Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
gegenüberliegenden Ende der U-Form saß eine Schülerin, die so schön war, daß ich’s kaum aushielt. Michaela Vogt. Ich mußte mich zusammenreißen, um die nicht immer anzustarren, aber wohin hätte ich denn sonst kucken sollen, wenn die mir geradewegs gegenübersaß? Und wie sollte ich das ein Jahr lang ertragen, ohne überzuschnappen?
In der neuen Zeit stand mein Geschreibsel über die Fragwürdigkeit von Sportzensuren. Da konnte ich mich also wieder mal auf 25 Eier freuen. Leider fiel mir auch zu der neuesten Frage, was Ostdeutsche und Westdeutsche noch verbinde, nichts ein, weil ich keine Ostdeutschen kannte. Außer Papa.
Uff ...
Mit diesem Grunzlaut fing Michael Gerlachs neuester Brief an. Dieser Sauhund befand sich ja jetzt im Urlaub in Österreich.
1. Tag: Nach elf Stunden Fahrt sind wir glücklich in Sölden angekommen. Das Nest liegt 1300 m hoch und ist zwischen kahlen Bergriesen eingeklemmt, die es abermals um 1000 m überragen (wenn nicht mehr). Da die Berge für uns dem Anschein nach unbesteigbar sind und sich diese Gebirgslandschaft etwa 20 bis 30 km nach allen Himmelsrichtungen hin ausdehnt, komme ich mir vor wie in einer Mausefalle. Nur mit dem Unterschied, daß die Maus durch baldigen Tod erlöst wird, während ich hier noch drei Wochen hocken muß.
Außerdem ist das Wetter saumiserabel: Die Berggipfel sind in Wolken gehüllt, es nieselt, und es weht ein eisiger Wind.
Wenigstens sind die Unterkünfte einigermaßen ungezieferfrei, und es läßt sich leben, wenn man darüber hinweghört, daß sämtliche Türen, Wasserhähne und Fenster nach einem Tropfen Öl schreien, und wenn man großzügig darüber hinwegsieht, daß sich die mittelalterlichen Zimmerdecken so cirka in Holgers Schulterhöhe befinden.
Dann wäre da noch das Problem mit den Schillingen. Die ewige Umrechnerei – mal 7? durch 14? durch 7? mal 14? – macht einen ganz konfus. Am Ende weiß man nie genau, wieviel man ausgegeben hat.
2. Tag: Die Sonne scheint! Welch eine Veränderung! Es ist zwar nicht sehr warm, aber schön hell. Gefrühstückt haben wir in der Pension, jeder zwei Brötchen, die sehr gut geschmeckt haben. Dann sind wir mit dem Auto losgefahren. Erstmal akklimatisieren. In »Hochgurgl« sind wir ausgestiegen, so in 2100 bis 2300 m Höhe. Tolle Luft. Die Kühe liefen frei rum und blockierten die Straße, zusammen mit hungrigen Pferden (eines hat nach meinem Vater getreten, weil es leer ausgegangen war). Auf der Alm rumzurennen hat auch nicht schlecht Spaß gemacht. Schön steil und alles voller Bäche. Kein einziger Baum, nur Krüppelkiefern. Beim Rumrennen selber war ich gar nicht müde, aber nachher im Auto bin ich fast eingepennt.
In der Pension erhielten wir die frohe Botschaft, daß wir in eine Ferienwohnung nebenan umziehen könnten. Ganz modern, nichts quietscht, und die Decken sind hoch genug. Wir haben gleich umgeräumt. Ist schon doll, daß wir nicht mehr in dem Quietsche-Verlies wohnen.
Tschüß, Dein bergwandernder Michael!
Wenn ich als dessen Zwillingsbruder geboren worden wäre, hätte ich da mitwandern können, statt im Emsland zu verrotten.
Volker schimpfte über die Belastungen in der reformierten Oberstufe: Die Lauferei von einem Kurs zum andern würde ihn völlig wuschig machen. Das Maristengymnasium sei das reinste Labyrinth.
Im DFB-Pokal spielte der SV Meppen gegen Rot-Weiß Essen und verlor 2:3 nach Verlängerung. Da fehlte eben noch einer wie ich, oder nicht? Mit dem SV Meppen durchmarschieren im DFB-Pokal, bis zum Sieg im Endspiel und dann in der nächsten Saison im Finale des Europapokals den FC Barcelona in die Knie zwingen oder Inter Mailand oder von mir aus auch Feyenoord Rotterdam oder Hajduk Split. Die denken dann erst wunder was, wie leicht sie’s hätten, weil sie zur Halbzeit schon mit 6:0 in Führung liegen, aber in den letzten zehn Spielminuten bäumt sich der Abwehrrecke Martin Schlosser auf und brilliert mit einem doppelten Hattrick und läuft nach einem Foul des gegnerischen Kapitäns auch mit Rippenfraktur und gebrochenem Nasenbein wieder auf, erzielt mit einem kolossalen Weitschuß aus dem eigenen Strafraum das allesentscheidende Tor und sichert sich damit einen Platz in der ewigen Ruhmeshalle des Rasensports. Günter Netzer in der Sportschau : »Heute haben wir den neuen Fußballgott gesehen.« Gerd Müller widerruft die Erklärung seines Rücktritts aus der Nationalmannschaft, um mit mir gemeinsam stürmen zu dürfen, und Pelé kommt eigens angereist, um mich bei der
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