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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Familienväter ja nicht mehr um ihre Einwilligung gebeten, wenn die Kinder sich verheiraten wollten. »Aber Renates Eheschließung mit diesem rauschebärtigen Politologen kann ich nun mal nichts abgewinnen!«
    Das sei doch noch längst keine beschlossene Sache, sagte Mama und wedelte mit der Hand Papas Zigarettenqualm weg. »Dieses Verhältnis wird sich noch gewaltig abkühlen, und dann werden wir ja sehen ...«
    Nebenbei hatte Mama eine Mängelliste erstellt: Beide Balkontüren klemmten, das Fenster im oberen Bad beschlug von innen, der Vorkeller roch muffig, die Küchenschublade ging nicht ordentlich zu, der Kühlschrank vereiste zu schnell, und die Schrankwand hatte Macken.
    Bloß nie ein Haus bauen oder kaufen, das würde einem nur Ärger bescheren.
    Am Pfingstsonntag erschien Renate zwar morgens zum Unkrautjäten, aber um vier Uhr nachmittags holte Olaf das edle Freifräulein wieder ab, und wir anderen wurden noch bis zum Einbruch der Dunkelheit im Garten herumgescheucht.
    Bis zum Sommer, sagte Papa, müßten die Garage und die Waschküche verputzt werden. Großer Gott. Wenn man ein Häuschen im Grünen besaß, war man rund um die Uhr zum Malochen verurteilt.
    Auch am Pfingstmontag war’s noch affenartig heiß, und ich lernte am eigenen Leib das Phänomen der Unterarmnässe kennen.
    Tri-Top bringt den Riesenspaß – erfrischend fruchtig Glas für Glas!
    In der Küche machte Mama Gurkensalat fertig und zuckerte den Rhabarberpudding, obwohl ihr klar war, daß der niemandem schmeckte.
    Renate ließ sich erst lange nach dem Essen wieder blicken, als auf der Terrasse Kaffee getrunken wurde.
    In aller Herrgottsfrühe düngte Papa den Rasen, und Michael versprach mir, ganz bald wieder einen Brief zu schreiben.
    Renate rubbelte in der Küche mit einem benzingetränkten Schwamm die Scheißprilblumen von den Kacheln ab, während Papa draußen wieder mit dem Dachgepäckträger kämpfte. Die kannte ich schon aus Spanien, die Brüllerei. Und die Hitze war so viehisch, daß einem die Zunge raushing.
    Im Peugeot zurück nach Meppen. Ich saß hinten, und Renate sagte, daß Olaf heute ins Manöver ziehen müsse, nach Grafenwöhr.
    Auf einem Rastplatz vor dem Leverkusener Autobahndreieck kriegten wir hartgekochte Eier und belegte Brote zu essen.
    Kurz vor Rheine machten wir noch einmal Rast, und ich mußte eine ganze Weile ins Grüne wandern, um an einen Strauch ohne Klopapier und sonstigen Müll drumherum pissen zu können.
    Zuhause machte Mama den Fernseher an: Der dicke polnische Parteichef Edward Gierek weilte zu Besuch in Bonn. Papa schleppte seine Utensilien von der Einfahrt in den Keller. Dann wurde im Wohnzimmer Bier gesoffen, und nur ich kriegte nichts ab.
    In Erdkunde kamen die Rassenkonflikte in den USA dran und die Reservate für die von den Amis dezimierten Indianerstämme. Von den Indiandern würden viele heute bloß noch saufen.
    Nach Schulschluß suchte ich mir in der Stadtbücherei was Neues zu lesen aus: »Lausbubengeschichten« von Ludwig Thoma, über einen bayrischen Jungen mit schlechten Schulnoten und hundsgemeinen Lehrern. Einmal, als er gerade aufgerufen wurde, fiel ihm ein geheimer, parfümierter Liebesbrief runter, und den angelte sich der Lateinprofessor:
    Zuerst sah er mich an und ließ seine Augen so weit heraushängen, daß man sie mit einer Schere hätte abschneiden können. Dann sah er den Brief an und roch daran, und dann nahm er ihn langsam heraus. Dabei schaute er mich immer durchbohrender an und man merkte, wie es ihn freute, daß er etwas erwischt hatte.
    Und dann las der Lehrer den Brief der ganzen Klasse vor. Laut.
    »Innig geliebtes Fräulein! Schon oft wollte ich mich Ihnen nahen, aber ich traute mich nicht, weil ich dachte, es könnte Sie beleidigen.«
    Ich wäre eingegangen wie ’ne Primel, auf der Stelle, aber dieser Junge ließ sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen. Der schmiß den Leuten, die ihn ärgerten, einfach das Fenster ein. Grausame Rache nehmen wollte er auch an der zickigen Nachbarin, einer Frau Geheimrat, und deren geliebter Angorakatze den Schwanz abschneiden.
    Wenn sie dann ruft: »Wo ist denn nur unser Miezchen?« schmeiße ich den Schweif über den Zaun hinüber. Aber ich muß mich noch besinnen, wie ich es mache, daß es niemand merkt. Da bin ich wieder lustig geworden, weil ich gedacht habe, was sie für ein Gesicht machen wird, wenn sie bloß mehr den Schweif sieht.
    Beim Spielen mit einem vornehmen preußischen Knäblein sprengte er dessen Spielzeugdampfschiff

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