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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Newcastle zu fahren. Aber meine Mutter gab nicht nach. Freitags musste er also den Bus zu seiner Arbeit in einem Büro der Gemeindeverwaltung nehmen. Und meine Mutter nahm den Wagen und fuhr in die große Stadt.
    Ich erinnerte mich an Märkte aus meiner frühen Kindheit. Jenna hatte auf Märkten gearbeitet und war auch als Kundin sehr gern umhergeschlendert. Ich mochte Märkte, weil man dort leicht etwas zu essen stibitzen konnte. Wenn ich eine Möglichkeit finden konnte, dort mit ihr zu sprechen, würde die Atmosphäre vielleicht ihre Selbständigkeit aus ihrem langen Schlaf wecken.
    Ich hatte nie Geld, was die Dinge kompliziert machte. An einem Donnerstagabend zwang ich mich also, wach zu bleiben, und schlich dann nach unten. In der Küche war eine Sammelbüchse für die Kirche. Mein Stiefvater steckte jeden Abend sein Kleingeld hinein, wenn er nach Hause kam. Ich brach den Boden mit einem Messer auf und zählte peinlich genau genug Geld für den Bus ab, plus ein bisschen mehr für Notfälle.
    Am nächsten Morgen verließ ich das Haus zur gewohnten Zeit, nahm aber, statt zur Schule zu gehen, den Bus nach Sunderland und dann die U-Bahn nach Newcastle hinein. Glücklicherweise war es kalt, und ich trug einen Wintermantel, unter dem meine verräterische Schuluniform nicht zu sehen war. Ich hatte Angst, denn ich war nur ein paarmal in Newcastle gewesen, wenn wir von der Kirche aus hinfuhren. Aber es war auch aufregend, am Hauptbahnhof aus der U-Bahn zu steigen. Es wimmelte von Menschen, und alle sahen aus, als wüssten sie, wohin sie unterwegs waren.
    Ich schaute mich nach dem Bahnpersonal um und entschied mich für eine Frau mittleren Alters, die aussah, als kämen die meisten Falten in ihrem Gesicht vom Lachen. Es erwies sich, dass der Grainger Market zu Fuß nur ein paar Minuten vom Bahnhof entfernt war. Ich schaute auf die Uhr. Jenna war jetzt wohl gerade in Roker losgefahren. Ich schätzte, es würde mindestens eine Stunde dauern, bis sie hier sein würde. Ich hatte also genug Zeit, mir den Markt genau anzuschauen und den besten Platz zu finden, wo ich sicher sein konnte, auf sie zu stoßen.
    Zuerst war es etwas verwirrend, weil es viele verschiedene Eingänge gab und eine riesige Anzahl von Ständen, an denen eine große Auswahl an Waren verkauft wurde. Alles vom Gummiband für Unterhosen bis zu Lammbries. Es gab keine Stelle, die ich als Beobachtungspunkt hätte nutzen können, also beschloss ich, einfach herumzuschlendern und die Augen nach ihr offen zu halten.
    Fast eine Stunde verstrich, ohne dass ich Glück hatte, und inzwischen musste ich unbedingt zur Toilette. Als ich herauskam, schaute ich mich um, ob sie irgendwo zu entdecken war. Und fiel fast in Ohnmacht. Obwohl ich Jenna seit sechs Jahren nicht mehr geschminkt gesehen hatte, konnte kein Zweifel bestehen. Die Frau, die an einem Tisch in einem Café saß und Lippenstift, Lidschatten und Rouge trug, war meine Mutter. Ihr Haar hing offen auf die Schultern herab und war nicht wie sonst zu einem Knoten hochgesteckt. Sie rauchte. Und war in Begleitung eines Mannes, der auf keinen Fall der verflixte Howard Calder war.
    Er sah ein bisschen wie Morrissey aus, nur breit und muskulös, während Morrissey gertenschlank war. Zuerst dachte ich, dass er mir deshalb bekannt vorkam. Ich drückte mich an der äußeren Mauer entlang und ging zu einem Stand mit gebrauchten Büchern hinüber, wo ich mich mehr oder weniger hinter einem Ständer mit Liebesromanen verstecken konnte. Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und unterhielten und amüsierten sich wie Leute, die sich gut kannten.
    Dann warf er lachend den Kopf zurück, und ich sah das Schlangentattoo, das sich hinter seinem Ohr hervor an seinem Hals nach unten in den Ausschnitt seines offenen Hemdes schlängelte. Und da erinnerte ich mich an ihn. Er war Holländer. Rinks, so hieß er. Ich hatte ihn damals Ice genannt. Mit acht oder so fand ich das urkomisch. Wir hatten mit ihm auf einem Boot in Norfolk gelebt, einen Sommer lang, dann war er nach Holland zurückgekehrt. Er hatte mich mehr beachtet als die meisten anderen Männer Jennas. Wenn er mit einem Tütchen Stoff nach Haus kam, brachte er auch immer eine Tafel Schokolade oder einen Comic für mich mit.
    Also gut. Ich hatte diesen Mann in meiner Erinnerung eingeordnet. Aber was zum Teufel machte Jenna mit ihm auf dem Grainger Market, wo sie doch angeblich Lebensmittel für die nächste Woche einkaufte? Und dann erinnerte ich mich daran, wie zerstreut sie die

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