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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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mochte, vorausgesetzt, dass es nicht weiter ging, als die richtigen Titel im Auto oder auf dem MP 3 -Player zu haben. Aber dass man seine Freizeit damit verbrachte, allein oder mit anderen Menschen Musik zu machen, die nicht einmal bei der Polizei waren, das war eindeutig sonderbar.
    Was seine Kollegen nicht wussten, war, dass die Musik Nicks geistige Gesundheit erhielt und ihn in seiner Identität bestätigte. Die Musik war das einzige Überbleibsel von dem Leben, das er vor seiner jetzigen Existenz geführt hatte. Es war seine Brücke über eine Kluft, die den meisten seiner Kollegen unglaubhaft erschienen wäre.
    Es war ein Wunder, dass er seine Teenagerjahre ohne nennenswerte Vorstrafen hinter sich gebracht hatte. Jemand, der weniger schlau, schnell und geschickt im Verwischen seiner Spuren gewesen wäre, wäre in seiner Situation eher im Polizeigewahrsam statt an der Universität gelandet.
    Aber seine Vergangenheit war sein Geheimnis. Und er hatte nicht vor, etwas daran zu ändern. Seit Nick zur Polizei gegangen war, war er sehr schnell vorangekommen. Zunächst wegen seines ausgezeichneten Abschlusses in Psychologie, aber seine Eignung für die Tätigkeit hatte sich sowohl auf der Polizeiakademie als auch in der Praxis gezeigt. Er war ein junger Mann, von dem einiges zu erwarten war. Und er vergaß nie, dass der Grund, der all dies möglich gemacht hatte, Dr. Charlie Flint war.
    Nick hatte es gerade so geschafft, zum Psychologiestudium in Manchester zugelassen zu werden, weil seine Prüfungsergebnisse unterste Schublade waren für einen so begehrten Studiengang. Der Hauptgrund, weshalb er sich überhaupt für ein Studium entschieden hatte, war, dass er den Einzugsbereich für seine Drogengeschäfte erweitern und die Entscheidung für irgendeine Ausbildung hatte hinausschieben wollen. Ein Studium war die Option, die seine Beschäftigung mit Musik, Drogen und Mädchen noch am geringsten beeinträchtigen würde. Innerhalb von ein paar Wochen hatte er wider Erwarten gemerkt, dass er tatsächlich an manchen Aspekten des Studiums interessiert war. Der Hauptgrund dafür war Dr. Charlie Flint gewesen.
    Sie war das einzige Mitglied der Fakultät, das eine Psychiaterin statt Psychologin war. Ihre Arbeit stützte sich auf ihre medizinische Ausbildung; fast so interessant wie ihre Ausführungen war die Tatsache, dass sie legale Drogen verschreiben konnte. Und sie war noch so neu in ihrer Position, dass er vermutete, sie werde ihm nicht gewachsen sein. Als das erste Trimester halb um war, ging er mit einem Angebot zu ihr, das sie, wie er glaubte, nicht ablehnen konnte. Sie sollte Rezepte ausstellen für Substanzen, die er weiterverkaufen würde. Dafür würde er sie bezahlen. Aber wichtiger wäre, dass er ihr das Leben nicht schwermachen würde. Als sie fragte, was er damit meinte, hatte er gesagt: »Mir steht dafür genug Phantasie zur Verfügung. Glauben Sie mir, die Erfahrung wollen Sie lieber nicht machen.«
    »Probieren Sie’s doch«, hatte sie geantwortet und sich auf ihrem Bürostuhl zurückgelehnt, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, ein Bild der Unbekümmertheit.
    »Na ja, zunächst mal gibt es sexuelle Belästigung«, hatte Nick erwidert. »Für eine Frau in Ihrem Alter ist es nicht schön, wenn einem vorgeworfen wird, sich an einen jungen Studenten ranzuschmeißen.« Sie hatte schallend gelacht. Er war gekränkt gewesen. »Glauben Sie nicht, dass ich es nicht tun werde.«
    »Bitte schön«, hatte Charlie gemeint. »Aber vorher lassen Sie mich eins sagen. Dass Sie diese Angriffsmöglichkeit wählen, zeigt mir, dass Sie dieses Seminar viel nötiger haben, als Sie glauben.«
    »Was meinen Sie damit?« Normalerweise gaben die Leute klein bei, wenn Nick etwas von ihnen verlangte. Er war eine Mischung aus gutem Aussehen und Bedrohlichkeit, jemand, der mit Zuckerbrot und Peitsche agierte.
    »Sie kommen nicht drauf? Na ja, dann werden Sie es eben tun und sich unsterblich blamieren müssen.« Charlie richtete sich auf und legte die Hände flach auf den Schreibtisch. »Und ich vermute, Sie werden das in einer Gefängniszelle tun. Sie wissen eines nicht über mich, Nick, nämlich dass ich mit der Polizei zusammenarbeite. Ich habe Freunde, denen es großes Vergnügen bereiten wird, Ihnen ständig auf den Fersen zu bleiben und Sie sich zu krallen wegen allem und jedem, angefangen beim Müllwegwerfen. Und ich werde Sie verpfeifen. Da können Sie sicher sein. Ich hatte schon so eine Ahnung, dass Sie Ihr Revier ausdehnen

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