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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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kratz doch endlich ab«, sagte ich, und Papa rief mich zur Ordnung. Ob ich noch ganz bei Groschen sei, solche Ausdrücke in den Mund zu nehmen? Aber ich fand das eben kitschig, und das sagte ich auch, und darauf erwiderte Papa nichts mehr. Ich war mir sicher, daß er das genauso kitschig gefunden hatte wie ich.
    John Wayne gefiel mir trotzdem, auch in diesem Western. Rauhe Schale, weicher Kern. Renate hatte mir mal gesteckt, daß John Wayne ein ultrakonservativer Fiesling sei, aber wen interessierte denn die politische Einstellung von Schauspielern? Mir wär’s auch egal gewesen, wenn Raimund Harmstorf CDU gewählt hätte. Na ja, so ganz egal vielleicht nicht. Aber für welche amerikanische Partei John Wayne war, das ging mir doch am Arm vorbei. Vielleicht hätte Renate mal selbst in der Salzwüste von Arizona in so ’nem Planwagen liegen sollen, in anderen Umständen, mit höllischem Durst dazu und womöglich noch mit ’ner Schußverletzung. Wenn dann zufällig John Wayne des Wegs gekommen wäre, hätte Renate ja auch nicht erst über die Gleichberechtigung der Frau diskutiert, sondern sich gefreut, daß ihr da ein gestandenes Mannsbild zu Hilfe eilte und nicht der Juso-Chef von Idar-Oberstein, mit Hängeschultern und Kassengestell.
    Shall we gather at the river,
    where bright angel feet have trod ...
    Der größte Cowboy von allen war und blieb John Wayne. Daran gab es nichts zu deuteln.
    Papa hatte eine Anzeige aufgegeben, daß er einen alten Victoriamotor suche, und jemand aus Hebelermeer rief an. Der besaß so ein Ding. Hebelermeer, das war irgendwo bei Twist, am Arsch der Welt. Mama und Papa fuhren hin, und als sie wiederkamen, trug Papa den betagten Motor in die Werkstatt, und Mama sagte, daß Hebelermeer in einer wahrlich gruseligen Gegend liege. Da sei der Hund verfroren.
    Schweinsbrutal ging es in einem Schwarzweißfilm zu, der auf einer Pflanzung in Hinterindien spielte. Da wurde gleich zu Anfang ein Mann von einer Frau mit sechs Kugeln durchsiebt. Die Frau behauptete, der Mann habe sie vergewaltigen wollen, aber wie sich herausstellte, war er ihr Geliebter gewesen, und sie hatte ihn aus Eifersucht umgeballert, und am Ende wurde sie von dessen Witwe abgestochen.
    Die Hauptdarstellerin hatte ziemliche Glubschaugen. Bette Davis. Nicht gerade ’ne Schönheit.
    Mama ging abermals abends aus, gemeinsam mit Papa in diesem Fall, zu einem »Barbarafest« mit Tanz und Jux und Dollerei. Barbara, so hieß die Schutzheilige der Artillerie. Bei dem Fest gossen sich die E-Stellen-Mitarbeiter und deren Ehefrauen einen auf die Lampe. Von mir aus hätte diese neumodische Ausgeherei ruhig noch extremere Formen annehmen können. Sonst wurde man abends dauernd in den Kellerwerkstatt gerufen, um Bretter oder Nägel anzureichen oder um den Schraubstockhebel festzuhalten, wenn Papa da was zu hämmern hatte, und wehe, man machte irgendwas falsch. Dann fuhr er sofort aus der Haut: »Du stellst dich mal wieder an wie der erste Mensch!« Es ging ihm schwer gegen den Strich, daß es auch Leute mit zwei linken Händen gab.
    Was Papa baute, paßte millimetergenau zusammen, aber in der Werkstatt herrschte ein einziges Durcheinander. Wie er sich in dem Gewusel aus Kabeln, Schraubenmuttern, Schmirgelbesen, Zangen, Bürsten, Sägeblättern, Pinseln, Kanistern, Autoschrott und Spülmaschinenschläuchen zurechtfand, kapierte ich nicht.
    Den Nikolaustag versüßten mir die Fohlen zusätzlich mit einem Auswärtssieg: 1. FC Köln – Gladbach 0:4. Mehr konnte man nicht verlangen.
    Im ZDF kam dann ein Krimi über einen Mörder, der die Tat zwar in Notwehr begangen hatte, aber die Leiche lieber verschwinden ließ, als der Polizei Rede und Antwort zu stehen. Doch das Versteck wurde entdeckt, und von da an zog sich die Schlinge um den Hals des Mörders immer enger zusammen. Vielleicht wäre es cleverer gewesen, wenn er die Leiche in der Badewanne zerteilt und im Hausmüll untergewühlt hätte, vermischt mit Hühnerknochen und anderen Küchenabfällen. Dann hätte doch nie einer was gemerkt. Aber wie hätte man einen Menschenkopf zerstückeln sollen? Mit der Axt? Ijasses! Dann lieber gestehen und als Totschläger zu zwanzig Jahren Alcatraz verknackt werden, hätte ich gesagt.
    Der Hauptdarsteller hieß Edward G. Robinson. Dessen Schurkenvisage war mir schon öfter begegnet. Mit so ’nem Gesicht hatte der in Hollywood wohl nie die Chance gehabt, einen von den Guten zu spielen. Oder wenigstens jemanden ohne leichengepflasterten Lebensweg.
    Für

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