Alle Robotergeschichten
zu erreichen, da sein positronisches Gehirn ja unter Gammastrahlung zusammenbricht. In diesem Falle hatten wir den Verlust eines teuren und schwer ersetzbaren Robots zu beklagen.
Wir versuchten, mit ihnen zu diskutieren. Angenommen, so sagten sie, der Betreffende vergißt die Zeit und bleibt etwa eine Stunde dort, so könnten sie ein derartiges Risiko nicht eingehen. Wir setzten ihnen auseinander, daß sie wegen eines solch verschwindend kleinen Risikos schließlich ihr eigenes Leben riskierten. Selbstschutz ist aber nur das Dritte Gesetz der Robotik – und mit Vorrang kommt das Erste Gesetz der menschlichen Sicherheit. Wir gaben ihnen den Befehl, unter keinen Umständen ein Feld von Gammastrahlen zu betreten. Gehorsam ist aber erst das Zweite Gesetz, und menschliche Sicherheit – na, und so weiter. Dr. Calvin – entweder mußten wir uns ohne Roboter behelfen, oder hinsichtlich des Ersten Gesetzes mußte etwas geschehen. Wir wählten das letztere.«
»Ich kann kaum glauben«, sagte Dr. Calvin, »daß man die Möglichkeit besaß, das Erste Gesetz aus diesen Gehirnen zu entfernen.«
»Es wurde auch nicht entfernt, sondern lediglich modifiziert«, erklärte Kallner. »Es wurden positronische Gehirne konstruiert, bei denen die Formel dann lautet: Kein Robot darf ein menschliches Wesen verletzen. Das ist alles. Diese neuen Modelle fühlen sich nicht gezwungen, einen Menschen vor Schaden zu bewahren, wenn ihm dieser Schaden durch fremde Einflüsse, wie zum Beispiel Gammastrahlen, zugefügt wird. Ich stelle die Sache doch wohl richtig dar, Dr. Bogert, wie?«
»Vollständig«, stimmte der Mathematiker zu.
»Und darin liegt der einzige Unterschied zwischen Ihren Robotern und dem gewöhnlichen NS-2-Modell? Der absolut einzige Unterschied? Ist das richtig, Peter?«
»Der einzige Unterschied, Susan!«
Sie stand auf und sprach in einer Art, die keinen Widerspruch duldete. »Ich beabsichtige jetzt zu schlafen, und in ungefähr acht Stunden möchte ich mit demjenigen sprechen, der den Robot zuletzt gesehen hat. Und von jetzt an, General Kallner, wünsche ich – wenn ich überhaupt irgendwelche Verantwortung übernehmen soll – die alleinige und uneingeschränkte Leitung der Untersuchung dieser Angelegenheit.«
Susan Calvin konnte natürlich nicht schlafen. Schließlich klopfte sie gegen sieben Uhr Ortszeit an Bogerts Tür, der ebensowenig hatte schlafen können.
Leise sagte er: »Mehr oder weniger hatte ich erwartet, daß Sie kommen würden. Ich nehme an, das setzt Ihnen ziemlich zu.«
»Stimmt.«
»Na ja – tut mir leid. Es gab kein Mittel, es anders zu handhaben. Schon als ich hörte, daß Hyper-Basis uns anforderte, wußte ich, daß wohl irgend etwas mit den abgewandelten ›Nestors‹ nicht in Ordnung war. Aber was konnte ich tun? Ich konnte Sie ja auch auf der Reise hierher nicht ins Bild setzen, wie ich’s gerne getan hätte. Die Sache mit den Abwandlungen ist sozusagen höchstes Staatsgeheimnis.«
Die Psychologin murmelte: »Man hätte es mir dennoch sagen sollen. U.S. Robots hatte kein Recht, positronische Gehirne abzuändern, ohne vorher die Zustimmung eines Psychologen einzuholen.«
Bogert zog die Augenbrauen hoch und seufzte. »Seien Sie vernünftig, Susan! Sie hätten auch keinen Einfluß gehabt. In dieser Sache konnte keiner der Regierung widersprechen.«
Dr. Calvin sprach, fast ohne die Lippen zu bewegen. »Ich hätte mein Amt niedergelegt.«
»Auch das hätte nichts genutzt. Die Regierung bot der Firma einerseits ein Vermögen und bedrohte sie andererseits für den Fall der Ablehnung mit antirobotischer Gesetzgebung. Wir konnten uns nicht helfen … so wenig wie wir uns jetzt helfen können. Kommt diese Sache heraus, so wird sie Kallner und der Regierung schaden. Unendlich viel größer aber wird der Schaden sein, den die U. S. Robots and Mechanical Men erleidet.«
Die Psychologin starrte ihn an. »Peter, sehen Sie denn gar nicht, worum es hier eigentlich geht? Können Sie nicht begreifen, was die Entfernung des Ersten Gesetzes bedeutet? Es ist hier nicht einfach damit getan, daß ein Geheimnis gewahrt werden mußte.«
»Ich weiß sehr wohl, was die Entfernung des Ersten Gesetzes zur Folge haben würde. Dieses Gesetz aber – und ich muß das wiederholen – wurde nicht aufgehoben, sondern lediglich modifiziert.«
»Und wie steht es mit der Stabilität des Gehirns?«
Der Mathematiker schob die Unterlippe nach vorne. »Die ist natürlich vermindert. Jedoch liegt sie noch immer innerhalb der
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