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Alle Robotergeschichten

Alle Robotergeschichten

Titel: Alle Robotergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Chancen, daß er von einem Gegenkandidaten geschlagen werden würde, standen gut. Damit allerdings würde die Situation noch übler werden, denn die Oppositionspartei war für die Zerstörung des Weltbündnisses.
    Edwards seufzte. Miserable vier Jahre kamen auf einen zu – vielleicht sogar vierzig –, und er konnte nichts tun, außer in der Luft herumzuschweben und sofort die Beamten vom Sicherheitsdienst auf dem Boden über Laserphon zu informieren, falls sich irgendwo ein Unruheherd zu bilden schien.
    Aber es bildete sich kein Unruheherd. Nichts, was von der Norm abgewichen wäre, bloß ein weißes Staubwölkchen, kaum sichtbar und sofort wieder verflogen.
    Wo war der Präsident? Edwards hatte ihn aus den Augen verloren.
    Und jetzt bemerkte er das Durcheinander. Die Sicherheitsbeamten liefen wie aufgescheuchte Hühner hin und her. Wie eine Welle breitete sich der Aufruhr über die Menge aus. Der Lärm wurde immer stärker.
    Was die Menschenmasse schrie, brauchte Edwards gar nicht erst zu hören. Er wußte Bescheid. Präsident Winkler war verschwunden, von einer Sekunde zur anderen hatte er sich in Staub aufgelöst.
    Edwards hielt die Luft an. Jeden Moment mußte die Menschenmasse in eine Stampede ausbrechen.
    Und dann plötzlich eine Stimme, die alles übertönte, die das Volk zum Schweigen brachte. Es war, als sei das Ganze doch ein Holovisionsprogramm, dem jemand den Ton abgedreht hatte.
    Großer Gott, dachte Edwards, der Präsident!
    Die Stimme war unverkennbar. Winkler stand auf dem
    bewachten Podium, von dem aus er eine Dreihundertjahresrede halten sollte und das er vor etwa zehn Minuten verlassen hatte, um Hände zu schütteln.
    Wie war er auf das Podium gekommen?
    Edwards hörte zu.
    »Mitbürger, nichts ist mir passiert. Was Sie eben gesehen haben, war nicht etwa das Versagen Ihres Präsidenten, sondern das Versagen einer mechanischen Vorrichtung, was die Feier des glücklichsten Tages, den die Welt je gesehen hat, nicht trüben soll. Mitbürger, schenken Sie mir Ihre Aufmerksamkeit …«
    Und dann kam die Dreihundertjahresrede, die größte Rede, die Winkler jemals gehalten hatte beziehungsweise, die Edwards je gehört hatte.
    Edwards war so darauf konzentriert, daß er seine Pflicht vergaß.
    Winkler hatte die Situation im Griff! Er hatte begriffen, daß es ohne das Weltbündnis nicht ging, und würde es über die Krise hinwegretten.
    In seinem tiefsten Innern jedoch schlummerte die Erinnerung an die hartnäckigen Gerüchte, daß ein Robot hergestellt worden sei, der haargenau wie der Präsident aussah, Hände schütteln konnte, unerschöpflich sei, keine Launen habe und vor allem – nicht ermordet werden konnte.
    Das ist es gewesen, dachte Edwards, und die Haare standen ihm zu Berge. Der Robot hat die Hände der Bürger geschüttelt – und ist ermordet worden.

    13. Oktober 2078
    Als der etwa ein Meter zwanzig große Robot auf ihn zukam, blickte
    Edwards auf.
    »Mr. Janek erwartet Sie«, sagte der Robot.
    Edwards stand auf und kam sich plötzlich riesig vor. Jung kam er sich allerdings nicht vor. In den letzten zwei Jahren hatten sich scharfe Linien in sein Gesicht gegraben, und er war sich dessen bewußt.
    Er folgte dem Robot in einen erstaunlich kleinen Raum mit einem erstaunlich kleinen Schreibtisch, hinter dem Francis Janek, ein leicht dicklicher und erstaunlich junger Mann, saß.
    Janek stand lächelnd auf und schüttelte Edwards die Hand. »Mr. Edwards.«
    »Ich freue mich, die Gelegenheit zu haben, Sir …«, murmelte Edwards und wußte nicht weiter.
    Edwards hatte Janek bisher nie zu Gesicht bekommen, aber als persönlicher Sekretär des Präsidenten trat er ja auch selten in der Öffentlichkeit auf.
    »Nehmen Sie doch Platz«, sagte Janek. »Vielleicht ein Sojastäbchen?«
    Edwards lehnte höflich ab und setzte sich. Janek machte betont auf jugendlich. Sein reichlich zerknittertes Hemd war aufgeknöpft, die Haare auf der Brust hatte er sich violett färben lassen.
    »Ich weiß, daß Sie sich seit Wochen um einen Termin bei mir bemühen«, sagte Janek. »Verzeihen Sie, daß ich Sie so lange habe warten lassen müssen. Sie werden verstehen, daß ich über meine Zeit nicht frei verfügen kann. Aber jetzt hat es endlich geklappt … Ich habe übrigens mit dem Chef des Sicherheitsdienstes über Sie gesprochen. Er war sehr angetan von Ihnen und bedauert es, daß Sie aus dem Dienst ausgetreten sind.«
    »Ich fand es besser«, sagte Edwards, den Blick nach unten gerichtet, »meine eigenen

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