren Tag mit heilkräftigem Rum auf Zucker beginnen und mit Zucker in Rum ausklingen lassen. Sie sind leicht zu verwechseln mit den ebenfalls herumkriechenden Lederschildkröten, können aber nicht so gut sprechen.
    Cancun, Mexiko:  Die Riviera Maya erlebte in den letzten vierzig Jahren eine Vertausendfachung der Einwohnerzahl. Unter den schnell hochgezogenen Wohntürmen haben Archäologen jetzt Maya-Stätten geortet. Zugang durch die Keller möglich (einfach Müll beiseiteschieben). Lustig am Strand: die Verknotung der Schnüre von Fischern mit denen von Kitesurfern.
    Cayo Largo, Kuba:  Strandparadies amerikanischer Nudisten. In deren Geschnorchel und Geschwabbel erkannte Fidel Castro in seiner Spätzeit die Ursache für die häufigen Hurrikane in diesem Gebiet. Die demente These ist noch nicht widerlegt. Abends Überflutung der Nasszellen nach den rituellen Saufgelagen.
    Chimborazo, Ecuador:  Seit Humboldt oben war, beliebtester Berg deutscher Südamerika-Touristen. Bus bis auf 4800   Meter Höhe, dann nur noch 1500 gemütliche Wandermeter bis zum höchsten Papierkorb der Welt voller Chipstüten und Schokoverpackungen. Zahlreiche neue Graffiti und Namenseintragungen in Felsen und Hölzern.
    Havanna, Kuba:  Die ruinierteste Stadt der Karibik glänzt mit staatlich geförderter Prostitution und einem Restbestand rostender Straßenkreuzer. Aufwärts geht es mit der Musik:Mittlerweile über siebentausend Kubaner behaupten, sie hätten in
Buena Vista Social Club
eine Hauptrolle gehabt, und geben gegen Pesos Autogramme.
    Hudson Bay, Kanada:  Für Touristen sind leider nur Eisbären-Safaris möglich. Ureinwohnern ist darüber hinaus das massenhafte Robben-Schlachten genehmigt. Dagegen allen erlaubt und im Sommer lebensnotwendig ist die Treibjagd auf Mücken.

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