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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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während der Nick die Schlussfolgerungen durchdachte. »Aber wer sonst hätte Zugriff auf die Informationen gehabt?«
    »Magda natürlich. Sie war diejenige, die die Sicherungskopie ›entdeckte‹. Wir haben keine Möglichkeit zu erfahren, wie lange sie sie hatte, bevor sie sie der Polizei übergab.«
    »Aber sie hat kein Motiv, Barker und Sanderson hereinzulegen«, wandte Nick ein.
    Charlie verzog das Gesicht. »Na ja, sie hat eins und sie hat keins. Darauf komme ich später zurück. Aber es ist doch so. Ich glaube nicht, dass Magda eine Bilanz oder irgendwelche Kontoauszüge so gut versteht, dass sie komplexe Dinge wie Insiderhandel aufdröseln könnte. Aber ich glaube, ihre Freundin kann das. Ich glaube, Jay ist sämtliche Unterlagen zu Philips Finanzen durchgegangen, weil sie nach etwas suchte, das sie nutzen konnte, um einen Verdacht auf Barker und Sanderson zu lenken.«
    Nick streckte die Beine aus, legte sie an den Fußgelenken übereinander und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich weiß, ich bin wirklich schwer von Begriff, aber warum sollte sie das tun? Nach dem, was ich herausfinden konnte, mühten sich die Kollegen vor Ort vergebens ab, ein Motiv oder eine Gelegenheit zu finden, auch die Spurensicherung hatte nichts entdecken können, bis diese Briefe auftauchten. Warum die Sache nicht einfach ungelöst lassen? Warum ein Risiko eingehen, um jemanden in die Pfanne zu hauen?«
    »Weil Magda die beiden sah, als sie die Hochzeit zur ungefähr passenden Zeit verließen. In ihrem Kopf zumindest waren sie die Hauptverdächtigen für den Mord an Philip. Und Jay ist in Magda verliebt. Sie will Magda fester an sich binden. Sie will sie beeindrucken. Es gibt ja kaum eine bessere Möglichkeit, das zu tun, als die Mörder ihres Mannes der Justiz auszuliefern, oder? Besonders wenn sie diejenige ist, die ihn in Wirklichkeit umgebracht hat. Es gibt keine bessere Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass sie selbst endgültig aus dem Schneider ist.«
    Nick warf den Kopf zurück und lachte vor Vergnügen. »Das ist so toll«, sagte er. »Du hast eine böse, hinterhältige, verdorbene Phantasie. Das ist so krank. Aber es passt zu dem, was wir über Jay wissen. Hinterlistig, durchtrieben und unmöglich zurückzuverfolgen.«
    »Das ist das Problem. Das ›unmöglich zurückzuverfolgen‹.« Charlie hörte sich so niedergeschlagen an, wie sie sich tatsächlich fühlte. »All dieses Herumstöbern, und trotzdem haben wir nichts auch nur entfernt Handfestes. Nichts, was deine Kollegen veranlassen würde, diese alten Fälle noch mal aufzurollen. Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber ich glaube, wir müssen unsere Niederlage eingestehen.«
    Nick kratzte sich am Kopf. »Es ärgert mich unheimlich, aber ich glaube, du hast recht.«
    Den Kopf in die Hände gestützt, sackte Charlie zusammen. »Das ist genau wie bei Bill Hopton. Ich bin eine totale Versagerin, Nick.«
    »Du bist keine Versagerin, Charlie. Ich sehe nicht, was irgendjemand anderes unter diesen Umständen hätte tun können.« Nick legte ihr den Arm um die Schultern. »Du wirst rehabilitiert werden, bestimmt. Du wirst wieder das tun, was du am besten kannst.«
    Charlie machte ein Geräusch wie ein halb ersticktes Schnauben. »Statt mich als unfähige Detektivin zu betätigen?« Sie stieß mit dem Kopf gegen seine Brust. »Hör auf, mich zu trösten. Es ist Zeitverschwendung.«
    »Ich vermute, du würdest keine andere alternative Erklärung erwägen?«
    »Ich wäre begeistert. Warum? Hast du eine?«
    Nick holte tief Luft und stieß sie geräuschvoll wieder aus. »Also … Es ist alles ein bisschen unsicher. Motiv und Beweise fehlen. Aber andererseits haben wir rein gar nichts in der Hand gegen Jay, da können wir doch auch durchaus mal in eine andere Richtung spekulieren, oder?«
    Charlie löste sich aus seinem Arm, drehte sich um und schaute ihn an. »Wovon redest du?«
    »Wenn ich bei einem Fall nicht weiterkomme, versuche ich es gerne mal mit einer völlig neuen Herangehensweise. Als ich während der Überwachung auf meinem Posten saß, fing ich an, mit anderen Möglichkeiten herumzuspielen. Nimm zum Beispiel die Ermordung von Jess Edwards. Was ist das Einzige, was wir wirklich darüber wissen? Dass Corinna auf der Wiese war.« Er hielt erwartungsvoll inne.
    Nach einer langen Pause fragte Charlie: »Du willst damit sagen, dass Corinna Jess getötet haben könnte?«
    »Warum nicht? Sie hat selbst gesagt, sie sei am Tatort gewesen – wenn es eine Tat gab –,

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