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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Strand herumstehen.
    Als ich einmal früher wach geworden war als alle anderen, lief mir auf der Terrasse ein rotbraunes Kätzchen zu. Ich servierte ihm Milch und Cervelatwurst und lockte es dann in mein Zimmer und sperrte es in meinem Schiebeschrank ein. Mama brauchte nichts davon zu wissen.
    Von der Unfallversicherung der Tante, die ihr in Koblenz reingefahren war, verlangte Mama mehr als eintausend Mark, obwohl die Reparatur weniger als die Hälfte gekostet hatte. Den Rest forderte Mama für die »merkantile Wertminderung« und den »Nutzungsausfall«, und dann knallte sie noch eine »Unkostenpauschale« drauf und behauptete: »Durchschrift dieses Schreibens mit Ablichtung der Anlagen und des Vorgangsschreibens habe ich vorsorglich meinem Anwalt übergeben.« Was gelogen war, denn Mama hatte gar keinen Anwalt.
    Versicherungen, sagte sie, müsse man rotzfrech gegenübertreten, sonst nähmen die einen nicht für voll.
    Abends spielte ich mit dem Kätzchen herum, als es satt war vom Fressi-Fressi aus Aufschnitt und Milch. Nach lose baumelnden Wollknäuelfäden zu schnappen, die man ihm hinhielt, das gefiel dem Tierchen gut, und es schnurrte genüßlich, wenn man es auf den Schoß nahm und es im Nacken kraulte oder am Bauch.
    Ein halbes Honigbrötchen überließ ich dem Kätzchen morgens und machte die Schiebeschranktür wieder zu.
    Nach der Schule stellte Mama mich zur Rede: Wo dieses Katzenvieh herkomme, das ich in meinem Zimmer gefangenhielte. »Ich geh da nichtsahnend rein, um zu staubsaugen, und dann jault da diese Kreatur und kratzt von innen an der Schranktür!« Um die Katze wieder loszuwerden, gab Mama eine Anzeige auf:
    Kleines Kätzchen (braun/weiß) zugelaufen. Georg-Wesener-Str. 47.
    Die Katze durfte dann bis auf weiteres im Keller hausen und zwischen Papas Werkzeugen herumginstern.
    In der »Zeit-Lupe« wurde danach gefragt, wie sich die Sexualkunde aus Schülersicht darstelle. Auch darüber wollte ich mich nicht öffentlich äußern, obwohl ich ziemlich scharf gewesen wäre auf die 25 Mark.
    Für das Zeitmagazin hatte der Schriftsteller Walter Kempowski Helmut Kohl gefragt, was er so lese, und Kohl hatte gesagt: »Also, wenn Sie mich so fragen – ganz vornean, alles andere totschlagend, das war Hölderlin.«
    Hölderlin als Totschläger?
    »Der ist doch nicht ganz gar gebacken, dieser Kerl«, sagte Mama.
    In dem Interview hatte Kohl auch noch anderen Stuß von sich gegeben: »Ich bin einer, der Politik sehr stark aus der Geschichte heraus begreift.« Ja, wie denn sonst?
    Mit dem Begrifferätsel ganz hinten im Zeitmagazin , »Um die Ecke gedacht«, verbrachte Mama jedesmal Stunden, und wenn sie irgendwas nicht rauskriegte, rief sie Tante Dagmar oder Tante Luise an, die sich mit der Lösung desselben Rätsels abrackerten. »Hilf mir doch mal bei vierzehn waagerecht auf die Sprünge: ›Tanker können, wenn sie beim Auslaufen da rauslaufen, auslaufen.‹ Fünf Buchstaben, erster R.«
    Woraus mochten denn wohl Tanker beim Auslaufen rauslaufen? Aus dem Hafen? Falsch. Mit R sollte das Wort anfangen und fünf Buchstaben haben.
    Rickeracke, Hühnerkacke. Wie konnte man sich nur über solchen Mist den Kopf zerbrechen?
    Um die richtige Lösung zu finden, mußte Mama erst noch einen Haufen anderer Begriffe erraten, und dann rief sie: »Ruder! Tanker können auslaufen, wenn sie beim Auslaufen aus dem Ruder laufen!«
    Da wär ich in hundert Jahren nicht drauf gekommen.
    Auf Renates Wunsch rief Mama jeden Tag bei den Menschen vom Arbeitsamt Bielefeld an, um sich nach einem Job für Renate zu erkundigen, aber die hatten nix.
    Mein Relief mit dem Schwimmer und dem Hai gab mir der Lorber mit der Note Vier zurück. Ich hätte das »Thema verfehlt«.
    Aha. Das Schwimmen auf der Flucht vor einem Hai stellte also keine Arbeit oder Tätigkeit dar. Im Pazifik, mit ’nem Haifisch hinter sich, da hätte ich den Lorber gern mal sehen wollen: Ob er dann wohl ohne echten Arbeitseifer ausgekommen wäre?
    »Nimm dir ein Beispiel an mir«, sagte Hermann, der für sein klobiges Produkt, das eine Schmiedewerkstatt darstellen sollte, eine glatte Drei eingestrichen hatte. »Ich bin der neue Picasso!«
    Um den Spitzenreiter Hertha BSC aus dem Sattel zu holen, genügte Gladbach in Berlin ein einziges Tor, und den Aufsteiger Tennis Borussia Berlin deklassierte Eintracht Frankfurt im Waldstadion mit 7:1. Drei Tore hatte allein Bernd Hölzenbein erzielt, davon allerdings eins per Foulelfmeter, aber auch das war ja eine Kunst.
    In der DDR

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