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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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habe.
    Das Taschenbuch über die NVA gefiel mir nicht, weil sich die Wehrerziehung in der DDR bei der näheren Untersuchung als unvorstellbar langweilig erwies. Da wurde man schon als Schüler zur Teilnahme an paramilitärischen Übungen verpflichtet, die der »frühzeitigen Herausbildung von sozialistischen Soldatenpersönlichkeiten« dienen sollten. Wehrdienstverweigerer mußten trotzdem exerzieren, als »Bausoldaten«, und wer da nicht mitmachen wollte, der wurde ins Loch gesteckt. Ein schöner Scheißstaat, diese DDR. Und wie peinlich für die Regierung, daß die westliche Landesgrenze von Soldaten bewacht werden mußte, damit keiner abhauen konnte aus dem Arbeiterparadies.
    Renate schenkte Mama einen Grill, so einen runden schwarzen, mit drei Beinen und rotem Windschutzblech. Hatte nur neunfümmenneunzig gekostet, der Apparillo, aber in dem trüben Herbstwetter konnten wir nicht viel damit anfangen.
    Und dann rief Olaf an: Seine Zulassung sei da, aber für Trier statt für Bonn! Renate brach in Tränen aus, und Mama schlug ihr vor, sich mit Olaf zu verloben oder ihn zu heiraten. Knall auf Fall. Dann könne Olaf dringende familiäre Gründe für seine Zulassung in Bonn geltend machen.
    Das waren ja nun völlig neue Töne.
    Werder Bremen hatte einen schweren Stand beim Rückspiel auf dem Bökelberg. Gladbach siegte 3:1 und befand sich danach auf dem zweiten Tabellenplatz, zwei Punkte hinter den Kölnern, die bis jetzt jedes Spiel gewonnen hatten. Den Vogel hatte aber diesmal Bayern München abgeschossen mit einem 9:0 gegen Tennis Borussia. Ein Tor von Jupp Kapellmann, drei von Karl-Heinz Rummenigge und Stücker fünfe allein von Gerd Müller! Wie mochte es danach wohl Hubert Birkenmeier zumute sein, dem Torwart von Tennis Borussia? Es war keine Schande, als letzter Mann von Gerd Müller ausgetrickst zu werden, denn das hatten auch Weltklassetorhüter wie Enrico Albertosi, Jan Tomaszewski und Gordon Banks schon erlebt, aber in einem Spiel durchschnittlich alle zehn Minuten ein Tor zu kassieren, das mußte einen fertigmachen. Und dazu kam ja noch die Gewißheit, daß hinterher Abermillionen Zuschauer der Sportschau und des Aktuellen Sport-Studios als Augenzeugen auf dem Sofa saßen.
    Weil es nicht nach Regen aussah, wurde abends Fleisch gegrillt, auf der Terrasse, und da langte auch Renate kräftig zu. »Ab morgen eß ich dann wieder nur Quark«, sagte sie. Neun Pfund hatte sie angeblich schon abgenommen. Und am Montag wollte sie mal irgendwo in Bonn anrufen und höheren Orts ihre Lage schildern. Studienplätze könne man ja auch tauschen.
    Wiebke aß nur eine Spatzenportion, und Mama verschränkte die Arme vorm Bauch, weil sie fror, und dann ging sie rein, um die Ziehung der Lottozahlen nicht zu verpassen. Papa, der an der Fleischfresserei keinen Gefallen fand, war aus dem Keller gar nicht erst nach oben gekommen.
    »Ich schrei Kakao!« rief Mama im Wohnzimmer. »Schon drei Richtige! Und jetzt geht’s weiter! Kommt mal alle her!«
    Auch drei Richtige bildeten noch keine Garantie für ein sorgenfreies Leben. Die 49, die 12 und die 9 waren aus der Lostrommel gezogen worden, und Mama hatte alle diese Zahlen auf einem Feld ihres Lottoscheins angekreuzt und außerdem noch die 7, die 20 und die 36.
    Die Trommel drehte sich, und dann purzelte die nächste Zahlenkugel in den durchsichtigen Becher.
    30! Oder 20? Oder 29? Nein, die 20 war’s, eindeutig, und nun trennten uns bloß noch zwei kleine Glückstreffer vom Durchbruch in die Welt der Millionäre. Vier Richtige hatten wir bereits beisammen, und nun kam auch Papa hoch, angelockt von unserem Freudengeschrei.
    Wenn es klappte, würden Mama und Papa den Gewinn zwar irgendwie anlegen, so fest wie möglich, aber ein bißchen was würde auch für Renate, Volker, Wiebke und mich abfallen, da war ich mir sicher. Das mindeste wäre eine dicke Taschengelderhöhung.
    In dem rotierenden Gerät hoppelten die Kugeln durcheinander, bis es stehenblieb. Dann bewegte es sich in die Gegenrichtung, und als eine von den Kugeln in die Röhre rollte, schrie Renate: »Die 36!«
    Die gezogene Kugel kullerte so rasch durchs Röhrchen, daß man die Zahlenaufschrift nicht gleich erkennen konnte, und dann plumpste die Kugel in den Auffangbehälter.
    37.
    Scheiße! So verflucht knapp daneben! Als ob der liebe Gott das extra gemacht hätte, um uns an der Nase herumzuführen!
    Als letztes kam dann noch die 11.
    Zusatzzahl 2.
    »Außer Spesen nix gewesen«, sagte Papa, obwohl Mama doch immerhin vier

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