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Alle Robotergeschichten

Alle Robotergeschichten

Titel: Alle Robotergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Gesetz Nummer Drei für Roboter. Auch soll jedes ›gute‹ menschliche Wesen mit einem sozialen Gewissen und Verantwortungsgefühl sich der Obrigkeit unterwerfen, seinem Arzt folgen, seinem Chef, seiner Regierung, seinem Psychiater, seinem Mitmenschen. Es soll Gesetzen gehorchen, Regeln, Sitten und Gebräuchen – selbst wenn diese seine eigene Bequemlichkeit einschränken oder seine Sicherheit gefährden. Das ist für einen Robot das Gesetz Nummer Zwei. Schließlich soll ein ›guter‹ Mensch seinen Nächsten lieben wie sich selbst, ihn beschützen, eventuell sein Leben riskieren, um ihn zu retten. Das aber ist für einen Robot das Gesetz Nummer Eins. Um es auf einen ganz einfachen Nenner zu bringen – wenn Byerley alle Gesetze der Robotik befolgt, dann mag er ein Robot sein. Vielleicht aber ist er auch nur ein sehr guter Mensch.«
    »Damit«, bemerkte Quinn, »erklären Sie mir doch, daß Sie nie beweisen können, daß er ein Robot ist.«
    Lanning erwiderte schlagfertig:
    »Ich bin aber vielleicht in der Lage, Ihnen zu zeigen, daß er keiner ist.«
    »Nur ist das nicht der Beweis, den ich suche.«
    »Sie werden eben denjenigen Beweis bekommen, der existiert. Was Sie wollen , ist ganz allein Ihre Angelegenheit.«
    An diesem Punkte hatte Lanning plötzlich eine Idee. »Ist es bis jetzt denn noch niemandem in den Sinn gekommen«, sagte er, »daß Staatsanwalt zu sein eigentlich für einen Robot ein sehr eigenartiger Beruf ist? Das unendliche Unglück, das eigentlich durch ihn über menschliche Wesen gebracht wird …«
    Quinn wurde plötzlich hellwach. »Nein, so leicht kommen Sie mir nicht davon! Daß er Staatsanwalt ist, macht ihn noch lange nicht menschlich. Wissen Sie denn nichts von seiner Tätigkeit? Haben Sie nicht gehört, daß er sich rühmt, nie einen unschuldigen Menschen verfolgt zu haben? Daß es Dutzende von Leuten gibt, denen man den Prozeß nicht macht, weil das Beweismaterial ihm nicht voll genügte … obwohl er die Geschworenen wahrscheinlich hätte überzeugen können? Dies sind Tatsachen.«
    Lannings dünne Wangen zitterten. »Nein, Quinn – nein! Nirgendwo steht es in den Gesetzen der Robotik, daß diese im Falle menschlicher Schuld etwa nicht zur Anwendung zu bringen sind. Ein Robot kann nicht darüber urteilen, ob ein menschliches Wesen die Todesstrafe verdient oder nicht. Er darf kein menschliches Wesen verletzen – ganz gleich, ob es zur Spielart Lump oder Engel gehört. Ich will ganz offen zugeben, daß ich – nachdem Sie die Sache aufgebracht hatten, Mr. Quinn – Herrn Byerleys Laufbahn einer genauen Prüfung unterzogen habe. Ich habe festgestellt, daß er in seinem Schlußplädoyer niemals die Todesstrafe beantragt hat. Ich habe ferner festgestellt, daß er sich offen für die Aufhebung der Todesstrafe ausgesprochen und sich mit großzügigen Spenden an Forschungsinstituten für kriminelle Neurophysiologie beteiligt hat. Ganz offenbar glaubt er mehr an die Besserungstheorie als an die Straftheorie. Ich finde das recht beachtenswert. Handlungen wie die seinen können wohl von einem Robot stammen, aber auch von einem sehr ehrenwerten und anständigen menschlichen Wesen. Sie sehen hier, daß man ganz einfach zwischen einem Robot und der höchsten Klasse von Menschen keinen Unterschied finden kann.«
    Quinn setzte sich in seinem Stuhl zurück. Seine Stimme bebte vor Ungeduld. »Dr. Lanning, es ist doch wohl absolut möglich, einen humanoiden Robot zu schaffen, der im Aussehen nicht von einem Menschen zu unterscheiden ist, wie?«
    Lanning räusperte sich und überlegte. »Experimentell haben wir das bei unserer Firma fertiggebracht«, sagte er zögernd, »… natürlich ohne daß wir dieses Wesen mit einem positronischen Gehirn versehen hätten. Durch Benutzung menschlicher Eierstock- und Hormonkontrollorgane kann man menschliches Fleisch sowie Haut über ein Skelett aus porösem Silikatkunststoff wachsen lassen … wobei Haut und Fleisch durch äußere Untersuchung nicht als künstlich hergestellt erkennbar sind. Die Augen und das Haar würden wirklich menschlich sein und nicht humanoid. Setzt man diesem Wesen nun ein positronisches Gehirn in den Kopf und andere irgendwie wünschenswerte oder erforderliche Apparate in den Leib, so hat man einen humanoiden Robot.«
    Quinn sagte kurz: »Wie lange würde es dauern, um so etwas herzustellen?«
    Lanning dachte nach. »Besäße man sämtliche benötigten Hilfsmaterialien – sagen wir zwei Monate.«
    Der Politiker reckte sich und stand auf.

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