Alle Robotergeschichten
Worte bringen soll. Möglicherweise mag überhaupt nichts dahinterstecken. Steckt aber was dahinter, so könnte es schließlich das Ende der Menschheit bedeuten.«
»Mir sind schon viele Probleme begegnet, bei denen es sich genau um die gleichen Alternativen handelte. Ich glaube, fast alle Probleme haben so etwas an sich.«
»Wirklich? Dann sagen Sie mir, was Sie von folgendem halten! Die Weltstahlgesellschaft berichtet von einer Überproduktion von zwanzigtausend Tonnen. Die Fertigstellung des mexikanischen Kanals wird sich um zwei Monate verzögern. Die Quecksilberminen in Almaden haben seit vergangenen Frühling einen beträchtlichen Produktionsausfall, während die Hydroponik-Gesellschaft in Tientsin bereits Personal entläßt. Dies sind Fakten, die mir eben jetzt so einfallen. Man könnte noch bedeutend mehr dieser Art aufzählen.«
»Und ist das alles so wichtig? Entscheidend? Ich bin zu wenig Volkswirtschaftler, um mir die schrecklichen Konsequenzen derartiger Erscheinungen vorstellen zu können.«
»An sich sind sie natürlich nicht beängstigend. Man kann Mineningenieure nach Almaden schicken, wenn die Lage sich verschlechtern sollte. Techniker der HydroponikGesellschaft können auf Java oder Ceylon verwendet werden, wenn sie in Tientsin keine Beschäftigung mehr finden. Zwanzigtausend Tonnen Stahl sind nicht mehr als ein paar Tage des Weltverbrauchs, und die um zwei Monate verspätete Eröffnung des mexikanischen Kanals ist gewiß nicht von so großer Bedeutung. Was mir Sorge macht, sind die Denkmaschinen. Ich habe mich deswegen bereits mit dem Direktor Ihrer Forschungsabteilung unterhalten.«
»Mit Vincent Silver? Er hat bisher nichts davon erwähnt.«
»Ich hatte ihn gebeten, mit niemandem darüber zu sprechen. Offenbar ist er meinem Wunsch nachgekommen.«
»Und was hat er gesagt?«
»Darauf komme ich gleich. Erst möchte ich einmal über die Denkmaschinen sprechen, und zwar ausschließlich mit Ihnen, weil Sie die einzige Person in der ganzen Welt sind, die Roboter gut genug versteht, um mir jetzt helfen zu können. Darf ich Ihnen philosophisch kommen?«
» Heute abend, Stephen, dürfen Sie reden, wie Sie wollen und worüber Sie wollen. Vorausgesetzt, Sie sagen mir zunächst, was Sie eigentlich zu beweisen beabsichtigen.«
»Daß kleine Gleichgewichtsstörungen in unserem System von Angebot und Nachfrage, wie die von mir erwähnten, der erste Schritt zum Letzten Krieg sein mögen.«
»Mhm. Fahren Sie fort!«
»Jede Periode menschlicher Entwicklung«, sagte der Koordinator, »hat ihre eigene Art menschlicher Konflikte gehabt … ihre eigene Art von Problemen, die offenbar nur durch Gewalt gelöst werden konnten. Und doch hat die Gewalt frustrierenderweise das Problem nie wirklich gelöst oder beseitigt. Statt dessen zog es sich durch eine Reihe von Konflikten und verschwand dann von selbst, nicht mit einem Knall, sondern eher mit einem leisen Säuseln, als sich die sozialen und ökonomischen Bedingungen änderten. Und dann gab es neue Probleme und neue Serien von Kriegen. – Ein anscheinend endloser Zyklus.
Betrachten wir mal die sogenannte Neuzeit: Im sechzehnten bis achtzehnten Jahrhundert gab es eine Serie von dynastischen Kriegen um die ungeheuer wichtige Frage, ob die Habsburger oder die Bourbonen Europa regieren sollten. Das war einer von diesen unvermeidlichen Konflikten, da es für Europa angeblich keine Halb-undhalb-Lösung geben konnte. Nur, daß es sie gab und kein Krieg die eine oder andere Seite auslöschte, bis sich 1789 in Frankreich neue soziale Vorstellungen durch setzten und die Bourbonen und nebenbei auch die Habsburger auf den Müllhaufen der Geschichte warfen.
Und in diesen Jahrhunderten fanden auch die barbarischen Religionskriege statt, die sich um die ach so bedeutende Frage drehten, ob Europa katholisch oder protestantisch werden sollte. Halb und halb ging nicht. Es war ›unvermeidbar‹, daß das Schwert entschied. Nur – es entschied nichts. In England erwuchs eine Industrialisierung, auf dem Kontinent ein neuer Nationalismus. Europa blieb halb und halb bis heute, und niemand schert es.
Im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert gab es eine Serie von nationalistisch-imperialistischen Kriegen, und die wichtigste Frage in der Welt lautete, welche Teile Europas die wirtschaftlichen Ressourcen und die Verbrauchermärkte außerhalb Europas kontrollierten. Ganz Außer-Europa konnte offenbar ohne England, Frankreich und Deutschland nicht existieren. – Bis sich die
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