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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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in die Luft, und bei einer Eisenbahnfahrt blies er den empörten Erwachsenen Zigarrenqualm ins Gesicht und soff Bier und warf das Glas zum Fenster hinaus, um einen Bahnwärter zu treffen. Aber dann kam das böse Ende:
    Ich dachte, wieviel schöner möchte es sein, wenn es mir jetzt nicht schlecht wäre, und ich hätte ein gutes Zeugnis in der Tasche, als daß ich jetzt den Hut in der Hand habe, wo ich mich hineingebrochen habe.
    Davon mußte ich Hermann erzählen.
    Manchmal fuhr Papa noch nach Einbruch der Dunkelheit zur E-Stelle, zum sogenannten Nachtschießen, das die Militaristen dort mit Donnergetöse zu praktizieren pflegten. Dann hallten Böllerschüsse durch die Nacht.
    Für mich kam endlich wieder Post von Michael.
    Huhuhu ...
    Morgen Schule, und gleich Bundesjugendspiele! Das gibt wieder was. Ich hab ja noch nicht mal ’ne Turnhose! Noch in diesem Brief werde ich Dir Bericht erstatten, wie alles gelaufen ist.
    Mann, bin ich schlapp. Ich hocke hier um neun Uhr abends in meinem Zimmer und bin müde. Fernsehen darf ich nicht, und schlafen kann ich nicht, ist noch viel zu hell. Und in dieser ausgezeichneten Verfassung soll ich zu den Bundesjugendspielen? Das ist doch Irrsinn. Vielleicht gehe ich auch gar nicht hin. Wozu gibt’s diesen Mist überhaupt? Ich bin seit einem Jahr keine 100 m mehr gerannt, und weitgesprungen bin ich erst recht nicht. Da steht mir ’ne schöne Blamage bevor.
    So, jetzt geh ich pennen.
    Habe ausgepennt. Die Bundesjugendspiele sind vorbei. Wir sind dauernd bloß rumgelatscht, und als wir endlich angefangen haben, ist es selbst im Schatten heißer gewesen als in der Sahara. Ächz! Das Fußballspiel Schüler gegen Lehrer hab ich mir noch angesehen. Die Lehrer haben 5:0 gewonnen! So ein Mist. Und danach war der Bus vielleicht voll! Da wollten Tausende ins Schwimmbad. Ich darf wohl behaupten, daß die Drängeleien im Bus zermürbender waren als die ganzen blöden Bundesjugendspiele.
    Heute ist einer von den Schaltern an unserem Kassettenrekorder kaputtgegangen. Macht ja nichts, haben wir uns gesagt, wir haben ja ’ne Garantie. Von wegen! Da steht, daß die nur gilt, wenn die Garantiekarte ordnungsgemäß ausgestellt worden ist, mit Datum und mit Unterschrift des Verkäufers. Aber der Arsch von Verkäufer hat nicht unterschrieben! Schweinerei!
    Heute nacht hab ich kaum geschlafen, es war so’n dolles Gewitter. Mann, so einen Donner haste noch nicht gehört! Und erst die Blitze! Na, ich hab mir einfach die Ohren zugehalten. Aber dann hat es wieder ganz abscheulich gekracht. Und als es da blitzt und tost und wütet und donnert, da sehe ich an meinem Fenster ’nen Mann! In fahles Licht getaucht, ganz violett, mit dem Rücken zu mir. Ich dachte ja erst an ’nen Albtraum, aber dafür sah alles zu echt aus. Da bekam ich einen sagenhaften Schrecken, weil der Mann sich umdrehte. Er ging an mir vorbei und aus der Tür ...
    Nun könnte ich ja schreiben, es war ein Einbrecher oder Dracula oder so, aber ich will ehrlich sein: Es war bloß mein Vater, der das Fenster zugemacht hatte, wegen dem Regen. Aber den Schrecken kann ich jetzt noch spüren.
    Weißt Du schon genau, wann Du kommst?
    Bis dann, der große Michael!
    An den Rand hatte er eine Zeitung gezeichnet, mit der Schlagzeile: »Kind beging Selbstmord – aus Langeweile!« Und darunter: »Scheel im Klo ersoffen«. Und daneben: »Bundesjugendspiele in Koblenz – 11 Tote!«
    Von mir kriegte Wiebke zum zehnten Geburtstag einen feuchten Händedruck. Immerhin hatte ich ihr mal ein Eis ausgegeben.
    »Ja«, sagte sie, »letzten Sommer!«
    Ihre Geburtstagsgäste fielen mir zwar auf die Nerven, aber von der Erbeertorte Marke Renate wollte ich auch was abhaben. Renate, die Küchenfee: Wiebke zu Ehren hatte sie außerdem noch einen dicken Pott Bananenquark und einen glibberigen Götterspeisefisch mit Kirschen und heißer Vanillesoße fabriziert.
    »Und wer soll das alles fressen?« Das war Papas Kommentar.
    Der bei Kamps bestellte Polo ließ auf sich warten. Mama war schon mehrfach vorstellig geworden, um den Schlafmützen da Feuer unterm Arsch zu machen. Auf die Bude rücken müsse man den Kerlen, sonst rührten die sich nicht. Ein guter Grund mehr, sich kein Auto zu kaufen: Dann brauchte man niemandem einzuheizen und konnte selbst ’ne ruhige Kugel schieben.
    »Der Doofkopp hat die halbe Zunge mitbetäubt«, sagte Renate, als sie ihren nächsten Zahnarzttermin überstanden hatte, aber das enträtselten wir erst nach der zweiten Wiederholung. Sogar

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