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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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gestrichen von der Liste der vom Innenministerium zugelassenen Gutachter, sogar die Universität hat mich von der Lehre enthoben. Ich kann nur noch bei Klausuren Aufsicht führen und darf gelegentlich mal Studienanfänger unterrichten. Ein vielleicht hoffnungsloses Unterfangen ist besser als nichts.« Sie kniff die Augen zusammen und versuchte gleichmäßig zu atmen.
    »Na schön!«, entgegnete Maria nach langem Schweigen.
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Charlie matt. »Du hast das nicht verdient.« Sie machte eine kurze Pause und bemühte sich um den passenden lässigen Tonfall. »Du kannst ja mitkommen, wenn du willst.«
    »Nach Oxford?«
    »Du klingst, als sei das auf dem Mond.«
    »Es ist tatsächlich ein anderer Planet, das steht fest. Deine Welt, nicht meine. Ich bin nur ein einfaches Mädel aus dem Norden.«
    »Du könntest mich davor schützen, mich in einem aussichtslosen Unterfangen zu verlieren.« Charlie machte ein extra klägliches Gesicht. »Mich vor mir selbst retten.« Die besten Lügen sind immer die, die der Wahrheit am nächsten kommen, sagte sie sich.
    »Ich habe zu tun.« Maria nahm die inzwischen leeren Teller und räumte sie geschäftig weg.
    »Ich fahre erst am Wochenende. Vorher habe ich diese Woche noch Unterricht und Aufsicht bei Prüfungen. Aber komm doch mit. Du hast das St. Scholastika College noch nie gesehen. Vielleicht würde es dir sogar gefallen.«
    Maria schnaubte. »Ich bin zu alt, um mich durch diese gepflegten Bauten und grandiosen Geister verführen zu lassen. Ich mag die schöne freie Natur, wo man sich entspannen kann, keine Städte. Ist schon gut. Geh du nur auf eine Nostalgiereise. Finde heraus, was deine alte Professorin meint, das du für sie tun kannst.«
    »Und dann soll ich höflich ablehnen und nach Haus kommen?«
    »Nur, wenn du das willst.«
    Charlie sah die Sorge in Marias Blick, und die Schuldgefühle ließen sie leicht erzittern. Es machte keinen Unterschied, dass Maria sich aus dem falschen Grund sorgte. Das gefährliche Abenteuer, auf das Charlie sich einließ, ergab sich nicht aus dem beruflichen Zweck ihrer Fahrt nach Oxford. Was immer Corinna ihr bieten mochte, es konnte nicht halb so riskant sein wie die Tatsache, dass sie sich Lisa Kent auslieferte. Aber etwas, das sich ihrer bewussten Kontrolle entzog, trieb sie an. »Danke«, sagte Charlie, stand vom Tisch auf und wandte sich ab, um ihr Gesicht vor Maria zu verbergen. »Man weiß ja nie. Vielleicht ist es genau das, was ich brauche.«

10
    M it hochgewölbtem Rücken und angespannten Muskeln stieß Magda einen kehligen Laut aus, der genauso gut Verzweiflung wie Ekstase hätte bedeuten können. Ihre Hände klammerten sich am Laken unter ihr fest. Jenseits jedes bewussten Gedankens, nur von der mächtigen Woge des Orgasmus erfasst, brachte sie unzusammenhängende, kaum verständliche Wortfetzen hervor. Jay legte Magda ihre Finger auf die Lippen. »Ich liebe dich«, murmelte sie.
    »Ooh«, stöhnte Magda. Nie zuvor hatte sie solchen Sex gehabt. Wild, schmutzig, dunkel und niemals genug. So war es mit Jay. Berauschend und belebend. Ein Ausflug in unentdeckte Welten.
    Mit Philip war sie im Bett nicht unbefriedigt gewesen. Nachdem sie sich näher kennengelernt hatten, war es immer ein Vergnügen gewesen. Sie hatte es gemocht und oft selbst die Initiative ergriffen. Aber mit Jay riss die Leidenschaft sie mit – vom ersten Mal an, als sie zusammen aufs Bett gefallen waren. Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass sie jetzt die wahre Ausrichtung ihrer Sexualität akzeptierte. Oder vielleicht trug dazu die Tatsache bei, dass ihre Freundin zweifellos Talent hatte. Der Sex allein wäre schon genug gewesen, sie hörig zu machen und in Atem zu halten. Aber es war so viel mehr als das. Magda seufzte wieder, als Jays Finger ihr über Wange und Hals strichen. »Danke«, sagte sie.
    »Noch mal?« Jays Hand wanderte über Magdas Brust hinunter zum Bauch.
    Magda rückte etwas zur Seite. »Nein«, sagte sie. »Im Moment kann ich, glaube ich, nicht mehr verkraften. Ich will es nur genießen, mit dir zusammen zu sein. Und feiern.« Sie strich über Jays Rücken und war sich bewusst, dass es genauso viele Unterschiede wie Ähnlichkeiten zwischen ihren Körpern gab. Farbe und Beschaffenheit der Haut. Muskelspannung und Ausformung. Form und Umrisslinien des Körpers. Farbton und Wuchs der Haare. Sie hatte gehört, Homosexualität sei eine Form des Narzissmus, aber sie selbst fand das nicht. Es war kaum vorstellbar,

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