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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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aneinandergeraten. Aber noch nie war ich von einem Erwachsenen mit solcher Bösartigkeit angegriffen worden. Und Jenna ließ ihn gewähren, ohne ein Wort zu sagen.
    »Das Mädel hat den Teufel in sich«, sagte er. »Sie muss zum Herrn bekehrt werden.«
    Und meine Mutter, die inzwischen Jesus und seinem himmlischen Vater sklavisch ergeben war, stimmte ihm bei. Meine Mutter, die hin und wieder mit gewalttätigen Männern gelebt, aber nie jemanden toleriert hatte, der auch nur drohte, die Hand gegen mich zu erheben. Meine Mutter, die mir selbst noch im benebeltsten Zustand nach dem Genuss von Drogen gesagt hatte, ich hätte das Recht, ein selbständiger Mensch zu sein, hielt sich zurück und ließ zu, dass dieser brutale Faschist auf mich einprügelte.
    Aber ich lernte schnell. Ich beschloss, Howard Calder keinen Vorwand mehr zu liefern, das noch einmal mit mir zu machen. Mit zehn Jahren hatte ich bessere Fähigkeiten zur Selbsterhaltung, als die meisten Leute im Lauf eines ganzen Lebens entwickeln. Und ich war – entgegen aller Wahrscheinlichkeit – überzeugt, dass Jenna eines Tages aufwachen und sagen würde: »Was soll das,
verdammt noch mal?
«, und dafür sorgen würde, dass wir beide schnellstens verschwanden. Deshalb tat ich, was mir befohlen wurde. Ich ging in den Gottesdienst und lachte nicht über die absurden Behauptungen. Ich las die Bibel, bis mir die Augen weh taten. Ich lernte beten und sang diese saublöden peppigen Mitklatsch-Songs.
    Meine geheime Zuflucht war die Abteilung der Stadtbücherei für Literatur. Dort war ich ziemlich sicher, weil die Mitglieder der Bethanien-Pfingstkirche Jesu Christi meinten, das Lesen von Romanen komme einer Einladung an den Teufel gleich. Am hinteren Ende der Regale mit Belletristik gab es eine Nische mit zwei Stühlen. Nach der Schule schlich ich mich für eine halbe Stunde dorthin und las. Das Ironische daran war, dass ich, bis ich in die weiterführende Schule kam, schon keine Romane mehr las.
    Weil ich so wenig reguläre schulische Bildung genossen und eine so schräge Lebenserfahrung hinter mir hatte, war ich neugierig, wie die Menschen lebten. Deshalb fühlte ich mich zu Geschichte und Soziologie, Philosophie und Politik hingezogen. Es interessierte mich schon immer, wie die Dinge funktionieren, und ich finde, es gibt keinen wirklichen Unterschied zwischen der Konstruktion eines VW -Motors und dem Durchschauen der Schlachtordnung von Waterloo. Alles war damals verbotenes Wissen und nur noch anziehender, weil es ein Akt des Widerstands war.
    Während die Wochen, Monate und Jahre vergingen, begriff ich das Benehmen meiner Mutter nicht. Warum waren wir noch hier? Warum drehte sich ihr Leben um diesen widerwärtigen kleinen Mann? Was tat sie den ganzen Tag? Man konnte doch kaum so viel Zeit dem Putzen, Kochen, Waschen und Bügeln widmen. Sie sagte, sie lese die Bibel, aber irgendwie war ich mir immer noch sicher, dass dies alles Teil einer komplizierten Masche war, durch die wir für den Rest des Lebens versorgt sein würden. Ich verstand nur nicht, worin sie bestand. Ich stellte mir vor, wie sie ihren Mann mit einem nicht nachweisbaren Gift umbrächte, dass uns dann seine geheimen Millionen in die Hände fallen und wir in Florida leben würden.
    Aber das geschah nicht. Weiterhin war jeder Aspekt meines Lebens unverrückbar festgelegt und kontrolliert. Doch gerade als ich dachte, es könnte nicht mehr schlimmer werden, ließ meine Mutter eine Bombe platzen.
    Charlie schlug das Buch zu. »Puh«, sagte sie. »Wieder ein spannender Cliffhanger. Ich habe Thriller gelesen, die nicht so viele überraschende Wendungen boten wie das hier.«
    »Warum legst du es dann weg?«
    »Weil wir fast in Fort William sind und essen sollten. Danach kann ich fahren, wenn du möchtest.«
    Maria lachte. »Was? Und die ganze Strecke nach Glasgow auf die Folter gespannt sein? Nein, das wäre grausam. Außerdem genieße ich es. Du kannst dann den langweiligen Teil auf der Autobahn haben. Magst du sie schon?«
    »Sagen wir mal so: Ich bin mir dessen bewusst, dass ich manipuliert werde. Aber wäre ich ohne Vorurteil herangegangen, dann, glaube ich, würde ich sie sehr mögen. Ich hoffe doch, dass Magda es nicht gelesen hat.« Charlie schüttelte den Kopf. »Wenn sie es getan hat, wird Corinna einen Hammer und ein Stemmeisen brauchen, um die beiden voneinander zu trennen.«

7
    C harlie hatte sich nach dem Mittagessen wieder in die Lektüre vertieft und fand, dass »Bombe« eine zutreffende

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