Alle Robotergeschichten
Kräfte des Nationalismus genügend ausbreiteten, so daß AußerEuropa das beendete, was alle Kriege nicht schafften, und feststellte, daß es bequem ohne Europa leben konnte.«
»Wir haben also ein Schema …«
Der Koordinator nickte. »Im zwanzigsten Jahrhundert begann ein neuer Kriegszyklus – wie soll ich ihn nennen? Ideologische Kriege? Wieder waren die Kriege ›unvermeidbar‹, und diesmal setzten sie Atomwaffen ein, so daß die Menschheit die Qualen nicht mehr ertrug, mit der unvermeidbaren Abnutzung des Unvermeidbaren leben zu müssen. – Und die positronischen Roboter kamen, und mit ihnen und neben ihnen kam interplanetarisches Reisen, so daß es nicht mehr so wichtig war, ob die Welt an Adam Smith glaubte oder an Karl Marx. Unter den neuen Umständen hatten die Lehren von keinem der beiden noch viel Sinn. Beide mußten sich angleichen und gelangten schließlich fast zum gleichen Punkt.«
»Dann war dies also ein Deus ex machina in einem doppelten Sinn«, sagte Dr. Calvin trocken.
Der Koordinator lächelte sanft. »Ich habe Sie nie zuvor Witze machen hören, Susan – aber was Sie sagen, stimmt. Dennoch bestand eine neue Gefahr. Die Lösung jedes früheren Problems hatte lediglich ein neues zur Welt gebracht. Unsere neue weltweite Robotökonomie mag vielleicht ebenfalls ihre eigenen Probleme entwickeln, und aus diesem Grunde haben wir die Denkmaschinen eingeführt. Die Wirtschaft der Erde ist stabil und wird stabil bleiben, da sie auf den Entscheidungen der Denkmaschinen aufgebaut ist, denen nichts anderes am Herzen liegt als das Wohl der Menschheit. Sie werden völlig beherrscht vom Ersten Gesetz der Robotik. Diese Einrichtung hat Kriegen ein Ende gemacht – nicht nur dem letzten Zyklus von Kriegen. Vorausgesetzt, daß …«
Eine lange Pause folgte. Schließlich wiederholte Dr. Calvin seine letzten Worte: »Vorausgesetzt, daß …«
»Vorausgesetzt, daß«, sagte der Koordinator, »die Denkmaschinen ihre Funktionen auch tatsächlich erfüllen.«
»Ich verstehe. Und in diesem Zusammenhang haben Sie die kleinen Gleichgewichtsstörungen erwähnt – Stahl, Hydroponik und so fort.«
»Genau. Diese Irrtümer dürften nicht vorkommen. Dr. Silver berichtet mir, daß sie gar nicht vorkommen können . Er behauptet, die Maschinen korrigierten sich selbst, und fügt hinzu, daß es die Fundamentalgesetze der Natur verletzen würde, wenn ein Irrtum in den Relaisbahnen existierte. Und so sagte ich …«
»Und so sagten Sie: ›Schicken Sie Ihre Leute dennoch hin und lassen Sie die Maschinen kontrollieren!‹ «
»Susan, Sie lesen meine Gedanken. Genau das habe ich gesagt, und er hat geantwortet, er könne das nicht tun.«
»Zu sehr beschäftigt?«
»Nein – er sagte, kein menschliches Wesen wäre dazu imstande. Er sagte mir – und ich hoffe, ich habe ihn richtig verstanden –, die Denkmaschinen seien gigantische Extrapolationen. So käme es, daß eine Gruppe von Mathematikern mehrere Jahre daran zu arbeiten habe, wolle sie ein positronisches Gehirn kalkulieren, das gewisse ähnliche Kalkulationen durchzuführen habe. Unter Benutzung dieses Gehirnes stellt man dann weitere Berechnungen an, um noch ein komplizierteres Gehirn herzustellen und so weiter. Nach Silver sind die Maschinen, die wir Denkmaschinen nennen, die Resultate von zehn derartigen Schritten.«
»Ja, das klingt durchaus vertraut. Glücklicherweise bin ich keine Mathematikerin. Armer Vincent. Er ist ein junger Mann. Die Leute, die vor ihm Direktoren waren. Sie kannten solche Probleme nicht. Ich selber auch nicht. Vielleicht sind die Robotiker heutzutage nicht mehr in der Lage, unsere eigenen Schöpfungen zu verstehen.«
»Ganz offenbar verstehen wir sie nicht. Die Denk
maschinen sind keine Superhirne in dem Sinne, wie sie in Kolportageromanen beschrieben werden. Auf ihrem Spezialgebiet des Sammelns und Analysierens einer fast unendlichen Zahl von Fakten und deren gegenseitigen Beziehungen in kurzer Zeit sind sie so weit fortgeschritten, daß sie für eine detaillierte menschliche Kontrolle unerreichbar geworden sind. Und dann habe ich etwas anderes versucht. Ich habe die Denkmaschine selbst befragt. Ohne daß jemand davon erfuhr, übergaben wir ihr die Originaldaten, die zu der Entscheidung in der Stahlsache führten, ihre eigene Antwort und die Angaben über die aktuelle Entwicklung – die Überproduktion – und baten sie um eine Erklärung der Diskrepanz.«
»Gut. Und was war die Antwort?«
»Ich kann sie wörtlich zitieren. ›Die
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