Alle Rache Will Ewigkeit
sie leise.
Ich löste mich mit einem Achselzucken von dem Baum. »Es würde schwerfallen, ein Versprechen zu brechen, das man dir gegeben hat.«
»Ich glaube, ich habe einen schwerwiegenden, großen Fehler gemacht«, sagte Magda und kam noch einmal zwei Schritte näher.
So etwas wollte ich eigentlich nicht hören. Ich schluckte den Knoten hinunter, der sich in meiner Kehle festgesetzt hatte. »Dann gehe ich jetzt.«
Magda schüttelte den Kopf und legte mir eine Hand auf den Arm. Wo sie meine Haut berührte, brannte es wie von Eis. »Nicht weil ich dich getroffen habe. Dass ich Philip geheiratet habe.«
Wir starrten uns mit begierigen Augen an. In diesem Moment spielten Worte keine Rolle. Magda hätte »Mary had a little lamb« singen können, das hätte einen genauso großen oder kleinen Unterschied gemacht. Ich nahm nur ihre Berührung wahr, ihr Gesicht, ihren Duft.
Etwas explodierte in meinem Kopf, und alles außer Magda wurde bedeutungslos. Im Bewusstsein, dass es das Gefährlichste war, was ich je getan hatte, schmiegte ich mich an sie und küsste sie.
Ich dachte, wir würden nie wieder aufhören können. Als wir uns endlich voneinander lösten, zitterten wir beide und atmeten stockend und keuchend. »Oje«, japste Magda.
»Ich wollte nicht …«, stotterte ich. »Ich wollte nicht, dass das passiert.«
Magda berührte mit den Fingerspitzen meine Wange, und meine Haut prickelte. »Um das zu verhindern, hättest du das Land verlassen müssen.«
»Komm, setz dich«, sagte ich, und meine Stimme war gepresst und rauh, wie ich sie gar nicht kannte. »Wir müssen reden, Magda.«
Wir setzten uns vorsichtig nebeneinander auf das Tuch, mein Arm lag um ihre Schultern, und ihrer umschlang meine Taille.
»Das ist nicht einfach so aus heiterem Himmel gekommen«, sagte Magda.
»Für mich schon.«
Ich spürte, dass sie lächelte. Mit der freien Hand suchte Magda in der Abendtasche, die sie umgehängt trug. Sie zog eine Packung Gitanes und ein Feuerzeug heraus und fummelte herum, bis sie eine Zigarette herausgezogen hatte. Sie bot mir eine an, aber ich schüttelte den Kopf. Kurz zuckte sie mit den Schultern und zündete sie an. Der vertraute würzige Geruch wirkte auf mich, als hätte er mich in eine Zeitmaschine versetzt. Ich hatte seit zehn Jahren keine französischen Zigaretten mehr geraucht, aber der Geruch war mir so vertraut wie meine morgendliche Kaffeemischung.
»Rauchen ist ungesund.« Es war nur teilweise scherzhaft gemeint. Ich machte mir bereits Gedanken, dass Magda etwas Schlimmes passieren könnte.
»Ich hebe sie für besondere Anlässe auf. Erinnerst du dich an sie?«, fragte sie. Es war nicht nötig zu antworten. »Du hattest keine Ahnung, nicht wahr? Ich betete den Erdboden an, auf dem du gingst. Wenn ihr im Pub wart, du und Mum, kämpfte ich immer gegen das Einschlafen an, bis du nach Haus kamst, damit ich die Treppe ein Stück runterschleichen konnte, nur um deine Stimme zu hören. Ich versuchte, Dad zu überreden, damit er abends mit Mum ausging, weil du dann kommen und uns babysitten würdest. Du warst meine erste große Liebe.«
Ich holte tief Luft und atmete ungewollt den Tabakduft ein. »Du hast recht. Ich hatte keine Ahnung. Acht Jahre sind in dem Alter eine riesige Kluft. Es tut mir leid, ich habe es nie bemerkt. Ich dachte nur, wir kämen einfach sehr gut miteinander aus.«
»Was wir natürlich taten. Aber ich war verrückt nach dir. Wenn ich Mum im College treffen sollte, versuchte ich immer früher zu kommen und hoffte, dich zu sehen. Dann warst du plötzlich verschwunden. Gerade gehörtest du noch zur Familie, und am nächsten Tag warst du jemand, über den nicht mal gesprochen wurde.«
»Was hat sie euch gesagt?« Ich wollte es wirklich wissen.
»Patrick sagte, du wärst an die Tür gekommen, und Mum hätte dich angelogen, damit du verschwindest.« Unbewusst war Magda direkt in die Redeweise ihrer Kindheit zurückgefallen. »Ich fragte Mum, was los wäre, und sie sagte, sie wolle dich nicht mehr in ihrem Haus sehen. Sie sagte, sie hätte etwas über dich herausgefunden, was bedeutete, dass du nicht mehr zu uns nach Haus kommen könntest. Ich fragte, was du so Schreckliches getan hättest, und da wurde sie ganz missmutig und sagte, ich würde ihr das einfach abnehmen müssen.«
»Und du hast nie erfahren, was ich angeblich getan hatte?«
Magda lachte »Nicht genau. Aber vor ein paar Jahren las ich ein Interview mit dir, in dem du darüber sprachst, dass du lesbisch bist. Und
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