Alle Rache Will Ewigkeit
ausgenutzt und sich in einem Moment der Schwäche an dich herangemacht.« Vor Wut versagte ihm die Stimme. »Wer hat dir das angetan, Magda? Wer hat meine Tochter verführt? Sag es mir, Magda!«
Magda sprang auf, fest entschlossen, nicht klein beizugeben. »Ich bin eine erwachsene Frau, Dad. Ich bin kein Kind, dem man etwas einreden kann, was es eigentlich nicht will. Ich bin verliebt und schäme mich deswegen nicht. Und wenn es dich interessiert, mit wem ich zusammen bin, dann sage ich es dir. Es ist Jay Macallan Stewart. Du erinnerst dich vielleicht an sie als Jay Stewart.«
Henry hielt inne und flüsterte tonlos den Namen. Dann wandte er sich an Corinna. »Jay Stewart. Ist das nicht … war das nicht … war sie nicht eine aus deinem Gefolge? Eine deiner unterwürfigen Jüngerinnen, die du damals auf die Kinder losgelassen hast?«
Corinna seufzte. »Jay war eine meiner Studentinnen. Und ja, sie hat auf die Kinder aufgepasst.«
Henry legte erschüttert die Hand vor den Mund. »Du hast meine Kinder von einer perversen Person betreuen lassen?« Jetzt fuchtelte er aggressiv herum, als suche er ein Ziel, an dem er seine Wut auslassen konnte. »Und da hast du das Ergebnis.« Er deutete auf Corinna. »All das ist deine Schuld.« Voller Verachtung presste Henry jedes einzelne Wort langsam und leise heraus.
»Dad, beruhige dich doch.« Catherine ging zu ihm hinüber und legte ihm besänftigend die Hand auf die Schulter.
»Jay ist doch nicht pervers – wie sich das bei dir anhört! Sie war damals eine großartige Babysitterin für uns und hat sich niemals irgendwie unpassend gegenüber uns Kindern verhalten.« Henry schob ihre Hand beiseite, machte einen Schritt nach vorn und stieß sie zurück. Er stand jetzt mit geballten Fäusten dicht vor Corinna. Aber Corinna wich nicht zurück, und Magda begriff, dass ihre Mutter keine körperliche Bedrohung zu befürchten brauchte. Henry war zu feige, um eine Frau von Corinnas Kaliber zu attackieren.
»Jay ist eine Lesbe, aber nicht pädophil«, entgegnete Magda zitternd vor Wut. »Genau wie ich übrigens auch. Kapier das endlich, Dad. Sie ist kein katholischer Geistlicher, sie macht sich nicht an Kinder heran. Und selbst wenn es hier um Schuld ginge, dann könnte man Mutter gewiss nichts vorwerfen.«
»Das ist ekelerregend«, rief Henry mit versagender Stimme. »Du widerst mich an. Wir haben dich nach moralischen Wertvorstellungen und den Regeln des Anstands erzogen. Und jetzt das … dieser ekelhafte Schweinkram.«
Catherine versuchte erneut, beruhigend auf ihn einzuwirken. »Dad, du verstehst das alles falsch. Wie kann es ekelhaft sein, wenn zwei Menschen sich lieben?«
Diesmal wandte sich Henry gegen sie. »Wie kannst du nur so naiv sein, du dummes, kleines Ding? Wenn es nur um Liebe ginge, dann wären wohl auch Inzest und Pädophilie in den Augen der Welt und der Kirche akzeptabel. Es gibt Dinge, die sind einfach falsch. Es ist Sünde! Sünde wider die Natur.« Er fuhr wieder herum und blitzte Magda an. »Dass deine Schwester überhaupt so eine Frage stellen kann … du hast auch sie schon verdorben.« Er stieß Catherines Hand weg und sank, die Hände vors Gesicht schlagend, auf seinem Stuhl zusammen. »Es ist nicht auszuhalten.« Er blickte mit feuchten, blutunterlaufenen Augen zu ihr hoch. »Mein wunderbares Mädchen. Ruiniert.«
»Können wir bitte mal aufhören, so furchtbar melodramatisch zu sein?«, fragte Catherine in anklagendem Ton. »Wir sollten uns zusammensetzen und die Sache ausdiskutieren wie erwachsene Menschen.«
»Halt den Mund, Catherine«, bellte Henry aggressiv. »Magda, ich kann deinen Anblick nicht mehr ertragen. Ich möchte, dass du das Haus verlässt, und zwar sofort. Denk nicht mal dran, hierher zurückzukommen, solange du deine Schandtat nicht bereut hast. Geh, Magda!«
»Das ist ein Fehler, Dad«, rief Catherine. »Ein ganz schlimmer Fehler! Wir sind doch eine Familie. Du kannst Magda nicht so behandeln.«
»Das kann ich sehr wohl und werde es auch tun, weil das Recht auf meiner Seite ist«, stellte Henry mit versteinertem Gesicht fest.
»Du widerst mich an, Henry«, rief Corinna.
»Du hast diese Seuche in unser Haus gebracht«, entgegnete er. »Glaub mir, ich weiß, bei wem hier die Schuld liegt. Du kannst dich glücklich schätzen, dass ich dich nicht einfach mit deiner kranken Tochter zusammen aus dem Haus werfe.«
»Mir reicht es jetzt«, sagte Magda. »Wenn hier jemand krank ist, dann bist du das. Du bist ein Säufer und
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