Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
zum Küchendienst heranzog. Hinterrücks mischte sich auf einmal auch Papa noch ein: »Nicht mit der scharfen Schwammseite! Davon kriegt der Pott nur Kratzer!«
Konnte mir vielleicht mal endlich jemand erklären, wozu die scharfe Schwammseite gut war?
Im Training spielten wir gegen die D-Jugend und verloren mit 1:2. Blamabel! Mehrere Male hatte mich einer der Knirpse ausgedribbelt, und der zweite Treffer ging ganz allein auf mein Konto.
Hermanns Eltern hatten ihm erlaubt, nach der Schule auch mal bei uns zu bleiben, bis abends. Ich wollte Hermann auf dem Gepäckträger mitnehmen, aber das führte zu nichts. Da eierten wie nur rum wie zwei Irrenhäusler. Also schob ich mein Rad, und Hermann ging nebenher.
Zu seinem Erstaunen lagen an dem Tag zwei Postsendungen für mich bereit. Der eine Brief stammte von Tante Dagmar, mit einer Seite aus einem Katalog. Die Armbanduhr, die mir am besten gefalle, solle ich ankreuzen, schrieb Tante Dagmar, und ihr die Seite zurückschicken. Dann würde ich die Uhr meiner Wahl zur Konfirmation kriegen. Der andere Brief war mir von einer Firma zugesandt worden, die berufliche Fortbildungskurse anbot. Ich hatte da, nur um Post zu erhalten, Informationsmaterial bestellt. Zu was man sich so alles umschulen lassen könne: Dreher, Setzer, Stenograph ...
Hermann war baff, denn er hatte noch nie in seinem Leben von irgendwem Post gekriegt. »Wie, wie, wie? Du kommst von der Schule nachhause, und da liegen zwei Briefe? Nur für dich?« Er schien das überhaupt nicht begreifen zu können, aber so sensationell war das ja nun auch wieder nicht, wenn man eine weit entfernt wohnende Patentante hatte, die einem was zur Konfirmation schenken wollte, und wenn man sich außerdem aus unstillbarer Gier nach Post um die Zusendung von Broschüren beworben hatte. Es gab Tage, da kriegte Papa weniger Post als ich.
»Ist nicht wahr«, sagte Hermann. »Ist nicht wahr!«
Beim Mittagessen, zu dem Papa nicht erschien, weil er wegen irgendwelcher Machenschaften auf der E-Stelle verhindert war, taten wir uns an den Überbleibseln der Pasta asciutta gütlich. Zum Nachtisch deckte Renate Nußcreme auf, und Hermann rief, als er seinen Teller ausgekratzt hatte: »Das war göttlich! Von Schweizer Küchenchefs empfohlen!«
Wir schmissen unsere Kohle zusammen, spazierten zu Comet und kauften uns Brötchen, zehn Stück für 79 Pfennig, und nachdem wir die Brötchen aufgefressen hatten, gab’s zum Tee auf der Terrasse noch Berliner. Für jeden zwei. Die hatte Olaf spendiert.
Hermann wunderte sich auch über die Menge unserer Kinderbücher: So viele habe er noch nie auf einem Haufen gesehen. Dabei waren das, wie ich fand, viel zu wenige. Die waren doch nur ’n Klacks. Ich hätte gern noch zehntausend mehr gehabt von der Sorte.
»Deiner Schwester kannst du von mir bestellen, daß sie dufte kocht«, sagte Hermann, als er abends in den Bus stieg.
Beim Kuchenbacken hatte Renate sich Eigelb auf die Bluse gekleckert und versuchte nun, das mit Gardinenweiß wieder rauszuwaschen. Eine Weile sah ich Renate dabei zu, und dann sagte sie: »Hast du nichts besseres zu tun, als anderen Leuten bei der Arbeit zuzukucken, du Kicheronkel vom Dienst? Mußt du nicht noch Hausaufgaben machen?« O doch, das mußte ich. In Englisch, in Deutsch und in Franz.
Une interview. Un reporter vous pose quelques questions. Lisez les questions et complétez-les.
Interviewt werden und dann noch die Fragen selber vervollständigen müssen, das war ja geradezu paradox.
Von den Uhren, die Tante Dagmar mir vorgeschlagen hatte, suchte ich mir eine wasserdichte und stoßfeste aus, mit Datumsanzeige und Leuchtziffern. Seit ich in Koblenz meine alte Armbanduhr im Hallenbad an der Mosel verbummelt hatte, war ich ohne Uhr ausgekommen.
Die ZVS schickte Renate einen Brief, in dem stand, daß sie einen Studienplatz in Bielefeld habe, für das Lehramt der Primarstufe, Fächer Mathematik und Deutsch. Nun fehlte bloß noch, daß auch Olaf einen Studienplatz in Bielefeld kriegte.
Den SV Eltern schlugen wir mit 3:0, und Uli Möller bollerte einen Karton mit Teilchen in die Kabine: »Männer! Bedient euch! Heute habt ihr Geschichte geschrieben, ihr Spastiker! Stolz könnt ihr sein!«
Leider aber hatte Gladbach in Bochum zwei Punkte verloren, und es fiel wieder dicker Schnee.
»Und Mama hockt bei den Hottentotten«, sagte Papa und verleibte sich ein Leberwurstbrot ein, im Wohnzimmer, wo um kurz nach elf ein Film mit James Stewart anfing, der einen vom Pech
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