Alle Rache Will Ewigkeit
machst du denn hier? Ist es eine Überraschung für mich? Hat Ma dich eingeladen?«
Verdammt unwahrscheinlich, dachte ich, behielt es aber für mich. »Ich bin wegen einer Tagung hier«, sagte ich zu Magda. »Ich hatte keine Ahnung … von alldem«, fügte ich hinzu, und unerwartet versagte mir die Stimme. Ohne bewusst etwas zu denken, taten wir beide einen Schritt aufeinander zu. Es war nicht viel mehr als zwanzig Zentimeter Platz zwischen uns. Ich roch etwas Herbes und Würziges auf Magdas Haut wie Limone und Zimt. Ich konnte sogar sehen, dass ihre Pupillen erweitert waren. Mein Magen schmerzte.
»Oh mein Gott, Jay«, sagte Magda verwirrt und angespannt. »Ich wünschte bei Gott, du wärst früher zurückgekommen.«
»Ich auch«, antwortete ich mit heiserer Stimme. Ich fragte mich, ob mein Gesicht Magdas Mischung aus Scheu, Verwirrung, Furcht und Verwunderung widerspiegelte. »Aber besser spät als nie, oder?«, fragte ich. Es kam mir vor wie ein Appell, ein Gebet, eine flehende Bitte.
»Ich habe heute Nachmittag geheiratet.« Es klang wie ein Geständnis.
»Tut mir leid. Ich hätte dir gratulieren sollen.«
»Oh mein Gott, was hab ich getan?« Magdas Stimme war leise und zornig.
Plötzlich bekam ich Angst. Die Gefühle, die um uns herumwirbelten, waren zu stark, wie unter Strom stehende Kabel, die sich über den Boden schlängelten und uns Funken sprühend bedrohten.
Ich tat einen Schritt zurück. Auf diesen Weg wollte ich nicht geraten. Ich sah, dass sich etwas vor meinen Füßen auftat, das eher wie eine Fallgrube wirkte als ein Pfad. Letztes Mal hatte ich geschworen, es würde das letzte Mal sein. »Viel Glück, Maggot. Es war schön, dich zu sehen«, sagte ich und ließ innerlich die Rollläden herunter.
»Warte«, rief Magda. »Du kannst doch nicht einfach gehen. Jetzt, wo ich dich gerade erst wiedergefunden habe.«
»Heute ist deine Hochzeit, Magda. Ein Festzelt voller Leute wartet auf dich.«
Bring mich nicht dazu, dies zu fühlen, Magda. Bitte,
dachte ich.
»Triff mich später«, drängte Magda, streckte die Hand aus und ergriff mein Handgelenk. »Triff mich später, Jay. Bitte, ja? Nur zum Reden. Und wir tauschen unsere Adressen aus, ja?«
»Ich bin nicht sicher, ob das eine gute Idee ist«, antwortete ich, mein Mund war bei ihrer Berührung trocken geworden. Ich hatte mich noch nie so gefühlt wie in diesem Moment, niemals hatte es mich so unvermittelt und so erschreckend heftig erwischt.
Magda lächelte, ein offenes, unbefangenes Strahlen freizügiger Heiterkeit. »Natürlich ist es keine gute Idee«, sagte sie. »Aber ich bin die Braut. Es wird von dir erwartet, mir meinen Willen zu lassen.«
Ich hatte angebissen. »Sag schon, wann und wo.«
Magda runzelte die Stirn, als plane sie etwas. »Neun Uhr? Am unteren Ende der Wiese? Du kennst ja das alte Bootshaus, oder? Es ist jetzt praktisch eingestürzt, aber wenn du um die hintere Seite herumgehst, kann dich niemand sehen.«
Indem sie das sagte, gab sie mir zu verstehen, dass ein Treffen mit mir auf jeden Fall etwas war, was niemand beobachten sollte. Das war mir recht. Das Letzte, was ich mir wünschte, war eine Auseinandersetzung mit der Mutter der Braut. »Ich werde da sein«, versprach ich, fragte mich aber bereits, als ich es aussprach, ob ich den Verstand verloren hatte.
»Versprochen?«
»Ich verspreche es.«
Magdas Lächeln ließ sie erstrahlen wie ein Leuchtfeuer. »Bis dann«, sagte sie und schlüpfte an mir vorbei, während sie weiterhin mein Handgelenk festhielt. Und dann lag ihr Mund auf meinem.
Es war die Art von Kuss, den eine Braut niemandem geben sollte außer ihrem Angetrauten.
Dann war Magda fort, genauso plötzlich, wie sie damals vor so vielen Jahren aus meinem Leben verschwunden war.
Es niederzuschreiben brachte alles wieder in seiner Unmittelbarkeit zurück. Jay spürte die erschütternde Plötzlichkeit des Ganzen, die verwirrenden Gefühle, die sie ratlos gemacht und die sie nicht ausgerechnet in einer Damentoilette ihres alten Colleges erwartet hatte. Und Magdas Reaktion. Der Gedanke an Magdas Gesichtsausdruck, als sich die Mosaiksteine ihres persönlichen Puzzles zusammenfügten, überwältigte sie immer noch. Es war ein Moment, wie er in Filmen und Musicals vorkommt, nicht im wirklichen Leben. Zumindest hatte sie das immer geglaubt.
Bis es mit ihr selbst geschehen war.
Es war ein Anfang. Als Jay am Waschbecken in der Toilette stand, fühlte sie sich, als sei sie hinterrücks überfallen und zu Boden
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