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Alle Robotergeschichten

Alle Robotergeschichten

Titel: Alle Robotergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Lanning gesprochen hatte, als er an jenem Abend den Pfad zur Vordertür seines Hauses hinaufging.
    Die Gestalt im Rollstuhl schaute bei seinem Eintritt lächelnd auf. Byerleys Gesicht wurde warm und freundlich. Er ging hinüber zu dem Mann.
    Die Stimme des Krüppels war ein heiseres, kratzendes Flüstern, das aus einem nach einer Seite hin verzerrten Mund herauskam. Die Hälfte des Gesichtes war eine einzige verwachsene Narbe.
    »Du kommst spät, Steve.«
    »Ich weiß, John, ich weiß. Ich hatte heute aber mit einer eigenartigen und interessanten Schwierigkeit zu tun.«
    »So? Hoffentlich nichts, womit du nicht fertig werden könntest?«
    »Ich bin nicht ganz sicher. Ich brauche möglicherweise deine Hilfe. Du bist das Genie in der Familie. Willst du, daß ich dich in den Garten schiebe? Es ist ein wundervoller Abend.«
    Zwei starke Arme hoben John aus seinem Rollstuhl. Sanft, fast zärtlich legten Byerleys Arme sich um die verbundenen Beine des Krüppels und um seine Schultern.
    »Warum läßt du mich nicht den Rollstuhl benutzen, Steve? Dies ist töricht.«
    »Weil ich dich lieber trage. Hast du was dagegen? Du weißt sehr wohl, daß du ebenso froh bist, aus dieser motorisierten Kutsche herauszukom men, wie ich es bin, dich mal nicht darin sehen zu müssen. Wie geht es dir denn heute?« Mit unendlicher Sorgfalt ließ er John auf dem kühlen Gras nieder.
    »Wie soll es mir gehen? Aber erzähle mir von deinen Nöten.«
    »Quinns Wahlkampf wird sich darauf aufbauen, daß er behauptet, ich sei ein Robot.«
    Johns Augen öffneten sich weit. »Woher weißt du das? Das ist unmöglich. Ich kann’s nicht glauben.«
    »Ich sage dir aber, daß es so ist. Er hat bereits einen von den Großmogulen der U. S. Robot Gesellschaft zu mir ins Büro geschickt, um mit mir zu diskutieren.«
    Langsam rissen Johns Hände Grashalme aus. »Ich verstehe. Ich verstehe.«
    Byerley sagte: »Wir können ihn aber seine eigenen Waffen wählen lassen. Ich habe nämlich eine Idee. Hör mal zu und sage mir dann, ob du glaubst, daß wir’s schaffen!«

    Die Szene in Lannings Büro am Abend beschränkte sich weitgehend darauf, daß man sich gegenseitig anstarrte. Francis Quinn starrte nachdenklich Alfred Lanning an. Lanning wieder starrte wütend auf Susan Calvin, die ihrerseits unbewegt Quinn anstarrte.
    Francis Quinn unterbrach schließlich die Stille mit einem Versuch, die Beklemmung zu lösen. »Reiner Bluff. Er erfindet Ausreden je nach der Situation, in der er sich befindet.«
    »Wollen Sie wirklich darauf spekulieren, Mr. Quinn?« fragte Dr. Calvin gleichgültig.
    »Passen Sie mal auf«, sagte Lanning, »wir haben getan, was Sie von uns verlangt haben. Wir waren Zeugen, als der Mann aß. Es ist lächerlich, ihn für einen Robot zu halten.«
    »Glauben Sie wirklich?« Quinn wandte sich Dr. Calvin zu. »Lanning hat behauptet, Sie seien sozusagen Experte in dieser Angelegenheit.«
    Lannings Stimme war fast drohend. »Also, Susan, bitte …!«
    Susan Calvin wandte ihre kalten Augen Quinn zu. »Es gibt nur zwei Wege, um definitiv zu beweisen, daß Byerley ein Robot ist. Bis jetzt bringen Sie nichts als einen Indizienbeweis. Damit können Sie zwar eine Anklage erheben, aber nicht wirklich überführen … und ich persönlich glaube, daß Mr. Byerley geschickt genug ist, dieser Art von Material zu begegnen.
    Die eine der beiden Beweismethoden ist die physische, die andere die psychologische. Sie können ihn sezieren oder mit Röntgenstrahlen durchleuchten. Wie Sie das anstellen, wäre Ihre Sache. Psychologisch kann sein Verhalten studiert werden, denn ist er ein positronischer Robot, so muß er sich an die Drei Gesetze der Robotik halten. Ohne diese kann ein positronisches Gehirn überhaupt nicht konstruiert werden. Kennen Sie diese Gesetze, Mr. Quinn?«
    »Ich habe von diesen ›Gesetzen‹ schon gehört«, sagte Quinn uninteressiert.
    »Dann ist die Sache ganz einfach«, antwortete die Psychologin trocken. »Bricht Mr. Byerley eines dieser Gesetze, dann ist er kein Robot. Unglücklicherweise funktioniert diese Prozedur nur in einer Richtung. Hält er sich nämlich an die Gesetze, so beweist das freilich gar nichts.«
    Quinn fragte höflich: »Und warum nicht, Frau Doktor?«
    »Weil Sie – wenn Sie einmal darüber nachdenken – finden werden, daß die Drei Gesetze der Robotik die leitenden Grundprinzipien einer ganzen Reihe von ethischen Systemen darstellen. Natürlich soll jedes menschliche Wesen einen Selbsterhaltungstrieb besitzen. Das ist das

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