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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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man’s genau nimmt, auch wieder nicht. Also, wir sind eingestiegen und gleich runter zum Springbrunnen in der Lahn. Da kann man sich nach Herzenslust vollspritzen lassen. Aber genau in der Sekunde, wo wir dahinkommen, geht das Ding natürlich aus. Verflucht! Zum Abreagieren haben wir die Enten eingeschüchtert, die da so rumschwammen. Und ’ne Flaschenpost haben wir gefunden, allerdings war die Flasche bloß voller Bierdeckel, und die haben wir nicht rausgekriegt. Holger wollte dann unbedingt an einem Brückenpfeiler anlegen. Das hat leider nicht so ganz geklappt. Wir sind irgendwie zu schnell gewesen und zu steil drauflos. Jedenfalls sind wir voll mit dem Bug angeknallt. Die Leute auf der Brücke haben alle doof geglupscht. Hatten ja auch allen Grund dazu. Danach sind wir so ’nem Angler zu nah auf den Pelz gerückt. Mann, hat der gemeckert!
    Und dann war die Stunde um.
    Das waren die aktuellen Nachrichten aus Vallendar.
    Im Training übten wir Ballannahme. Innenrist und Außenrist. Wie man den Ball abschirmt, wenn man trotz Hintermann angespielt wird, und wie man halbhohe Bälle von der Brust abtropfen läßt. Das wollte alles gelernt sein.
    Als ich am Samstag aus der Schule kam, schickte Mama mich gleich wieder raus, zum Unkrautschöveln. »Da fällt dir schon kein Zacken aus der Krone.«
    Wie ich diesen nutzlosen Dreckstreifen vor der Gartenhecke haßte! Nichts als Arbeit hatte man damit, und wenn sie erledigt war, wucherte trotzdem alles im Nu wieder zu. Meine Beine hatten Schrammen, mein rechter Ringfingernagel war umgeglippt, und während ich da auf allen vieren herumkroch, kamen zwei Weiber aus meiner Klasse angeradelt, Tanja Gralfs und Anneliese Junkers. Denen kehrte ich den verlängerten Rücken zu, bis sie vorbeigefahren waren.
    Wenn man’s genau bedachte, war eigentlich alles in Meppen zum Kotzen, bis auf den Fußballverein.
    Anders als die Gladbacher, die beim 1:1 gegen Bochum ein schwaches Bild abgegeben hatten, spielten wir gegen die C-Jugend des SV Eltern groß auf und gewannen mit 4:1. Für das Gegentor konnte ich nichts. Das war bei einem Handelfmeter gefallen, den unser Vorstopper Andi verursacht hatte. Bei dem mußte man auf alles gefaßt sein. Der brachte es fertig, fünf Leute auszutricksen und seinen Sturmlauf mit einem zentimetergenauen Steilpaß abzuschließen, aber er leistete sich auch Fehlpässe im eigenen Fünfer, wie ein blutiger Anfänger.
    Nach dem Spiel erzählte Andi, daß er die Schule satt habe und im nächsten Sommer abgehen werde. Dabei war der gerade mal in der achten Klasse.
    »Und was willste dann machen?« fragte Uli Möller. »Ohne mittlere Reife? Betteln gehen? Oder deine Oma auf ’n Strich schicken?«
    Darüber hatte Andi noch nicht nachgedacht.
    »Ja, du Schlauberger, da kuckste!« rief Uli Möller und schüttelte den Kopf. »Echt, manchmal frag ich mich, wo ich hier bin, beim SV Meppen oder im Irrenhaus!«
    Da gebe es keinen Unterschied, sagte Didi.
    Der Gedanke, daß Andi einen an der Waffel hatte, war mir schon gekommen, als er im Training einmal seine vielen Strümpfe hochgehalten und verkündet hatte, daß er immer mehrere Paare anziehe, entweder drei oder fünf oder sieben oder maximal neun. Es müsse immer eine ungerade Zahl sein; sonst würde er ein Eigentor schießen. Andi war abergläubisch.
    Man hätte mal selbst eine Flaschenpost loslassen müssen. Dem ehrlichen Finder winke eine Belohnung von Martin Schlosser, wohnhaft da und da, tippte ich auf ein Blatt Schreibmaschinenpapier und stopfte es zusammengerollt in eine leere Mineralwasserflasche, die ich fest zuschraubte. Dann fuhr ich zur Hasebrücke hinterm Kreisgymnasium, warf die Buddel ins Wasser und konnte zusehen, wie sie langsam aufs Ufergestrüpp zuschaukelte und sich darin verhedderte.
    An einer total unzugänglichen Stelle natürlich.
    Und ich hatte gehofft, in ’nem halben Jahr oder so vielleicht einen Schrieb aus New York zu kriegen. Oder aus Hongkong oder Rio de Janeiro. Denkste Piepen! Nicht mal schlappe zwanzig Meter weit war meine Flaschenpost auf ihrer Weltreise gekommen.
    Am Montag merkte ich erst in der großen Pause, daß ich vergessen hatte, mir die Fahrradklammer vom Hosenbein abzumachen. Au Mann. Das sah so panne aus! Und alle hatten es gesehen, und keiner hatte was gesagt!
    Mir blieb doch wirklich nichts erspart.
    Nachmittags nahmen zwei Fritzen vom Bundesvermögensamt und vom Staatshochbauamt unser Haus unter die Lupe, und Papa, der sich dafür freigenommen hatte, zeigte denen jede

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