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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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nicht aus. »Wer begleitet Piroschka heute nachhause?« fragte Frau Katzer. Fünf Mädchen meldeten sich, und Frau Katzer suchte Heike Zöhler und Gabi Schleip aus.
    Ich hätte mich auch gerne gemeldet, aber genausogut hätte ich mich begraben lassen können: Hier liegt in ewiger Ruhe der Schwachkopf, der als einziger Junge aufgezeigt hatte, als es darum ging, wer die Neue nachhause begleitet.
    Die anderen Jungs hätten sich gekugelt vor Lachen, auch die Mädchen, und ich wäre blamiert gewesen bis auf die Knochen.
    Vorm Einschlafen dachte ich jetzt nicht mehr an Roswitha, sondern an Piroschka, wie ich sie vor Qualle und dem Ventilmops beschütze, und ich drehte mich immer auf die linke Seite, mit dem Gesicht zur Rudolf-Harbig-Straße.
    Willst du mit mir gehn, Licht und Schatten verstehn, dich mit Windrosen drehn? So war das also, wenn man bis über beide Ohren verliebt war.
    Nach Angelika Quasdorf und Melanie Pape konnte Piroschka meine dritte Freundin werden. Oder meine sechste, wenn man Andrea und Daniela von der Horchheimer Höhe mitzählte und vom Mallendarer Berg noch Roswitha Schrimpf, auch wenn die das nicht wußte.
    Michael Gerlach wohnte in der Sebastian-Kneipp-Straße, wo das Schwimmbad gebaut wurde und der beste Weg ins Wambachtal runterging. Da latschten wir dann abends auch wieder rauf, und ich nahm jedesmal noch den Umweg über die Rudolf-Harbig-Straße in Kauf, in der Hoffnung, Piroschka in die Arme zu laufen, aber von der war nie eine Spur zu sehen.
    Rumba, Cha-Cha-Cha und die Linksdrehung beim Walzer lernte Renate jetzt in der Tanzstunde und machte uns das im Wohnzimmer vor, inklusive Tango und Foxtrott, bis Papa aus dem Keller hochbrüllte: »Könnt ihr mal aufhören mit dem Zinnober da oben?«
    Als Renate zum Zahnarzt mußte, sollten Volker und ich auch mit hin, alle in einem Aufwasch. »Ich mach mein Testament«, sagte Volker, und das machte ich auch.
    Ich, Martin Schlosser, im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, vererbe für den Fall meines Ablebens auf dem Zahnarztstuhl meiner Schwester Renate alle meine Bücher, meinem Bruder Volker meine Heinoplatte und meinen Anteil an der Carrerabahn, meiner Schwester Wiebke meinen G.I.-Joe und meinen Eltern den Rest meiner irdischen Besitztümer. Meine sterblichen Überreste sollen im Wald auf der Horchheimer Höhe zur letzten Ruhe gebettet werden. Martin Schlosser, Vallendar bei Koblenz, 13. Januar 1972.
    Durch die Wartezimmerwand konnte man die Kinder schreien hören, bei denen gebohrt werden mußte.
    Ich holte mir ein Buch. Karius und Baktus. Die hatten sich bei einem Jungen in dessen Gebiß wohnlich eingerichtet und benagten die Zahnhälse.
    Zum Zahnklempner müssen war schlimmer als zum Glatzenschneider müssen, weil man nie wußte, was auf einen zukam. Man konnte kilometerlange Betäubungsspritzen kriegen, wenn man Pech hatte.
    Bei mir war alles in Ordnung, aber bei Renate, die zwei neue Plomben bekommen hatte, war von den Spritzen die halbe Nase taub.
    Volker jubilierte, weil er die Zahnspange nicht mehr tragen mußte. Das sei sein schönstes Geburtstagsgeschenk.
    Das zweitschönste war ein neues Auto für die Carrerabahn, ein rotes. Das grüne hatte ausgedient. Volkers neue Karre war erheblich fixer als meine. Ohne zwei Sekunden Vorsprung hatte ich mit meiner alten Mühle keine Chance.
    Von den dreißig Mark, die er von Onkel Walter gekriegt hatte, kaufte Volker sich Platten. The Well-Tempered Synthesizer und eine von Ekseption.
    Morgens war Stromausfall, und wir saßen im Dunkeln.
    »Häch?«
    Mama kramte im Küchenschrank nach Streichhölzern und Kerzen. Mit einer von den Funzeln tappte Papa zum Sicherungskasten, aber dann ging das Licht ganz von alleine wieder an. »Da soll sich einer auskennen«, sagte Mama.
    Bei den anderen war auch überall Stromausfall gewesen, und wir sollten einen Aufsatz darüber schreiben. Wir waren gerade aufgestanden, als das Licht ausging, schrieb ich. Mein Bruder stürzte beim Zähneputzen in die Badewanne und kugelte sich den Arm aus. Von oben fiel mein Vater mit ohrenbetäubendem Lärm die Treppe runter und überschlug sich, bis er unten mich und meine Schwestern umstieß. Wir lagen in einem einzigen Knäuel auf dem Fußboden im Flur und fluchten alle so laut, daß die Wände wakkelten, und dann stolperte noch meine Mutter über uns drüber.
    Wegen dem Aufsatz hatte Mama eine Stinkwut auf mich. Was ich mir dabei gedacht hätte, solchen hirnverbrannten Quatsch zu verzapfen. Es sei höchste Zeit, meiner blühenden

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