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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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habe da zwar keinerlei moralische Bedenken, aber Renate sei ja immer noch ein Mitglied der Familie Schlosser und nicht der Familie Blum. »Für dich und deinen Olaf ist das viel zu selbstverständlich, daß du immer bei dessen Eltern übernachtest!« Darüber werde sie sich auch mit Olafs Mutter noch unterhalten. »Du benimmst dich, als ob du da schon zur Familie gehörst, und das geht nun mal nicht! Und außerdem ist Pfingsten, und da kannst ja wohl mal zuhause sein! Deinen Olaf hast du noch lange genug! Wir existieren schließlich auch noch! Du mußt doch auch mal an uns denken und nicht bloß immer und immer an deinen Olaf!« Abendliche Besuche würden vollkommen ausreichen. »Und dann wirst du von der Gartenarbeit ohnehin so kaputt sein, daß du kaum irgendwelche Lust hast, dich da riesig zu amüsieren. Dann solltest du lieber früh zu Bett gehen ... nein ... nein ... also wirklich, du bist nur auf dein Vergnügen aus! Du kannst nicht einfach entscheiden, was gemacht wird, und alle anderen werden gar nicht gefragt! Olafs Eltern ist das sicher auch schon längst nicht mehr recht, was sich da bei euch eingebürgert hat!«
    So ging es hin und her. Als ich mich daran sattgehört hatte, ging ich ins Wohnzimmer, um mir den Vampirfilm anzusehen, der um Viertel nach neun im ZDF anfing: »Blut für Dracula«, wieder mit Christopher Lee.
    Am ersten Pfingstferientag sollte gleich nach dem Mittagessen gestartet werden, aber Papa würgte viel länger als geplant an den Dachgepäckträgerschrauben herum, obwohl das alles eigentlich nicht so schwierig sein konnte wie das Kopplungsmanöver von Apollo und Sojus.
    Weil Renate nicht mitfuhr, stand diesmal auch mir als Drittältestem ein Fensterplatz zu, und Wiebke mußte in der Mitte sitzen. Als sie ihren ersten Furz in den Peugeot entließ, fühlte ich mich sofort zurückversetzt in die Tage der Spanienreise.
    Fünf Stunden Fahrt.
    Unterwegs tankten wir bei Deutschlands Autopartner Nr. 1, Aral.
    Auf dem Mallendarer Berg inspizierte Papa unser Haus vom Keller bis zum Dach. In der Waschküche war ein Gullirost zerbrochen, und das Ausgußbecken war aus der Verankerung gerissen. Das wurde nur noch durch das Abflußrohr in seiner Lage gehalten. Papa stieß Flüche aus, und Mama rief: »Nicht doch vor den Kindern, Richard!«
    Aus dem Radio war zu erfahren, daß Offenbach noch in der 81. Minute mit 1:0 in Führung gelegen hatte, aber dann war Allan Simonsen nach vorn geprescht, zum Ausgleich, und als der Schiri Ohmsen aus Hamburg abgepfiffen hatte, war Borussia Mönchengladbach zum vierten Mal Deutscher Meister.
    »Nun reg dich mal wieder ab«, sagte Mama, als ich freudig erregt die Treppe hinunterhüpfte. »Sieh dich mal lieber nach Wiebkes Zahnbürste um!«
    Die war irgendwo verschüttgegangen.
    Ratzen mußten wir auf wabbeligen Luftmatratzen, und am Morgen gab’s nur Schwarzbrot mit SB-Magarine als Grundlage für die Erdbeermarmelade. Aus dem Marmeladenglas hatte Mama vorher mit dem Messer ein Fitzelchen Schimmel entfernt, und nach dem Frühstück durfte ich Michael Gerlach besuchen gehen.
    Finanziell sei die Konfirmation unergiebig gewesen, sagte Michael. Auch für seinen Bruder Holger sei nicht viel herausgesprungen. Ins Wambachtal wollten sie alle beide nicht gehen. Das hätten sie satt.
    In der Küche spielten wir eine Stunde lang zu dritt Mensch-ärgere-Dich-nicht, bis Frau Gerlach den Tisch brauchte, zum Abstellen von Töpfen und Schüsseln beim Essenkochen. Der Versuch, das Spielbrett mit allen Figuren ins Wohnzimmer zu tragen, scheiterte kläglich: Beim Transport fielen sie allesamt runter, und Michael sagte, ihm sei die Lust an diesem Spiel sowieso schon vergangen.
    Olaf holte Renate vom Busbahnhof ab und brachte auch zwei Gartenliegen mit, von seinen Eltern, als Leihgabe für uns, und dann wurden auf der Terrasse Zukunftspläne durchgesprochen, bei Kaffee und Butterkuchen. Ein Studium in Bielefeld wäre nicht nach seinem Gusto, sagte Olaf. Er wollte lieber in Bonn studieren, Politologie und Jura, und Renate hatte sich deshalb auch mit dem Gedanken angefreundet, in Bonn zu studieren.
    Nächtigen durfte sie dann ausnahmsweise doch in der Schubertstraße.
    Papa saß noch lange biertrinkend und rauchend auf der Terrasse und zog über Olaf vom Leder. Politologie! Das sei keine ernstzunehmende Wissenschaft. »Da wird nichts als leeres Stroh gedroschen! Und was will Renates Waldschrat später mal anfangen mit seinem Diplom? Etwa ’ne Familie ernähren?« Heutigentags würden die

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