Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle Robotergeschichten

Alle Robotergeschichten

Titel: Alle Robotergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
Vom Netzwerk:
Boden.
    Er setzte seinen Weg zu Fuß fort. Die geringe Schwerkraft bereitete ihm Schwierigkeiten. Die Sohlen seiner Füße juckten vor Wärme. Er warf einen einzigen Blick über die Schulter zurück zur Schwärze der Klippe und wußte, daß er nun zu weit draußen war, um zurückkehren zu können – sei es mit eigener Kraft, sei es mit Hilfe seines veralteten Robots. Jetzt galt es. Entweder Speedy half ihm, oder er war verloren.
    Nun war er weit genug gegangen. Er blieb stehen.
    »Speedy« rief er, »Speedy!«
    Der glatte moderne Robot vor ihm zögerte und brachte seine nach rückwärts gewandten Schritte zum Halten … nahm aber schon im nächsten Augenblick seinen Marsch wieder auf.
    Powell versuchte, seiner Stimme einen bittenden Klang zu verleihen. »Speedy – ich muß in den Schatten zurück, oder die Sonne bringt mich um. Es geht auf Leben oder Tod, Speedy! Ich brauche dich.«
    Speedy machte einen Schritt vorwärts und blieb stehen. Als Powell hörte, was Speedy sagte, stöhnte er. »Liegst du wach mit fürchterlichem Kopfweh im Bett, und Ruhe will nicht kommen …« Hier verlor sich seine Stimme.
    Es war heiß wie in einem Backofen. Aus dem Augenwinkel sah Powell eine Bewegung. Halb betäubt drehte er sich um, starrte dann in wildem Erstaunen auf den monströsen Robot, auf dem er gekommen war – denn dieser bewegte sich auf ihn zu, und zwar ohne Reiter.
    Er redete: »Verzeiht mir Meister! Ich darf mich zwar ohne Meister nicht bewegen, aber Ihr seid in Gefahr.«
    Natürlich. Das Potential des Ersten Gesetzes ging ja über alles. Aber Powell wollte nicht diese schwerfällige antiquierte Monstrosität – er wollte Speedy. Er ging weg und winkte wie wild ab. »Ich befehle dir, stehenzubleiben.«
    Es war völlig nutzlos. Über das Erste Gesetz konnte man keinen Sieg davontragen. Starrköpfig sagte der Robot: »Ihr seid in Gefahr, Meister.«
    Verzweifelt schaute Powell sich um. Er konnte nicht mehr klar sehen. Sein Gehirn befand sich in einem fiebrigen Taumel. Sein Atem verbrannte ihn, wenn er einatmete. Überall, wohin er schaute, war der Boden nichts als ein einziger leuchtender Dunst.
    Zum letzten Male rief er – verzweifelt: »Speedy, ich sterbe … Verdammt noch mal! Wo bist du denn? Speedy, ich brauche dich doch.«
    Noch immer stolperte Powell weg von dem Riesenrobot, den er nicht wollte, als er plötzlich stählerne Finger auf seinem Arm spürte und eine besorgte, um Vergebung bittende, metallisch klingende Stimme hörte.
    »Chef, was machen Sie denn hier? Und was tue ich – ich bin ja völlig durchgedreht …«
    »Laß gut sein«, murmelte Powell schwach. »Bring mich in den Schatten der Klippe, und beeile dich!« Er hatte noch das Gefühl, in die Luft gehoben zu werden, das Gefühl schneller Bewegung, das Gefühl brennender Hitze. Dann wurde er ohnmächtig.

    Als er erwachte, sah er, daß Donovan sich mit einem ängstlichen Lächeln über ihn neigte. »Wie geht’s dir, Greg?«
    »Großartig«, kam die Antwort. »Wo ist Speedy?«
    »Hier. Ich habe ihn zu einem der anderen Selenvorkommen geschickt – mit dem Befehl, dieses Mal das Selen zu bringen, koste es auch, was es wolle. Er brachte es in 45 Minuten und drei Sekunden. Ich habe die Zeit mit der Stoppuhr gemessen. Er ist immer noch damit beschäftigt, uns um Verzeihung zu bitten. Er hat Angst, in deine Nähe zu kommen – fürchtet sich vor dem, was du ihm sagen wirst.«
    »Bring ihn herein!« befahl Powell. »Er konnte ja gar nichts dafür.« Er streckte seine Hand aus und packte Speedys metallene Pfote. »Ist schon gut, Speedy!« Dann zu Donovan: »Weißt du, Mike, ich dachte gerade …«
    »Ja.«
    »Nun ja« – er rieb sein Gesicht. Die Luft war so wunderschön kühl. »Du weißt ja, daß wir – wenn wir alles hier in Ordnung haben und Speedy seinen Test bestanden hat – zur Raumstation geschickt werden ganz in der Nähe von …«
    »Nein.«
    »Doch. Zum mindesten hat die alte Calvin mir das gesagt, ehe wir abfuhren, und ich selbst erwiderte gar nichts, weil ich ja die ganze Idee ohnedies bekämpfen wollte.«
    »Bekämpfen?« schrie Donovan. »Aber …«
    »Ich weiß schon. Ich habe ja auch jetzt gar nichts mehr dagegen … ich meine gegen zweihundertunddreiundsiebzig Grad unter Null. Wird es nicht ein wahres Vergnügen sein?«

    Vernunft

    Ein halbes Jahr später hatten die beiden Männer ihre Auffassung geändert. Die Flammen einer gigantischen Sonne waren der samtenen Schwärze des Raumes gewichen. Aber äußere Veränderungen sind nicht

Weitere Kostenlose Bücher