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Alle Tage: Roman (German Edition)

Alle Tage: Roman (German Edition)

Titel: Alle Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terézia Mora
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nicht leiden, ich weiß. Ich sage zu ihnen: Du kannst nichts dafür. Dass du kein Herz hast. Du kannst nichts dafür.
    Er suchte nach Kleingeld, legte es auf den Tisch.
    Entschuldige. Immer mach’ ich das. Immer muss ich dich angreifen. Natürlich hast du ein Herz. Jetzt kannst du mich nicht einmal mehr ansehen. Immer mache ich das. Du darfst das nicht ernst nehmen. Du weißt doch, dass ich eine Verrückte bin, oder? Oder weißt du das nicht? Geh nur. Kann ich besser weinen.

Puzzle
    Sieh an! Also doch kein impotenter Schwuler?
    Wovon, bitte, sprichst du?
    Du hast Recht, sagte Tatjana. Es wäre verfrüht, endgültige Schlüsse zu ziehen. Wenngleich mir die Vorstellung, sie könnte so etwas wie seine Frau sein, gefällt. Hier wäre Platz für eine Dreiecksgeschichte.
    Bitte, sagte Mercedes. Zögere nicht, sie zu schreiben. Respektive: Na und? Was ist schon passiert? Begegnung mit rüpelhafter Unbekannten, unerwartet und irritierend, aber sowas kommt vor. Menschen kennen Leute.
    Wieso erzählst du’s dann? (Tatjana)
    Hätt’ ich’s bloß nicht getan.

    Es war ein merkwürdiges Wetter, zwischen den Böen geradezu heiß, zeitweise hatte er den Hemdsärmel bis zum Oberarm hochgekrempelt. Knapp unter dem Rand war die Narbe einer Pockenimpfung zu sehen, und Mercedes dachte: Jetzt habe ich etwas von ihm gesehen. Tatsächlich die bislang größte Körperfläche: fast einen ganzen Arm. Das nächste Mal gehen wir schwimmen. Oder ich bitte ihn, in meine Wohnung zu kommen und sich zu entkleiden. Als Begründung kann ich angeben: Wenn man mich eines Tages fragt, muss ich über seinen Körper Bescheid wissen. Muttermale an welchen Stellen? Natürlich wird es dazu nie kommen. Und mit dem Schwimmen ist es auch so eine Sache. Omar mag kein Wasser. Dem Meer schaut er nur zu. Das mag mit der Augenhöhle zusammenhängen, obwohl ihm gesagt worden ist, dass Wasser nichts ausmacht.
    Ich weiß, sagt er, das ist es nicht. Zu Abel: Kannst du schwimmen?
    Ja.
    Ich nicht. Ich werde es auch nie lernen.
    Weißt du, sagte Mercedes auf der Heimfahrt vom Strand, sie fuhr, Abel saß auf dem Beifahrersitz, schaute zum Meer, wie es langsam hinter der Landschaft verschwand, weißt du, dass ich heute das erste Mal jemandem aus deinem Freundeskreis begegnet bin?
    Das läge daran, sagte er, Blick unverändert nach draußen, dass es keinen Kreis gäbe. Es gibt nur sie. Ihr Name ist Kinga. Wir haben uns eine Weile nicht gesehen.
    Ich habe auch keine Freunde, sagte Omar vom Rücksitz.
    Ich bin eure Freundin, sagte Mercedes.
    Danach schwiegen sie.
    Aus dem Schwimmen wurde nichts, das Wetter überlegte es sich noch einmal anders, der Winter kehrte zurück, zerrte an den Baumkronen in der netten Straße, pfiff zwischen den Containern auf dem Verladebahnhof hindurch. Schwimmen wäre ganz und gar nicht das Richtige gewesen. Abgesehen davon, sagte Abel, hätte er nächstes Wochenende leider keine Zeit.
    Jetzt wäre das Kind an der Reihe gewesen, mit kindlicher Neugier zu fragen: Was hast du vor? Aber Omar fragte nicht, und so erfahren wir (Mercedes) es auch nicht. Warum wurmt mich das jetzt?

    Plötzlich ist etwas da. Ein Moment . Jemand, eine Erbtante namens Vorsehung, hat mir ein gigantisches Ehemann-Puzzle geschenkt, Stück für Stück nähere ich mich von den Rändern an, Beobachtungsgabe und Ausdauer werden trainiert, mit einem Wort: Es ist Mühsal, aber man kann nicht aufhören damit, noch nicht, wenn auch das Ergebnis voraussehbar und, geben wir’s zu, meistens enttäuschend ist: ein zweidimensionales, von Rissen durchzogenes Bild. Oder – Wechsel der Metapher – als ob man in einem Traum unterwegs wäre, und das Etwas, das man sucht, ist immer hinter der nächsten Ecke. So fühle ich mich, sagte Mercedes. Was ich auch immer erfahre, ein Teil der Geschichte ist immer hinter der nächsten Ecke verborgen. Tolles Spiel. Oder mieses Spiel. Das weiß man noch nicht so richtig.
    Wenn wir schon dabei sind, sagte Erik, habe ich hiermit einen neuen Hinweis für dich. Das heißt, nein, ein Erik macht das anders.
    Hör mal, sagte er mit gedämpfter Stimme und schloss auch die Tür hinter sich, obwohl außer ihnen niemand da war. Ich habe etwas erfahren.
    Er holte tief Luft, atmete seufzend aus: Also. Da gab es doch, wir erinnern uns, diesen fadenscheinigen Moment um ein gewisses ungesichertes Werk in einem gestohlenen Laptop. Ich wollte das damals nicht auswalzen, aber in so einer Situation (???) stellt man sich doch unweigerlich Fragen: Wie ist das möglich? Was

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