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Alle Robotergeschichten

Alle Robotergeschichten

Titel: Alle Robotergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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nicht wirklich auftauchen; die Geschichte »Spiegelbild« ist eine Art Fortsetzung meiner Roboterromane DER MANN VON DRÜBEN und DIE NACKTE SONNE.

    Laßt uns zusammenkommen

    Seit einem Jahrhundert herrschte nun schon Frieden, und die Menschen kannten es gar nicht mehr anders. Vermutlich hätten sie überhaupt nicht gewußt, wie sie auf die Nachricht reagieren sollten, daß zu guter Letzt wieder so etwas wie ein Krieg vor der Tür stand.
    Auch Elias Lynn, Leiter des Amtes für Robotik, wußte natürlich nicht, wie er reagieren sollte, als er es herausfand. Das Amt für Robotik hatte gemäß dem seit hundert Jahren anhaltenden Zug zur Dezentralisierung seinen Sitz in Cheyenne, und Lynn musterte voller Zweifel den jungen Sicherheitsbeamten, der soeben mit der Nachricht aus Washington eingetroffen war.
    Elias Lynn war ein bulliger Mann von beinahe schon wieder interessanter Häßlichkeit. Seine hellblauen Augen wölbten sich leicht vor. Untergebene fühlten sich gewöhnlich nicht besonders behaglich unter dem starren Blick dieser Augen, aber der Abwehrmann wirkte völlig gelassen.
    Lynn beschloß, daß seine erste Reaktion Ungläubigkeit zum Ausdruck bringen sollte. Zum Teufel, es war tatsächlich Ungläubigkeit! Es konnte einfach nicht wahr sein!
    Mit gespielter Lässigkeit lehnte er sich in seinem Sessel zurück und fragte: »Wie zuverlässig ist Ihre Information?«
    Der Abwehrmann, der sich als Ralph G. Breckenridge vorgestellt und ein Empfehlungsschreiben von höchster Stelle vorgelegt hatte, besaß in seinem Äußeren noch etwas von der Weichheit der Jugend: volle Lippen, rundliche Wangen, die leicht erröteten, und offene, ehrliche Augen. Seine Bekleidung wirkte in Cheyenne etwas ungewöhnlich, aber im fast vollständig mit Klimaanlagen ausgerüsteten Washington, das trotz aller Reformen noch immer das wichtige Ministerium für Staatssicherheit beherbergte, mochte sie wohl angehen.
    Breckenridge errötete und antwortete: »Hundertprozentig zuverlässig.«
    »Ihr da drüben müßtet doch eigentlich alles über sie wissen«, sagte Lynn und vermochte nicht, einen leicht sarkastischen Unterton zu verbergen. Daß er bei der Erwähnung des Feindes die Stimme etwas anhob, kam ihm gar nicht zu Bewußtsein. Diese Besonderheit hatte sich in seiner und sogar schon in der vorigen Generation allgemein durchgesetzt. Niemand redete mehr vom »Osten«, von den »Roten«, von den »Sowjets« oder den »Russen«. Das hätte auch zu Verwirrung führen können, denn manche von ihnen kamen gar nicht mehr aus dem Osten und waren daher nicht unbedingt Rote, Sowjets, und vor allem nicht unbedingt Russen. Es war also nicht nur sehr viel einfacher, wir und sie zu sagen, sondern auch genauer.
    Reisende hatten oft berichtet, daß sie es nicht anders hielten. Nur daß wir bei ihnen » sie « genannt wurden (in der entsprechenden Sprache, versteht sich) und sie » wir «.
    Doch kaum jemand machte sich über solche Probleme noch Gedanken. Das Leben war bequem und friedlich geworden. Ja, sogar der Haß hatte sich mit der Zeit gelegt. Anfangs hatte man noch vom »Kalten Krieg« gesprochen, aber mehr und mehr war daraus ein Spiel geworden, ein harmloses Spiel, wie es schien, mit ungeschriebenen Gesetzen, die sogar mit einer gewissen Fairneß auf beiden Seiten eingehalten wurden.
    Unvermittelt fragte Lynn: »Was hätten sie davon, die Lage zu ändern?«
    Er erhob sich und studierte die riesige Weltkarte an der Wand, auf der es nur zwei Farben gab. Ein ungleichmäßiges Gebiet auf der linken Seite wurde von einer mattgrünen Linie eingerahmt, und bei dem etwas kleineren, ebenso unregelmäßig geformten Territorium auf der rechten Seite war die Grenze blaßrosa eingezeichnet. Wir und sie.
    Seit einem Jahrhundert hatte sich auf der Karte nicht mehr viel geändert. Der Verlust von Formosa und der Zugewinn von Ostdeutschland vor etwa achtzig Jahren waren die letzten nennenswerten Grenzverschiebungen gewesen.
    Ein anderer Wechsel war viel augenfälliger. Noch vor zwei Generationen hatte ihr Gebiet in tiefem Blutrot geprangt, während unseres in reinstem Weiß erstrahlte. Nun waren die Farben neutraler geworden. Lynn hatte ihre Landkarten zu Gesicht bekommen, und die hatten offenbar denselben Prozeß durchlaufen.
    »Das werden sie nicht wagen«, sagte er mit Nachdruck.
    »Doch«, erwiderte Breckenridge, »und je schneller Sie sich mit diesem Gedanken vertraut machen, desto besser. Zugegebenermaßen muß es äußerst unangenehm für Sie sein, mit der

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