Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
erläuterte Charlie, denn sie wollte Liv Aronsson nicht allzu viele Lügen auftischen.
    »Mit der spanischen Polizei? Das kommt mir komisch vor.«
    »Nein, nicht in Spanien. Hier in England.«
    Liv Aronsson schniefte. »Aha. Das verstehe ich noch weniger. Warum interessiert sich die Polizei in England für einen Mord in Spanien?«
    »Der Ausgangspunkt für diese Ermittlung war nicht der Mord, sondern der Diebstahl, der zugleich verübt wurde«, antwortete Charlie. »Im Lauf einer anderen Untersuchung erfuhr die Polizei, dass Ulf Ingemarssons Arbeit in den Besitz einer britischen Firma geriet. Wenn das stimmt und wenn wir herausfinden können, wie das ablief, dann können wir vielleicht der spanischen Polizei helfen, die Ermordung Ihres Partners aufzuklären.«
    »Na ja, natürlich stimmt es«, sagte Liv kurz angebunden. »Ich hab das ja von Anfang an gesagt. Es war kein spanischer Einbrecher, der etwas aus einem Ferienhaus stahl. Es war ein vorbereitetes Verbrechen, zum Vorteil seiner Rivalin.«
    »Wenn Sie sagen ›seine Rivalin‹, haben Sie da eine bestimmte Person im Sinn?«
    »Natürlich. Die Frau, die sich durch Ulfs Arbeit bereichert hat. Jay Macallan Stewart.«
    Das hatte Charlie sich erhofft, aber die Worte tatsächlich zu hören, das war der Moment, den sie bei den Gesprächen mit ihren Patienten immer anstrebte. Es genügte nie zu vermuten, dass das, was man annahm, sich mit dem deckte, was der andere dachte. Es musste ausgesprochen werden. »Was macht Sie in der Sache so sicher?«
    »Ulf hatte drei Jahre vor seinem Tod eine bestimmte Idee. Er meinte, es müsste doch möglich sein, Reiseführer zu machen, die wirklich zu dem passten, wofür die Leute sich interessierten. Er war ein Computerfreak und konnte die Software schreiben, mit der diese Idee funktionieren würde. Aber ihm fehlte das Wissen, wie sie sich verkaufen ließe. Und wie man an die Informationen kommen konnte, die man auf die Site stellen wollte. Und auch ich kannte mich damit nicht aus. Ich bin Grundschullehrerin und kenne mich mit Siebenjährigen aus, das war’s.«
    »Nicht unbedingt eine Fertigkeit, die sich gut auf Internetgeschäfte übertragen lässt.«
    Liv lachte trocken. »Genau, nämlich überhaupt nicht. Er wusste also, dass er einen Partner finden musste, der über die andere Seite des Vorhabens Bescheid wusste. Er recherchierte und fand Jay Macallan Stewart. Seit sie ihre erste Internetfirma für viel Geld verkauft hatte, hatte sie keine Geschäfte mehr gemacht. Aber er glaubte, dass sie viel von der Reisebranche verstand. Und noch wichtiger war, dass er meinte, sie habe ein Gespür für die Träume und Wünsche der Menschen.«
    Charlie fand, dass das für einen Computerfreak ein sehr scharfsinniges Urteil war. Je mehr sie über Jay herausfand, desto überzeugter wurde sie, dass sie niemals jemanden getroffen hatte, der eine klarere Vorstellung von seinen Träumen und Wünschen hatte. Und das mit so viel Nachdruck nach außen tragen zu können war eine seltene Gabe. Es war jedoch auch eine Gabe, die nicht im Geringsten zu einem psychopathischen Mörder passte. Allerdings wäre es nicht das erste Mal, dass es einer solchen Persönlichkeit gelang, ihr wahres Wesen zu verbergen. Ted Bundy war das klassische Beispiel dafür. Aber es hatte auch andere gegeben. »Er nahm also Kontakt mit ihr auf?«
    »Er schickte ihr eine E-Mail. Und sie antwortete innerhalb von ein oder zwei Tagen.«
    »Hat er auch noch andere potenzielle Geschäftspartner kontaktiert?«
    »Nein, ich sagte, er solle mit verschiedenen Leuten reden, um zu sehen, wer ihm das beste Angebot machen würde. Aber er meinte, er wolle keinen so großen Aufriss machen. Einen bescheuerten Stress nannte er das. Er wollte jemanden finden, mit dem er zusammenarbeiten konnte und dem er vertraute. Das war ihm das Wichtigste.« Liv seufzte. »Er hat der falschen Person vertraut, wie sich herausstellte.«
    »Was ist als Nächstes geschehen?«
    »Sie haben ein paar E-Mails ausgetauscht. Es sah so aus, als würden sie zusammenpassen. Also kam sie nach Stockholm, um Ulf zu treffen. Sie war drei oder vier Tage hier und brachte einen Softwaretypen mit, jemanden, mit dem sie vorher gearbeitet hatte, an seinen Namen kann ich mich nicht erinnern. Wir gingen mit ihnen essen. Ich mochte sie nicht, ehrlich gesagt. Kleine Kinder haben manchmal noch nicht gelernt, zu verbergen, was in ihnen vorgeht, und man erhascht einen Blick auf ein bisschen Wildheit. So etwas Ungezähmtes, kann man das

Weitere Kostenlose Bücher