Alle Robotergeschichten
»Kann niemand lesen, was hier ganz deutlich steht?« schrie er. »Niemand darf diesen Raum betreten, ohne daß ein Wärter dabei ist.«
Glorias traurige Stimme war lauter als der ganze Lärm. »Ich bin nur hierhergekommen, um den sprechenden Robot zu sehen, Mama. Ich dachte, er wüßte vielleicht, wo Robbie ist, da sie doch beide Roboter sind.« Und dann, bei dem Gedanken an Robbie, brach sie plötzlich in Tränen aus. »Und ich muß doch Robbie finden, Mama. Ich muß einfach.«
Mrs. Weston unterdrückte einen Schrei und sagte: »Ach, hör auf, du! Komm, gehen wir nach Hause, George! Ich kann das nicht länger ertragen.«
An diesem Abend verließ George Weston das Hotel für mehrere Stunden. Am nächsten Morgen näherte er sich seiner Frau mit einem Ausdruck, der verdächtig nach Selbstzufriedenheit aussah.
»Ich habe eine Idee, Grace. Bezüglich Gloria.«
»Du schlägst doch hoffentlich nicht vor, daß wir jenen Robot zurückkaufen.«
»Nein, natürlich nicht.«
»Dann schieß los! Ich kann ja mal hören, was du zu sagen hast.«
»Schön. Ich habe mir folgendes gedacht. Die Schwierigkeit mit Gloria liegt darin, daß sie glaubt, ein Robot sei eine Person und nicht eine Maschine . Unter diesen Umständen kann sie ihn natürlich nicht vergessen. Wenn wir sie nun davon überzeugen könnten, daß ihr Robbie nichts anderes war als ein Sammelsurium von Stahl- und Kupferblechen und Drähten und Elektrizität als Lebenssaft – wie lange glaubst du dann, würde sie sich noch nach ihm sehnen? Ich möchte das gerne einmal von der psychologischen Seite her angreifen, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Und wie willst du vorgehen?«
»Ganz einfach. Wo glaubst du, bin ich gestern abend gewesen? Ich überredete Robertson von der U. S. Robots, für morgen einen kompletten Rundgang durch sein Werk zu arrangieren. Wir drei werden hingehen, und wenn wir mit dieser Besichtigung fertig sind, wird Gloria endlich einsehen, daß ein Robot gar nichts Lebendiges ist.«
Langsam wurden Mrs. Westons Augen immer größer, und etwas wie Bewunderung tauchte in ihren Zügen auf. »Mein Gott, George, das ist wirklich mal ein guter Einfall.«
Und George Westons Westenknöpfe sprangen fast ab, als er sich stolz in die Brust warf. »Ist gar nichts Besonderes. Derartige Ideen habe ich am laufenden Band.«
Mr. Struthers war ein gewissenhafter Generaldirektor und neigte natürlich dazu ein wenig gesprächig zu sein. Das Resultat war ein Rundgang, bei dem es bei jedem Schritt Erklärungen nur so hagelte. Dennoch langweilte Mrs. Weston sich nicht. Im Gegenteil, sie unterbrach Mr. Struthers ab und zu, um ihn zu bitten, seine Erklärungen so zu fassen, daß auch Gloria sie verstehen konnte. Als der Generaldirektor merkte, wie sehr man seine erzählerischen Fähigkeiten schätzte, wurde der gute Mann noch weitschweifiger.
George Weston legte eine ständig wachsende Unruhe an den Tag.
»Entschuldigen Sie, Struthers«, sagte er, während er dessen Vorlesung über die fotoelektrische Zelle unterbrach, »haben Sie in Ihrer Fabrik nicht eine Abteilung, wo nur Roboter als Arbeiter verwendet werden?«
»Wie? Aber natürlich. Selbstverständlich.« Er lächelte Mrs. Weston zu. »Wollen Sie mir bitte folgen!«
Er war verhältnismäßig still, während er die drei durch einen langen Korridor und dann ein paar Treppen hinunterführte. Als sie dann in einem großen, gut beleuchteten Saal standen, der voll metallischer Geräusche war, öffneten sich von neuem die Schleusen seiner Beredtsamkeit, und wieder wurden die Westons mit Erklärungen überschwemmt.
»Hier sind wir ja«, sagte er mit stolzer Stimme. »Ausschließlich Roboter. Fünf Männer fungieren als Aufseher, und selbst diese befinden sich nicht hier in diesem Raum. In vollen fünf Jahren – das heißt also, seitdem wir diese Arbeit begonnen haben – hat sich nicht ein einziger Unglücksfall ereignet. Natürlich sind die hier zusammengesetzten Roboter verhältnismäßig einfach, aber …«
Die Stimme des Generaldirektors hatte in Glorias Ohren schon lange den Ton sanften Gemurmels angenommen. Ihr schien der ganze Ausflug ziemlich langweilig und sinnlos, obwohl sie doch tatsächlich eine ganze Anzahl von Robotern zu Gesicht bekam. Nicht ein einziger glich Robbie auch nur im entferntesten. Für diese Maschinen empfand sie nichts als Verachtung.
Sie bemerkte, daß sich in dem Raum überhaupt keine Menschen befanden. Dann fielen ihre Blicke auf sechs oder sieben Roboter, die halbwegs auf der
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